Der innovative Kosmetikmarkt bringt weltweit jährlich etwa 20.000 Neueinführungen auf den Markt. Mit einem Gesamtvolumen von rund 13 Milliarden Euro ist Deutschland der größte europäische Körperpflegemarkt. Ob in der Apotheke, Kosmetikstudios, Wellnesshotels, Reformhäuser oder in der Hautarztpraxis - Kosmetika werden in immer größerem Ausmaß verkauft.
Im Internet finden Verbraucher leicht Zugang zu kosmetischen Mitteln, die in Europa bislang kaum anerkannt werden oder angewendet wurden. Beispielsweise die gefährlichen "Bleichmittel" für die Haut sind in vielen Afrikashops im Internet für jeden zu haben, obwohl sie in Deutschland verboten sind. Innovative Rohstoffe wie Peptide, die für sogenanntes "Anti-Aging" verarbeitet werden, haben der Werbung nach eine Wirkung "wie Botox". Diese Meinung teilen die Wissenschaftler allerdings nicht. Eva-Maria Kratz vom CVUA sagt: "Der Effekt ist im Mikrometerbereich. Zudem wird stets der Vergleich in Bezug auf unbehandelte Haut gezogen - da tritt natürlich eine Verbesserung ein." Trotzdem hält der "Anti-Aging"-Trend weiter an. Ob Peptide oder Stammzellen aus Äpfeln - die Industrie bringt immer neue Wirkstoffe auf den Markt.
Die Qualität der Rohstoffe entscheidet über die Sicherheit und Wirkung der kosmetischen Mittel
Die Kosmetik- und Rohstoffindustrie entwickelt dauernd neue Produkte mit bisher unbekannten Rohstoffen. Bekannte Rohstoffe werden abgeändert und bislang unbekannte Stoffe mit neu entdeckten Wirkungen eingesetzt. Fachkreise gehen momentan von mehr als 10.000 Rohstoffen aus, die in der Kosmetik angewendet werden.
Angesichts der kurzlebigen Verbrauchsgüter sind kostengünstige Grund- und Hilfsstoffe gefragt. Außerdem bieten Rohstoffhersteller immer häufiger kreative Problemlösungen mit Rohstoffmischungen, bestehend aus Wirk- und Grundstoffen. Die Qualität dieser Grundstoffe ist deshalb maßgeblich für die Sicherheit der vom Verbraucher angewandten Produkte.
Das CVUA untersucht pro Jahr ungefähr 2000 Produkte für Baden-Württemberg. 10 von 2000 Produkten sind gesundheitsschädlich und werden sofort vom Markt genommen. Wenn ab dem 11. Juli 2013 die neue europäische Verordnung über kosmetische Mittel gelten wird, kann sich das CVUA konkret von der Industrie vorlegen lassen, wo eine Verunreinigung herkommt.
"Triclosan" in Kosmetika lässt Bakterien resistent werden
In vielen Kosmetika ist Triclosan enthalten und soll helfen, Körpergerüche zu unterdrücken oder Plaquebildung bei Zähnen zu vermeiden. Bei Kosmetika wird Triclosan als Konservierungsstoff eingesetzt, denn er wirkt zusätzlich antibakteriell. Seit Jahren schon wird der Stoff jedoch diskutiert, da er gerade in kleinen Mengen, wie bei Kosmetika, eine Resistenzbildung bei Bakterien hervorruft. Das CVUA Karlsruhe will erreichen, dass Triclosan als Konservierungsstoff bei Kosmetika gestrichen wird - denn es gibt viele Alternativstoffe - und nur noch in nötigen Maßen zu medizinischen Zwecken eingesetzt wird (bei Deos, Fußpflege oder ähnlichem).
Im Fokus - Nanopartikel
Noch vor wenigen Jahren waren Kosmetika mit Nanopartikeln hoch gefragt. Inzwischen stellen die Medien die Sicherheit von Nanomaterialien in kosmetischen Mitteln immer wieder in Frage. Die Hauptbedenken sind, dass Nanopartikel Gesundheitsrisiken darstellen könnten, da sie im Vergleich zu den wesentlich größeren Mikropartikeln durch Inhalation oder Penetration durch die Haut oder die Haarfollikel in den Organismus eindringen können.
Um sich die Größe eines Nanopartikels vorstellen zu können, hilft folgender Vergleich: ein Nanopartikel steht im Verhältnis zu einem Fußball wie dieser zur Erde. Nanopartikel aus Titandioxid sind in Sonnenschutzmittel enthalten und wirken effizient wie viele kleine Spiegel auf der Haut. Doch ihre Wirkung auf die menschliche Gesundheit ist nach wie vor nicht genug erforscht.
Nach der neuen EU-Verordnung muss jeder neue Nanopartikel zugelassen und betreffende Cremes gekennzeichnet werden.
Tatöwierungsfarben können giftig sein
Ein weiteres großes Problem für den CVUA Karlsruhe sind Tattoos und Permanent Make-Up, denn in Tätowierungsfarben können Autolacke und giftige Schwermetalle stecken. Die schlimmste langfristige Folge ist Krebs. Bislang gibt es noch keine Vorschriften für die Inhaltsstoffe und die Kennzeichnung der Farben. Das CVUA will Positiv-Listen erreichen, was auch die Tätowierer begrüßen würden. Auch ein Tattoo entfernen zu lassen, birgt laut CVUA Risiken.
"Laserentfernungen sind das Schlimmste", erläutert Gerd Mildau vom CVUA gegenüber ka-news. Die Tattoo-Farbe verschwindet, indem der Laser die Farbkristalle zerkleinert. Diese wandern in tiefere Hautschichten und werden vom Immunsystem ausgeschieden. Es kann jedoch passieren, dass die Kristalle während der Laserbehandlung in krebserregende Bruchstücke zerfallen.
Der Karlsruher Kosmetiktag dient den Sachverständigen der Untersuchungsämter, den Behördenvertretern des Bundes und der Länder sowie den Kosmetikexperten der Industrie als Informationsbörse und Diskussionsforum.