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Karlsruhe/Bruchsal: Bahn-Fahrstunde in Karlsruhe: ka-news macht den Cockpit-Test!

Karlsruhe/Bruchsal

Bahn-Fahrstunde in Karlsruhe: ka-news macht den Cockpit-Test!

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    Ein Blick über die Schulter von Andreas Heyer: Der ehemalige Diplomwirtschaftsinformatiker muss eine "Bahnübergangskette" üben.
    Ein Blick über die Schulter von Andreas Heyer: Der ehemalige Diplomwirtschaftsinformatiker muss eine "Bahnübergangskette" üben. Foto: rh

    Etwas ist anders als sonst. Die gelbe Bahn an der Haltestelle "Ubstadt Ort" ist beinahe menschenleer. Gerade einmal sieben Männer, allesamt in dunklen Hosen und dunkelblauen Pullundern, haben sich vor der Fahrerkabine versammelt. Sie unterhalten sich, scherzen und lachen. Ansonsten ist niemand zu sehen. Nein, es ist nicht 3 Uhr morgens, wo man ein solches Bild erwarten würde, sondern 9.40 Uhr an einem grau-nebligen Mittwochvormittag.

    Vom Diplomwirtschaftsinformatiker zum Auszubildenden

    "Wir sind dann fahrbereit", verkündet einer der Umstehenden. Sein Name: Frank Schuffenhauer. Seit rund 23 Jahren ist der Mann mit dem freundlichen Lächeln und der runden Brille bereits Triebfahrzeugführer, seit etwa acht Jahren bildet er die Fahrer von Morgen aus. 

    Nachdem seine sechs Schützlinge die 56-tägige Ausbildung zum Straßenbahner im Haus der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) bereits erfolgreich absolviert haben, geht es nun in den Eisenbahnen der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) weiter. "Junge Hüpfer" sind Schuffenhauers Schüler mit einer Ausnahme allerdings nicht mehr. Kein Wunder, muss man doch mindestens 21 Jahre alt sein, wenn man Triebfahrzeugführer, oder auch liebevoll "TF" genannt, werden will. Hinzu kommt eine ärztliche Prüfung, ob man medizinisch und psychisch überhaupt für den Job geeignet ist.

    Andreas Heyer aus Stuttgart beispielsweise ist eigentlich Diplomwirtschaftsinformatiker, hat sogar bereits einige Jahre in den Vereinigten Staaten gearbeitet. Die Liebe zur Eisenbahn hegte er allerdings bereits als Kind. "Bahnhöfe und Flughäfen waren mir schon immer die liebsten Orte", erzählt er, "meine Eltern hatten allerdings andere Pläne für mich." Und auch sein Mitschüler Sascha Lauterbach teilt die Freude an der Eisenbahn. Nach 20 Jahren hängte er seinen Beruf als Autolackierer an den Nagel und tauschte die Werkstatt gegen das Stadtbahn-Cockpit.

    Im Alltag ist der Fahrer auf sich allein gestellt

    Sowohl eine schriftliche, als auch eine mündliche und eine praktische Prüfung muss jeder von ihnen bestehen. Wenn alles klappt, winken Schuffenhauers Schüler dann ab Mitte Januar nach insgesamt neun Monaten Ausbildung aus einer der 55-Tonnen-Bahnen. Vorausgesetzt, keine "sicherheitsrelevante Frage" wird falsch beantwortet. Dann ist nämlich sofort Schluss mit der Prüfung - das passiert im Schnitt ganzen 15 Prozent der Auszubildenden.

    Was viele Fahrgäste auf dem anderen Ende der Scheibe gar nicht bekommen: "Im Alltag ist der Kollege auf sich allein gestellt", so Schuffenhauer, "ob technische Störung oder menschlicher Ausnahmefall - er muss sich zu helfen wissen und gleichzeitig immer die Vorschriften beachten." Damit das klappt, werden verschiedene Situationen -wie Störfälle oder andere Zwischenfälle - simuliert und Abläufe geübt. Vorrangig geschieht das abends ab 18 Uhr oder am Wochenende. Die unbequemen Zeiten bereiten bereits auf den Arbeitsalltag als "TF" vor, denn hier ist arbeiten im Schichtbetrieb angesagt.

    "Bahnfahren ist schwieriger als Autofahren"

    Rund drei Stunden hat Schuffenhauer an diesem Mittwoch für die Ausbildung seiner Schüler Zeit, dann muss die Bahn wieder zurück in den Pendlerverkehr. Bis dahin wiederholt sich bei jedem Fahrerwechsel das selbe Prozedere: Zuerst das Fahrzeug prüfen, dann folgt die Sicherheitsüberprüfung und ein Test des Funkgeräts, Türen sind zu, kein Rotlicht zu sehen, also kann es losgehen. Schuffenhauer steht bei jeder Fahrt rechts daneben, beobachtet seine Schüler mit Adleraugen und stellt immer wieder Fragen.

    "Auch beim Normalbetrieb muss der Fahrer permanent sein Cockpit überwachen", erklärt Schuffenhauer, "vor allem das Handling ist für einen Fahranfänger zunächst gewöhnungsbedürftig." Neben der Überwachung der gefühlt 100 blinkenden Knöpfe auf dem Armaturenbrett darf der Fahrer aber eines nicht vergessen: Alle acht Sekunden muss der Sicherheitsfahrschalter alias "Totmannsknopf" betätigt werden, sonst bleibt die Bahn stehen. "Vieles wird wie im Straßenverkehr natürlich irgendwann zur Routine", so Schuffenhauer, "aber ganz ehrlich: Bahnfahren ist definitiv schwieriger als Autofahren." Das bestätigt auch Fahrschüler Sascha Lauterbach: "Da steckt doch mehr dahinter als man denkt."

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