Gesellschaftliche Entwicklungen machen auch vor den Friedhöfen nicht halt. Zwar sind Sarg- und Urnenbestattungen noch immer die häufigsten Formen der Beisetzung, allerdings zeigt sich im Friedhofswesen ein deutlicher Trend hin zu alternativen Bestattungen. Hinterbliebene äußern damit ihren Wunsch nach mehr Individualität, Mitbestimmung und Mitgestaltung der Grabstätte.
Gleichzeitig spielt jedoch die konkrete Verortung und ein konkreter Begräbnisplatz für die Hinterbliebenen weiterhin eine wichtige Rolle. Die Veränderungen der Bedürfnisse der Menschen fordern somit auch eine Anpassung der verfügbaren Bestattungsformen.
Auf Entwicklungen dieser Art reagierte die Stadt Karlsruhe bereits im Mai 2003 und eröffnete auf dem Hauptfriedhof den ersten Teil des Landschaftsgräberfelds "Mein letzter Garten" als bis dato bundesweit einmaliges Projekt. Im Sommer 2007 erfolgte eine Erweiterung des Gräberfeldes um ein Feld für Sargbeisetzungen.
Naturnähe: Wasser und Erde
Eine üppige naturnahe Gestaltung mit dem Element Wasser als Symbol des ewigen Kreislaufs zeichnet das Areal auf den Feldern 23 und 24 aus. Auf aneinander gereihten Steinscheiben und Quadern aus Sandstein stehen die Namen der Beigesetzten. Die Urnengräber gehen nahezu nahtlos in die Landschaft über.
Ein schmaler, mit Kieseln gepflasterter Pfad weist Besuchern den Weg zwischen den Gräbern hindurch. Bänke laden zum Verweilen und Nachdenken ein. Nur der Autoverkehr auf dem nahe gelegenen Hirtenweg stört die Ruhe ein wenig.
"Gräber für die Ewigkeit"
Einen "Ort für die Ewigkeit" bieten die Karlsruher Friedhöfe mit "Gräber auf Friedhofszeit" an. Die Tradition, ein "Erbgrab" an die folgenden Generationen als bleibenden Erinnerungsort der Familiengeschichte weiterzugeben, war bis in die 50er Jahre üblich. Durch die zeitliche Begrenzung der Grabbelegung auf 20 Jahre wollte man eine Überfüllung der Friedhöfe vermeiden.
Der Wunsch nach einem Ort des Gedenkens blieb jedoch erhalten. Das neue Angebot bietet die Chance das "Ewigkeitsgrab" nach individuellen Vorstellungen zu gestalten. Auch Reihengräber können für die "Ewigkeit" belegt werden.
Bisher gibt es noch keine Erbgräber im neuen Stil. Ein solches kann jeder Bürger auf jedem der Karlsruher Friedhöfe erwerben und ist ungefähr doppelt so teuer, wie ein Grab für die bisher übliche Ruhezeit.
Karlsruhe als Vorreiter für alternative Bestattungsformen
Die Option soll in Deutschland bisher einmalig sein und mit Einhaltung der Liegezeit von 20 Jahren ermöglichen, acht bis zwölf Menschen in einem einzigen Grab zu bestatten. Eine Überfüllung der Friedhöfe durch dieses neue Angebot muss niemand befürchten, versichert Matthäus Vogel, Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamts der Stadt Karlsruhe. Die Friedhofsplanung müsse so gut sein, "dass sie für immer standhält".