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Karlsruhe: Aufregen über die Schufa? Erstmal ein neues Urlaubsbild bei Facebook posten

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Aufregen über die Schufa? Erstmal ein neues Urlaubsbild bei Facebook posten

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    Schlechte Freunde auf Facebook? Die Schufa will Daten über Facebook, Twitter und Co. zu Rate ziehen, um Bonitätsprüfungen zu machen.
    Schlechte Freunde auf Facebook? Die Schufa will Daten über Facebook, Twitter und Co. zu Rate ziehen, um Bonitätsprüfungen zu machen. Foto: (ka-news-Montage)

    Deutlich über 20 Millionen Deutsche füttern Tag für Tag das soziale Netzwerk Facebook mit Bildern, Videos und privaten Inhalten - und zwar freiwillig. Fahrlässig schreiben Krankgeschriebene über Tagesausflüge, junge Frauen lichten sich halbnackt vor dem eigenen Spiegel ab und Halbstarke zeigen der Welt Bilder, wie sie betrunken und total fertig in der Disko rumhängen.

    Faceook, Twitter und Co.: Daten auf dem Silbertablett

    Alles schön und gut, die zahlreichen Mitglieder teilen diese Schnappschüsse und drücken "Gefällt mir". Soll die Welt doch sehen, was ich mache, denken sich viele, die ihre Daten über die Grenzen von Facebook hinaus in die Welt rausposaunen. Aber wenn dann ein potentieller Arbeitgeber, die Eltern oder wie jetzt die Schufa mit diesen Daten arbeiten wollen, ist die Empörung groß. Klar, was die Schufa machen will ist höchst fraglich und rechtlich sicherlich in der Form nicht durchsetzbar. Aber es ist doch nur die logische Konsequenz, die sich aus der Datenflut von Abermillionen Bildern und persönlichen Angaben ergibt.

    Nie war es durch wenige Klicks so einfach, an unverschlüsselte und ungeschützte Daten von möglichen neuen Mitarbeitern zu kommen und sich über das soziale Leben des Bewerbers zu erkundigen. Während sich Menschen dagegen sträuben, ihre Telefonnummer im echten Leben anzugeben, wird im Internet alles rausgehauen was geht. Dabei müssen die Daten noch nicht mal selbst im Netz verbreitet werden, es reicht ja schon, wenn ein guter Freund ein paar prekäre Schnappschüsse von letzter Nacht hochlädt.

    Optimale Voraussetzungen für Unternehmen wie die Schufa. Wenn einem die Daten schon auf dem Silbertablett serviert werden, sollte man auch zugreifen, so das Credo der Schufa Holding aus Wiesbaden. Dass die Aufregung nun so groß ist, verwundert fast mehr, als der Vorstoß der Wirtschaftsauskunftei. Seit Jahren ist es kein Geheimnis, dass Personaler ihre Bewerber googlen und facebooken. Welche Musik hört der Bewerber, wie zeigt er sich in der Öffentlichkeit, geht er viel feiern, hat er ein ausgeprägtes Sexualleben? Fragen über Fragen, die die Facebook-Nutzer bereitwillig beantworten. Und auch die personalisierte Werbung basiert auf Nutzer-Daten, ins Blaue geraten sind die Hinweise sicherlich nicht.

    Unternehmen den Wind aus den Segeln nehmen

    Der Vorstoß der Schufa ist dennoch höchst gefährlich. Natürlich wolle man sich auf die Datenschutzgesetze beziehen bei der Suche nach Informationen, heißt es von Unternehmensseite. Aber wer klein anfängt, will irgendwann vielleicht auch hoch hinaus. Was also, wenn für einen Kredit eine Offenlegung aller, auch noch so intimster, Facebook-Daten notwendig würde? Nichts ist unmöglich, oder wer hätte es vor wenigen Jahren schon für möglich gehalten, private Bilder mit der ganzen Welt zu teilen?

    Um Personalern, Schufa und Co. den Wind aus den Segeln zu nehmen, sollten sich die vielen Nutzer erst einmal den Möglichkeiten und den damit verbunden Gefahren von Facebook, Twitter und anderen Netzwerken im World Wide Web bewusst werden. Doch selbst wenn die Daten gesichert sind, wer 50 Spiele über Facebook spielt, jede Seite des Netzwerkes "Liked" und ohne Nachzudenken jeden noch so windigen Link anklickt, wird weiterhin Angriffsfläche bieten. Selbst wenn die Politik mit neuen Datenschutzgesetzen reagiert, liegt es doch in der Hand des Nutzers selbst, welche Daten er wo preisgibt.

    Das Projekt der Schufa ist zwischenzeitlich geplatzt, wie am Freitagnachmittag bekannt wurde. Das Hasso-Plattner-Institut hat die Zusammenarbeit nach der öffentlichen Kritik aufgekündigt.

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