Rund 300 Menschen sind bei Liebherr in Ettlingen be-schäftigt. Oberbürgermeister Josef Offele hatte gemeinsam mit MdL Dr. Erwin Vetter den Betroffenen Unterstützung zugesagt und sich persönlich mit der Geschäftsleitung in Verbindung gesetzt. Außerdem hatte sich der Rathauschef schriftlich an Firmeninhaber Willi Liebherr gewandt. In seinem Schreiben hatte der Oberbürgermeister auf die lange Tradition der Zahnradproduktion in Ettlingen verwiesen, der Name Lorenz habe stets für Hightech, beste Qualität und gutes Betriebsklima gestanden.
Vor allem für junge Menschen sei die Firma, auch unter dem Namen Liebherr, Garant für eine solide, zukunftsorientierte Ausbildung gewesen. Außerdem forderte er den Vorstand auf, die Arbeits-plätze durch betriebsinterne, strukturelle Umgestaltungen zu erhalten. Vor allem die älteren Mitarbeiter, die die schwierigen Zeiten der Firma im engen Schulterschluss mit der Liebherrgruppe überwinden geholfen hätten, seien von den Veränderungen besonders hart betroffen, gab Offele zu bedenken. Nichts sei darüber hinaus unrentabler, als eine Industriebrache in Form einer bestens ausgestatteten Fabrik zu unterhal-ten. Das Gespräch verlief nach Angaben des Oberbür-germeisters in konstruktiver und offener Atmosphäre.
Dieser Tage erreichte ein Antwortschreiben von der Hand des Firmeninhabers Willi Liebherr das Rathaus. Darin erläutert er, dass die ehemalige Maschinenfabrik Lorenz in Ettlingen, die seit 2000 Teil der Liebherr-Verzahntechnik GmbH in Kempten, trotz "umfangrei-cher Maßnahmen zur Ertragsverbesserung und damit verbundener Investitionen" jährlich rote Zahlen ge-schrieben habe, insgesamt ein Verlust von rund 35 Millionen Euro. Zudem sei das Ettlinger Werk nur dank Montagearbeiten aus dem Kemptener Werk aus-gelastet gewesen.
Dieser "enorme interne Kapazitätsausgleich" sei ange-sichts der negativen konjunkturellen Entwicklung nicht mehr tragbar; bei den in Ettlingen gefertigten Wälzstoßmaschinen komme noch hinzu, dass solche Maschinen aus technologischen Gründen nicht mehr gefragt seien, führt der Firmeninhaber weiter aus. Um nicht den gesamten Werkzeugmaschinenbereich zu gefährden, sei die Konzentration der Produktion von Verzahnmaschinen auf Kempten unausweichlich. Für die dort Beschäftigten trage der Konzern auch eine Verantwortung.
40 Arbeitnehmern, die in Ettlingen bei Liebherr nicht weiter beschäftigt werden können, habe der Konzern einen neuen Arbeitsplatz in Kempten angeboten, so Liebherr weiter. Er sicherte zu, "für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden, eine im wohlverstandenen Sinne sozial verträgliche Lösung" finden zu wollen. Derzeit sei die Firma im Hinblick auf eine mittelfristige Perspektive des Standorts Ettlingen dabei, nach Möglichkeiten zu suchen, ein neues Produkt zu etablieren. Ziel sei auf jeden Fall, den Standort Ettlingen zu erhalten; den Handlungsbedarf bei den Wälzstoßmaschinen bezeichnet Liebherr jedoch als "nicht länger aufschiebbar".
Oberbürgermeister Offele nahm das Schreiben und die darin angerissenen Überlegungen zur Sicherung des Ettlinger Werks zur Kenntnis und gab der Forderung Ausdruck, dass die Zusagen für den Stadntort Ettlingen auch eingehalten werden. Das Stadtoberhaupt erinnerte dabei nochmals an den Firmengründer Wilhelm Lorenz, der sich einen Namen als sozialer Unternehmer gemacht habe. "Führen Sie sein Werk fort und erhalten Sie den Standort Ettlingen", appellierte Offele an Willi Liebherr.