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Karlsruhe: Bangen um Karlsruher Pflege-Stützpunkt: "Wir brauchen eine Entscheidung!"

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Bangen um Karlsruher Pflege-Stützpunkt: "Wir brauchen eine Entscheidung!"

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    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Patrick Pleul

    Wenn alte Menschen pflegebedürftig werden, stellt das die Betroffenen und Angehörigen vor Herausforderungen. Hilfe finden sie seit 2011 in Karlsruhe beim Seniorenbüro/Pflegestützpunkt in der Markgrafenstraße. In vielen Fällen habe man durch Beratung eine teure Heimunterbringung verhindern können, erklärt die Leiterin Kerstin Safian beim Pressegespräch am Freitag. Doch schon seit einiger Zeit hängen sie und ihre Mitarbeiter in der Luft.

    "Das ist eine intensive Beratung", erklärt Safian. Beim Pflegestützpunkt helfe man Betroffenen dabei, einen Überblick über die insgesamt 600 Angebote für Senioren in Karlsruhe zu erhalten. Zudem gebe man Hilfestellung bei Pflegeversicherungsleistungen, sorge für eine psychosoziale Beratung der Angehörigen oder mache Hausbesuche. Bei 2.900 Personen pro Jahr kommen die Mitarbeiter auf 6.600 Gespräche. "Wir sind voll ausgelastet", so die Leiterin. Das wäre an sich kein großes Problem - wüsste man, wie es ab 2016 weitergehen soll.

    Seniorenbüro muss ab 2016 ohne freie Träger auskommen

    Die Personalkosten allein liegen beim Pflegestützpunkt bei rund 360.000 Euro. Bisher hätten die Stadt und freie Träger das Personal getragen, erklärt Safian. Von den Pflegekassen gab es für den Pflegestützpunkt bislang 53.000 Euro jährlich. Das Problem: Bisher konnte der Pflegestützpunkt auf die Unterstützung von freien Trägern zählen. Der Caritasverband, das Diakonische Werk, der Arbeiter-Samariter-Bund, das Geriatrische Zentrum in Karlsruhe und Paritätische Sozialdienste stellten fünf der insgesamt acht Mitarbeiter im Seniorenbüro.

    Bürgermeister Martin Lenz, Kerstin Safian und Josef Seekircher (von links) sind die Hände gebunden, bis Ende des Monats die Entscheidung fällt.
    Bürgermeister Martin Lenz, Kerstin Safian und Josef Seekircher (von links) sind die Hände gebunden, bis Ende des Monats die Entscheidung fällt. Foto: mn

    Diese Mitarbeiter werden ab 2016 allerdings wegfallen. Der Grund hierfür liegt in einer Gesetzesänderung: 2008 wurde in der Pflegeversicherung der Auftrag an die Kassen formuliert, in Abstimmung mit den Ländern, die Pflegestützpunkte bedarfsgerecht einzurichten.

    Nun regelt die für den Errichtungsprozess geschaffene Landesarbeitsgemeinschaft Pflegestützpunkte Baden-Württemberg (LAG) die Finanzierung für Aufbau und Erweiterung. Die LAG wiederum entschied, dass eine zukünftige Zusammenarbeit mit freien Trägern für die zukünftige Weiterentwicklung ausgeschlossen ist.

    Bürgermeister Lenz fordert eine rasche Entscheidung

    Die Folgen dieser Entscheidung schweben seither wie dein Damoklesschwert über Safian. Momentan befinde man sich noch in einer Übergangslösung, bei der die freien Träger Hilfestellung geben würden, schildert sie. Damit es 2016 auch ohne die Hilfe der freien Träger weitergehen kann, wurden bei der LAG Unterstützungen in Höhe von 240.000 Euro beantragt. "Es sind immerhin 4,5 Vollzeitstellen notwendig, um diese Dienstleistung abzusichern", meint die Leiterin.

    Im Dezember habe man den Antrag eingereicht- und warte seither vergeblich auf ein Signal von der LAG. "Wir sind darauf angewiesen, dass die Gelder fließen", betont Bürgermeister Martin Lenz, "wir warten auf eine Entscheidung." Durch dieses Hinhalten käme man in Karlsruhe unnötig unter Zeitdruck. Der Bürgermeister fordert nun eine rasche Entscheidung vonseiten der LAG bis spätestens 10. September, damit endlich klar sei, ob und zu welchen Bedingungen auf die Karlsruher Antragstellung eingegangen werde. "Es ist höchste Zeit!"

    Und was passiert, wenn die Entscheidung nicht bis zu diesem Zeitpunkt kommt? Josef Seekircher, der Leiter der Sozial- und Jugendbehörde zeichnet ein düsteres Bild: Ohne Entscheidung stehe ab dem kommenden Jahr nur noch die Hälfte der bisherigen Mitarbeiter zur Verfügung. "Es wird zu längeren Wartezeiten kommen, Hausbesuche sind nicht mehr möglich", prophezeit Seekircher. Ein ähnliches Szenario sei auch zu erwarten, sollte die LAG dem Karlsruher Antrag nicht stattgeben. "Ohne zusätzliche Mittel wird eine Beratung in gewohnter Qualität und Schnelligkeit nicht mehr möglich sein."

    Hintergrund bei ka-news:

    Im Dezember letzten Jahres beschloss der Gemeinderat die Fortführung des Pflegestützpunktes in rein kommunaler Trägerschaft in einstimmiger Entscheidung. Die Verwaltung wurde ermächtigt, mit der LAG einen neuen Vertrag abzuschließen. Ab dem kommenden Jahr soll der Pflegestützpunkt ein rein kommunaler werden. Momentan befindet sich der Pflegestützpunkt noch in einer Übergangsphase. Um ein nahtloses Angebot der Dienstleistung des Seniorenbüros zu gewährleisten, konnten die bisherigen Träger noch für den Einsatz ihrer Kräfte bis Ende 2015 von der Stadtverwaltung gewonnen werden. Die Stadt übernimmt dazu rund 80 Prozent der Personalkosten für 2,16 Vollzeitstellen. Für eine Vollzeitstelle rechnet die LAG nach Auskunft der Stadt mit 80.000 Euro. 

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