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Karlsruhe: Ausschreitungen bei Pokal-Derby: Böller und Raketen waren "gezielt vorbereitet und organisiert"

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Ausschreitungen bei Pokal-Derby: Böller und Raketen waren "gezielt vorbereitet und organisiert"

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    Das Spiel am Mittwoch war als Risikospiel eingestuft.
    Das Spiel am Mittwoch war als Risikospiel eingestuft. Foto: Thomas Riedel

    Knapp 14.000 Fans waren am Mittwoch im Wildparkstadion, rund 1.000 Polizisten deswegen im Einsatz. Schon frühzeitig haben die Beamten verstärkt für Sicherheit gesorgt. Das Derby wurde zum Hochrisikospiel erklärt, da beide Fanlager als verfeindet gelten. Zudem hat sich die Polizei im Vorfeld an die Anhänger gewandt, um Provokationen und Konfrontationen vorzubeugen. Daher wurden auch rund um das Stadion Absperrungen aufgebaut, um Heim- und Auswärtsfans voneinander zu trennen. 

    Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, schon bei der Anreise kam es zu den ersten Zwischenfällen, nicht nur durch Gästefans. Während laut Bundespolizei die Fahrt in den teilweise eingesetzten Sonderzügen ruhig verlief, flogen bei Ankunft am Bahnhof die ersten Böller. 

    Leuchtrakete und Böller gezielt auf Beamte geworfen

    Gleichzeitig war es auch beim Aufmarsch der Karlsruher Fans vor dem Wildpark unruhig: "Aus dem Fanmarsch wurden gezielt Böller auf die Beamten geworfen", sagt Frank Otruba, Pressesprecher der Polizei Karlsruhe auf Nachfrage von ka-news. Aus dieser Menge heraus wurde dann auch auf den Polizei-Helikopter, der über dem Wildpark kreiste, geschossen.

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    Foto: Thomas Riedel

    "Eine Leuchtsignalrakete wurde abgefeuert. Sie ist nicht mit einer normalen Silvesterrakete zu vergleichen", so Ortuba. Denn: Je nach Munitionsart steigt eine Signalrakete bis zu 300 Meter hoch, um so auf eventuelle Seenot oder einen militärischen Angriff aufmerksam zu machen. "Die Rakete war auf der Höhe des Hubschraubers. Er wurde glücklicherweise nicht getroffen, aber es ging in die Richtung des Helikopters!" 

    Der Einsatz von Böller und Signalrakete waren zeitlich abgestimmt  - "Da sieht man, dass sie teilweise gezielt vorbereitet und organisiert waren." Eine solche Attacke auf die Beamten war auch für Otruba neu.

    Gezielter Einsatz von Böller und Rakete

    Leuchtsignalraketen, wenn sie abgefeuert wurden, sinken langsam ab, vernebeln die Sicht mit Leuchtfeuer - logisch, denn in ihrem ursprünglichen Zweck sie soll so lange wie möglich sichtbar sein und aufmerksam machen. Signalpistolen zählen waffenrechtlich zu Schusswaffen und unterliegen daher dem Waffengesetz. Daher ist sowohl für den Besitz eine Waffenkarte notwendig, für das Führen einer solchen Pistole ein Waffenschein. Meist werden die Signalpistolen auch für Sport- oder Berufsschiffer genehmigt.

    Mit Sprengstoffhunden Stadion abgesucht

    Um solche Aktionen wie Böllerwürfe auf Beamte im Stadion zu verhindern, oder das Bengalos gezündet werden, laufen Polizisten vor dem Spiel die Umgebung des Stadions ab - mithilfe tierischer Spürnasen. "Mit Sprengstoffhunden sind wir am Mittwoch gegen 13 Uhr das Stadion abgelaufen und haben im Vorfeld des Spiels eine große Plastiktüte mit Pyrotechnik gefunden - im Bereich des KSC-Fanblocks", so Otruba weiter.

    Vor jedem Spiel, und vor allem vor den Risikospielen, wird die nähere Umgebung des Stadions auf Pyrotechnik kontrolliert. Trotzdem ging im Fanblock des KSC ein Böller hoch, ein zweiter folgte kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit bei den Waldhof-Fans.

    Drei Karlsruhe-Fans wurden noch vor dem Stadion festgenommen. "Bei ihnen wurde Pyrotechnik gefunden. Ob sie aber etwas damit zu tun haben, wird derzeit noch ermittelt", sagt Frank Otruba gegenüber ka-news. ka-news hat die Supporters des KSC, dem Dachverband der Karlsruhe-Fans, zu den Vorfällen am Mittwochabend angefragt: Bisher steht eine Antwort aus. Generell distanziert sich die Fanvereinigung von Gewalt.

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    Foto: Tim Carmele

    Trotzdem zog die Karlsruher Polizei ein recht positives Fazit des Großeinsatzes beim KSC-Spiel: "Ich bin froh, dass die betroffenen Polizeibeamten nur leicht verletzt wurden und ihren Dienst zunächst fortführen konnten. Auch gelang es unseren Anti-Konflikt-Teams deeskalierend auf die Fangruppen einzuwirken. Unser Ziel der strikten Fantrennung ist erreicht worden", sagt Einsatzleiter Lutz Schönthal im Pressebericht der Polizei kurz nach dem Pokalspiel.

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