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Karlsruhe: Barrierefreie Stadt

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Barrierefreie Stadt

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    "Ein erster begrüßenswerter Schritt", so Ekkehard Kraft. Schließlich hätte bis dato niemand genau gewusst, welche Hürden Behinderte in den einzelnen Gebäuden bewältigen mussten. Im November hätte diese Bestandsaufnahme im Sozialausschuss besprochen und über das weitere Vorgehen beraten werden sollen. Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung: die Gründung eines Behindertenbeirates. "Doch dann hat Oberbürgermeister Heinz Fenrich beide Punkte kommentarlos von der Tagesordnung gestrichen", wundert sich Kraft. Eine Auskunft über das 'Warum' erhielt er ebenso wenig wie die Informationen über einen neuen Termin. "Für die Selbsthilfegruppen ein großer Rückschlag. Denn je schneller das Projekt umgesetzt wird, desto eher steigt die Lebensqualität behinderter Menschen. "

    Umbau ist immer die teurere Variante

    "Wir haben weder das Projekt, noch den Behindertenbeirat vergessen", erläutert Sozialbürgermeister Harald Denecken. Seinerzeit wurden die Punkte lediglich verschoben und nicht gestrichen. "Einem so wichtigen Projekt wollte Oberbürgermeister Fenrich mehr Zeit zum Durcharbeiten widmen", erklärt Denecken. Im März werden beide Punkte im Gemeinderat thematisiert. "Dann können wir uns peu à peu an die Umsetzung des Projektes machen." Das bedeutet den behindertengerechten Umbau von Gebäuden.

    "Die meisten Gebäude werden aus Unwissenheit an den Bedürfnissen von Behinderten vorbeigebaut", ist sich Kraft sicher. Daher hält er es für dringend notwendig, dass Behinderte in die Planung öffentlicher Gebäude involviert werden. "Denn behindertengerechte Umbauten sind immer teurer, als wenn ein Gebäude von vorn herein behindertengerecht gebaut wird." Auch Denecken sieht diese Notwendigkeit und bekräftigt, dass das Thema eines Behindertenbeirates besprochen wird. "Vielleicht wäre es ja auch ganz sinnvoll, wenn der Behindertenrat direkt mit dem Bauordnungsamt zusammenarbeitet. So könnten die Kollegen vor Ort für die Bedürfnisse Behinderter sensibilisiert werden."

    Nach den Öffentlichen sind die Privaten dran

    Das sei auch erforderlich, weiß Kraft. "Nehmen wir nur das neue Ständehaus. Eigentlich ein schönes Gebäude von innen. Nur leider überhaupt nicht behindertengerecht." Auf Krafts Mängelliste steht unter anderem der zu rutschige Boden, Toilettentüren, die sich ausschließlich nach innen öffnen und Bibliothekenteile, die über Treppen erreichbar sind. "Bei Neubauten bemüht sich die Stadt zwar, aber wie gesagt, es fehlt eben an dem notwendigen Wissen." Eine behindertengerechte Sanierung alter öffentlicher Gebäude sei hingegen oftmals ein finanzielles Problem. "Dabei müssen Umbauten nicht zwingend teuer sein. So können Treppen günstig mit einer Rampe überbrückt werden." Dem stimmt Harald Denecken zu. "Manchmal liegt die Lösung des Problems auch in einer organisatorischen Umstrukturierung." Schulen, mit gehbehinderten Schülern schlägt er beispielsweise vor, die entsprechenden Schulklassen in den unteren Stockwerken anzusiedeln.

    Nach der Bestandsaufnahme öffentlicher Gebäude, können sich Kraft und Denecken gut vorstellen, nun auch private Gebäude, wie Einzelhändler, anzugehen. "Der Filmpalast am ZKM macht zwar auf den ersten Blick eine behindertengerechten Eindruck. Aber die Fahrstuhltüren schließen nicht rauchdicht ab." Im Falle eines Brandes würde der Fahrstuhl stehen bleiben, Gehbehinderte aus den oberen Stockwerken müssten von Helfern die Treppen heruntergetragen werden. Deneckens Idee: eine Auszeichnung für den Einzelhändler mit den wenigsten Barrieren. "Der Ausgewählte hätte eine gute Presse. Grund genug für die Kollegen, sich an ihm ein Beispiel zu nehmen."

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