(Florian Kaute)

Mit verschränkten Armen begrüßt der Aufsichtsratsvorsitzende der Karlsruher Schieneninfrastruktur Gesellschaft (Kasig) und Oberbürgermeister von Karlsruhe, Frank Mentrup, die Pressevertreter zu einer "Stellungnahme", wie er es selbst beschreibt. Der Grund für das öffentliche Statement: Ein Fax, das die Verantwortlichen am Freitagmittag, 20. Mai, erreichte. Darin verkündete die Arbeitsgemeinschaft Stadttunnel (Arge), dass sie den Vortrieb des Tunnels in der Karl-Friedrich-Straße bis auf weiteres einstellt.

Stillstand trifft Kasig vollkommen unvorbereitet

Die Arbeiten am Südabzweig des Stadtbahntunnel gehen langsamer voran, als es ursprünglich vorgesehen war. Um den Untergrund für den Tunnelbau vorzubereiten, wurden Gelinjektionen in den Boden eingebracht - eine Maßnahme, die laut Kasig-Geschäftsführer Uwe Konrath scheinbar nicht ausreichend war. "Die Sicherheit ist im Tunnel gewährleistet", betont Konrath. Zusätzlich zum bergmännischen Vortrieb müssen nun aber zur Abstützung Spießschirme eingesetzt werden, um den Tunnel zu sichern.

Kein Grund zur Freude für die Kasig-Verantwortlichen: Der Tunnelvortrieb des Südabzweigs steht derzeit still.

Diese Maßnahmen bedeuten einen Mehraufwand, den sich die operativ tätige Baufirma BeMo, die innerhalb der Arge organisiert ist, bezahlen lassen will - sehr zum Ärger der Kasig. Die Bauherrin entgegnet: Die Beschaffenheiten des Baugrunds sei bereits bei der Ausschreibung bekannt gewesen. Die Arge hätte das nach Auffassung der Kasig bereits bei der Angebotserstellung beachten müssen.

Auch Karlsruhes Oberbürgermeister Mentrup zeigt sich beim Pressegespräch alles andere als glücklich über die neuen Probleme bei der Kombilösung. "Das ist eine Leistungsverweigerung der Arge, die mit nichts zu begründen ist", so der Aufsichtsratsvorsitzende. Seit zwei Wochen führe man Gespräche, sei aber noch zu keiner Einigung gekommen. Auch sei der Stillstand völlig überraschend gekommen, eine Vorankündigung habe es nicht gegeben, kritisiert das Karlsruher Stadtoberhaupt.

Auf den anderen Baustellen wird gearbeitet

Aktuell stellt sich nicht nur die Frage, ob und welche zusätzliche Summe die Arge bekommt, sondern auch, wer die Kosten für den Stillstand trägt. Zusätzlich zu den vertraglich festgelegten 27 Millionen für den Tunnelteil am Südabzweig, der aus Sicht der Kasig auch den Vortrieb mit Spießschirmen beinhaltet, soll ein niedriger zweistelliger Millionenbereich im Gespräch sein.

Bisher gebe es kein Signal für eine Fortsetzung der Bauarbeiten. "Es kann am Montag wieder losgehen, oder auch nicht", so Mentrup. Davon nicht betroffen sind die anderen Baustellen in der Kaiserstraße, wo die Arbeiten nicht unterbrochen wurden. Man stehe im Kontakt mit der BeMo und auch dem Mutterkonzern in Prag. "Wir haben aber keine rechtlichen Möglichkeiten, die Arge zum Weitermachen zu zwingen."

Welche Auswirkungen der neuerliche Rückschlag bei den Arbeiten der Kombilösung für den Zeitplan des Projekts hat, ist noch nicht abzuschätzen. "Wir sind mit Prophezeiungen vorsichtiger geworden", so Konrath. Die Fertigstellung des Tunnels ist weiterhin für 2018 geplant.

Mehr zum Thema Kombilösung: Alle Informationen zu Karlsruhes größtem Verkehrsprojekt.