Dieser alltägliche Ärger könnten bald der Vergangenheit angehören. Mehrere Systemanbieter stehen in den Startlöchern, die mit ihren Lösungen auf die Kommunen zugehen. Beispielsweise zeigt das Unternehmen "Siemens Business Services" Interesse, seine Lösung auch in Karlsruhe umzusetzen. Es habe bereits erste Gespräche mit dem Karlsruher Rathaus gegeben, berichtet Jeanette Franke von der Münchner Akima Media GmbH, die für Siemens Business Services die Pressearbeit erledigt. Der Anbieter von IT-Lösungen hat bereits in mehreren Kommunen in Deutschland und Österreich Systeme für das so genannte "Handy-Parken" installiert. In Städten wie Berlin, Paderborn oder Wien haben Autofahrer inzwischen die Möglichkeit, ihre Parktickets mittels Handy zu bezahlen.
High-Tech-Politessen spüren "Parksünder" auf
Aber auch Düsseldorf, Bremen und Saarbrücken experimentieren zurzeit mit der noch jungen Idee. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Kleingeldsuche an Parkscheinautomaten hat ein Ende; der Autofahrer muss sich nicht vorab auf eine bestimmte Parkdauer festlegen; und die Parkgebühren werden auf die Minute oder auf wenige Minuten genau abgerechnet. Und so funktioniert das Parken ohne Parkschein beispielsweise in Berlin: Der Fahrer meldet einmalig seine Handynummer, sein Autokennzeichen und seine Bankverbindung im Internet an und erhält dann auf dem Postweg eine individuelle Vignette, die er hinter die Windschutzscheibe klebt. Zu Beginn der Parkzeit ruft der Fahrer eine gebührenfreie 0800er-Nummer mit dem angemeldeten Handy an und erhält am Telefon die Bestätigung über den Parkbeginn.
Zum Beenden des Parkvorgangs ruft der Fahrer eine zweite gebührenfreie 0800er-Telefonnummer an. Er kann alternativ auch eine SMS an die 0800er-Nummer senden. Kontrolliert wird folgendermaßen: Steht der Kontrolleur vor dem geparkten Fahrzeug, liest er die Vignette mit dem codierten Fahrzeugkennzeichen per Foto-Handy ein, übermittelt via GPRS die Daten verschlüsselt an ein Rechenzentrum und erhält Sekunden später die Rückmeldung auf sein Handy, ob der Parker sich registriert hat. Die herkömmliche Bezahl-Methode über Parkuhr und Parkschein steht den Autofahrern neben der Handy-Lösung auch weiterhin zur Verfügung.
"Ja, aber": Karlsruher Rathaus will noch abwarten
Noch wird im Karlsruher Rathaus allerdings abgewartet: "Bis Ende des Jahres werden wir bei den anderen Städten, die zurzeit mit den verschiedenen Systemen Erfahrungen sammeln, nachfragen", erklärt Dieter Behnle, Chef des Amts für Bürgerservice und Sicherheit in Karlsruhe, auf ka-news-Anfrage. "Die Investitionen, die getätigt werden müssen, sind enorm. Es entstehen sicherlich Kosten, die in die Hunderttausende gehen", betont Behnle. So müsste beispielsweise das Kontrollpersonal mit den entsprechenden Geräten ausgestattet werden.
Allerdings: "Es führt kein Weg vorbei an solchen technischen Errungenschaften", ist sich Behnle sicher. "Wir als Polizeibehörde sitzen in den Startlöchern." Dennoch müsse eingehend geprüft werden, so Behnle weiter, ob die Systeme in den Pilot-Städten in der Praxis auch tatsächlich funktionieren und wie hoch die Kosten sein werden. "Man muss eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen." Und dann, so Behnle abschließend, müsse der Gemeinderat in seinen Haushaltsberatungen die Finanzierung der Umstellung auf ein neues System beschließen. Das Thema "Handy-Parken" wurde bereits in der Mai-Sitzung des Karlsruher Gemeinderats behandelt. Die Stadt hatte damals empfohlen, die Entwicklung der Pilotprojekte in Städten wie Berlin, Saarbrücken, Köln oder Düsseldorf abzuwarten.
"Zu gegebener Zeit werden wir nachhaken"
Vorausgegangen war ein Antrag der SPD-Gemeinderatsfraktion: Die Stadtverwaltung solle untersuchen, ob das "Parken mit Handy" auch für Karlsruhe eine sinnvolle Ergänzung zum herkömmlichen System der Parkscheinautomaten darstellen könnte. "Es ist auch eine Frage der Umrüstkosten", erklärt der Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Florian Furtak, gegenüber ka-news. "Nachdem wir mit unserem Antrag den ersten Schritt gemacht hatten, haben wir E-Mails von mehreren Firmen erhalten, die ihr System anpreisen." Zu gegebener Zeit werde die SPD bei der Stadt nachhaken, merkt Furtak abschließend an.