In der Nähe des heutigen Gasthauses Kühler Krug wird 1826 an der Alb eine sogenannte Militärschwimmschule im Auftrag von Großherzog Ludwig und nach Plänen des Architekten Carl Schäfer errichtet. Hier lernen die Soldaten der Dragoner- und Grenadierkasernen schwimmen.

Albwasser ist qualitativ "ungeeignet"

Über ein Wehr wird die 250 Meter lange Schwimmbahn sowie ein separates Bad für Offiziere mit Wasser von der Alb versorgt. Am Abend darf das Bad dann von der männlichen Zivilbevölkerung benutzt werden. 1906 jedoch wird die Qualität des Albwassers für "ungeeignet" befunden und das Bad daraufhin geschlossen. Ersatz muss her - und den findet das Militär im sogenannten "Rheinhafenbad", das von 1914 bis 1915 erbaut wird.

Blick auf die Militärschwimmschule
Blick auf die Militärschwimmschule, aus der später das Sonnenbad wird. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XII 0280

Bereits 1907 wird versucht, das Bad zwischen der Nördlichen Uferstraße und der Alb zu errichten, doch der Versuch bleibt erfolglos. Erst mit dem Einsatz des Militärs kann das Bad mit Baukosten von 145.700 Mark ausgebaut werden. Es wird im Juni 1915 erstmals eröffnet und heißt ab 1920 "Städtisches Schwimm- und Sonnenbad am Rheinhafen".

Aus Militärschwimmschule wird Familienbad

Doch was soll mit dem Gelände der geschlossenen, ehemaligen Militärschwimmschule an der Alb geschehen? 1913 wird das Areal von der Stadt Karlsruhe erworben und 1921 an den Karlsruher Schwimmclub Neptun 1899 vermietet. Dieser eröffnet am 21. August 1921 dort das neue "Kühler Krug Bad" mit einem großen Schwimmfest, inklusive "Schau- Kunst- und Rettungsschwimmen, Reigen und Wasserspielen".

Zwei "Auskleideräume für die Damen und Herren des Vereins", 30 Kabinen und zirka 1.000 offene "Auskleideplätze" sind bereits eingebaut. Zwei neu erbaute Brücken verbinden die beiden Ufer. Die Schwimmbahn wurde auf 270 Meter verlängert und das Gelände umfasst etwa 15.000 Quadratmeter. Der Verein hofft zudem, die Bezeichnung "Schwimmschule" auch in Zukunft beibehalten zu können.

Ansicht der Schwimmschule
Ansicht der Schwimmschule am Rheinhafen. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe oXIVa 603

Die Dienstage sind "der Damenwelt vorbehalten" und ein "fliegendes Büffet des Kühlen Krug" sorgt für das leibliche Wohl der Badegäste, "ohne sie zum Verlassen der Anstalt zu nötigen". Nach Vorschrift dürfen vorläufig nur "Schwimmkundige" die Bahn benutzen.

"Kühler Krug Bad" stößt an seine Grenzen

Doch bereits 1924 kommt der Badespaß an seine Kapazitätsgrenzen: Das Bad, das "vielen Tausenden Erholung bietet", ist viel zu klein. Hunderte, an heißen Tagen oft Tausende, "sitzen und liegen gedrängt auf engen Raum", heißt es, während Hunderte auch wegen Platzmangel wieder umkehren müssen.

Gruppenfoto: Zur Erinnerung an die Militär-Schwimmschule, Karlsruhe 1895
Gruppenfoto 1895: Zur Erinnerung an die Militärschwimmschule. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS IV 271

Obwohl 1923 eine Erweiterung des Bades nach Osten und nach Süden geplant wurde, konnte bisher keine Vergrößerungen realisiert werden. Das ändert sich aber kurz darauf, Stück für Stück werden die Erweiterungsarbeiten durchgeführt. Daber müssen unter anderem die Albufer gepflastert werden und Vorsichtsmaßnahmen wegen einer bereits angefangenen Abbröckelung des Ufers getroffen werden, um weitere Probleme zu verhindern. Auch das Becken für Nichtschwimmer und Kinder ist gründlich renoviert worden. 1926 sind die nötigen Arbeiten erledigt und der volle Badebetrieb kann endlich aufgenommen werden.

Der SSC Karlsruhe wird gegründet

Im "Kühlen Krug Bad" finden nun "schwimmsportliche Veranstaltungen" statt, darunter ein Vereinswettkampf mit der Jugendmannschaft des S.V. Mönus aus Offenbach. Der Karlsruher Schwimmclub ist "ein Verein, der sich stets in den Dienst des Wiederaufbaus unseres Volkes und der körperlichen Ertüchtigung unserer Jugend gestellt hat", schreibt die Zeitung. Immerhin: Erst acht Jahre sind seit dem Ende des 1. Weltkrieges vergangen und eine ganze Generation junger Männer ist ausgelöscht worden. Es gelte daher, wieder eine neue, starke Generation aufzubauen.

Um dem Karlsruher Schwimmclub Unterstützung zu bieten, wird auch die Karlsruher Bevölkerung zu zahlreichem Besuch des Bades ermutigt. Damit das während der Ferienzeit erleichtert wird, werden besondere Ferienkarten zu ermäßigten Preis ausgegeben. Der Karlsruher Schwimmclub Neptun 1899 mietet das Bad am Kühlen Krug auch während der Kriegsjahre.

Blick auf die Schwimmschule an der Alb
Blick auf die Schwimmschule an der Alb. | Bild: Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigB 77

Im April 1946 schließen sich der Schwimmvereine Neptun Karlsruhe und der Karlsruher Schwimmverein 1899 e.V. zusammen und gründen den Karlsruher Schwimmverein Neptun 1899 e.V. 1979 fusionieren der Karlsruher Schwimmverein Neptun 1899 und der SSC Waldstadt zum "Sport und Schwimmclub Karlsruhe e.V." (SSC). Heute bietet der SSC Karlsruhe e.V. ein breites Sport- und Schwimmprogramm in ihrem Vereinssitz am Traugott-Bender-Sportpark an.

Aus dem Rheinhafenbad wird das Sonnenbad

Und auch bis 2005 so genannte Rheinhafenbad, also die Militärschwimmschule, hat sich weiterentwickelt - auch, wenn über die Zeit zwischen 1920, als das Bad zu einer städtischen Einrichtung wird, und dem Ende der 1950er-Jahre nicht viel über seine Geschichte bekannt ist.

Sonnenbad Eröffnung
So sieht die Militärschwimmschule - also das Sonnenbad - heute aus. | Bild: Paul Needham

Bekannt ist jedoch: Seit 1965 ist es mit einem Warmwasserbecken ausgestattet und wurde 1972 aufwändig saniert. Und: Das Bad ist eines der wenigen reinen Freibäder in Deutschland, das von Mitte Februar bis Anfang Dezember durchgehend an jedem Wochentag geöffnet hat. Heute trägt es den Namen "Sonnenbad Karlsruhe".

Mehr zum Thema Stadtgeschichte: Es war einmal in Karlsruhe | ka-news.de