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Karlsruhe: "Beck hat Fehler gemacht": Karlsruher SPD begrüßt neue Führung

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"Beck hat Fehler gemacht": Karlsruher SPD begrüßt neue Führung

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    Einer von vielen glücklosen SPD-Vorsitzenden: der Pfälzer Kurt Beck (Archivfoto).
    Einer von vielen glücklosen SPD-Vorsitzenden: der Pfälzer Kurt Beck (Archivfoto).

    So hatte etwa Johannes Stober, Landtagsabgeordneter der Karlsruher SPD, nach eigenen Angaben nicht mit einem Rücktritt Becks gerechnet. "Das kam doch sehr überraschend für mich. Allerdings hatte ich mir schon gedacht, dass bei einem Kanzlerkandidaten Steinmeier das Führungsduo Beck/Steinmeier großem Druck ausgesetzt wäre."

    Hierbei sieht Stober auch den abgetretenen Parteichef in der Pflicht. "Er hat Fehler gemacht. Manche unglücklichen Entscheidungen von ihm wurden zum Lostreten einer Spirale benutzt."

    Positive Reaktionen der Bürger auf den Wechsel

    Die Entscheidung, Steinmeier jetzt schon als Kanzlerkandidaten zu präsentieren, hält Stober für richtig: "Er bringt viel Erfahrung mit, die Bürger werden dies im kommenden Jahr erkennen können." Müntefering ans Steuer der SPD zu setzen sei ebenfalls sinnvoll, da dieser durch einen klaren Kurs und seine Verpflichtung gegenüber den Parteiprinzipien eine neue Stabilität erzeugen könne. Für das Bild der SPD in der Öffentlichkeit sei das Wechselspiel an der Parteispitze zwar eher hinderlich, die meisten Reaktionen der Bürger auf das neue Führungsduo seien jedoch positiv ausgefallen.

    Johannes Jung, Bundestagsmitglied der SPD, zeigte Bedauern für das Ausscheiden Becks. "Ich war der Ansicht, dass das Team Beck und Steinmeier funktionieren würde", so der Karlsruher, der die Kandidatur des Außenministers "wie fast alle" erwartet hätte. Den Zeitpunkt Steinmeier auszurufen bewertete auch er als richtig gewählt: "Sonst wäre es schon zu spät gewesen." Franz Müntefering bewertete er indes als "hochprofessionellen" Politiker, dem es "sehr schnell" gelingen dürfe, der SPD wieder "neues Leben einzuhauchen". Trotz der überraschenden Rückkehr des früheren Parteichefs sei dieser ganz klar die "Idealbesetzung". Der erneute Wechsel an der SPD-Spitze sei zwar eine "abrupte Handlung", jedoch würde die Öffentlichkeit verstehen, dass die SPD dadurch "die Lage geklärt" hätte.

    "Nicht überrascht vom Rücktritt"

    Überhaupt nicht überrascht vom Rücktritt des Pfälzers zeigte sich Sylvia Kotting-Uhl, Karlsruher Bundestagsabgeordnete der Grünen. "Er hatte keine klare Linie und eine geringe Akzeptanz in der Bevölkerung. Für das öffentliche Bild der SPD ist sein Rücktritt für die SPD von Vorteil." Die frühe Kandidatur Steinmeiers für das Kanzleramt sieht sie als notwendig an; man müsse den "Vorwurf der Führungsschwäche" abschütteln.

    Man hoffe bei den Grünen darauf, dass der mögliche Koalitionspartner nun auch eine klare inhaltliche Orientierung finde. Müntefering und Steinmeier, die für die "mit gravierenden Fehlern belastete "Agenda 2010" und Hartz IV" stünden, dürften nicht auf ihren "alten Kurs" zurückkehren.

    "Geradezu ein Putsch"

    Der Karlsruher CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther bezeichnete das Ausscheiden Becks als "einigermaßen überraschend". Er habe Beck zwar ohnehin nicht als geeigneten Kanzlerkandidaten angesehen, die Art und Weise, wie dieser jedoch seine Position aufgeben musste, sehe "geradezu nach einem Putsch aus", so Wellenreuther. Hier habe die SPD "keinen guten Stil" gezeigt. Steinmeiers Kandidatur bewertete er kritisch: Die SPD müsse sich jetzt entscheiden, "ob sie noch mitregieren will oder schon den Wahlkampf startet".

    Von Müntefering erhofft sich der Karlsruher, dass er sich zu einer klaren Abgrenzung von der Linkspartei entschließe - "bundesweit und auch in Hessen". Wellenreuther ist sich sicher, dass die Bürger das "konstantere Auftreten" der CDU zu schätzen wüssten und sieht bei der SPD noch großen Nachholbedarf in der Kursbestimmung. "Wir haben noch ein Jahr der großen Koalition zu meistern, es bleibt abzuwarten wie die SPD sich hierbei verhält", schloss das Mitglied des Bundestages.

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