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Karlsruhe/Bruchsal: Arbeitsplätze gesichert

Karlsruhe/Bruchsal

Arbeitsplätze gesichert

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    Weihnachts- und Urlaubsgeld werden um jeweils 60 Prozent gekürzt. Die Gehälter sinken um 2,6 Prozent. Leistungslöhne werden auf Zeitlöhne umgestellt und Leistungszulagen abgesenkt. Zugleich wird die Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich von 40 auf 35 Stunden reduziert. Sämtliche Vereinbarungen sind bis 2007 gültig. Im Gegenzug hat sich die Konzernführung bereiterklärt, durch die Ansiedelung neuer Produktionsbereiche den Standort zukunftssicher zu gestalten. Außerdem soll der Belegschaft die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung gegeben werden. Vier Millionen Euro pro Jahr will Siemens zusätzlich in das Bruchsaler Werk investieren.

    Nach monatelangen Verhandlungen einen Regenschirm erhalten

    Der Betriebsratsvorsitzenden Ernst Färber zeigte sich nach dem Abschluss der Verhandlungen erleichtert: "Wir mussten uns über Monate mit der Konzernführung auseinandersetzen. Das geht an die Substanz; zumal wir von vornherein die schwächere Verhandlungsposition hatten." Von einem echten Kompromiss wollte er darum nicht sprechen: "Letztlich konnte es uns nur darum gehen, die Belastungen zu minimieren. Immerhin bleiben die Arbeitsplätze erhalten, es wird weiterhin eine Schichtzulage ausgezahlt und die Arbeitszeiten sind nicht verlängert worden." Unsicher bleibe nach seiner Ansicht, ob das Werk langfristig erhalten werden kann: "Eine Prognose, was in drei Jahren sein wird, wage ich nicht zu geben. Genau so gut könnte ich versuchen, einen Wetterbericht für den 30. September 2007 zu erstellen."

    Fürs erste aber könne die Belegschaft aufatmen: "Um beim Bild mit dem Wetter zu bleiben: Es ist immer noch regnerisch, aber wir haben zumindest einen Regenschirm bekommen." Unklar ist bis auf weiteres, welche Produkte zusätzlich in Bruchsal hergestellt werden sollen. "Die Verhandlungen auf diesem Gebiet gehen in den kommenden Wochen weiter", sagt Färber. "Sicher ist, dass die bisherige Fertigung allein nicht ausreicht. Aber ich bin optimistisch, dass sich die Konzernleitung an ihre vertraglich zugesicherten Versprechungen halten wird." Ähnlich zuversichtlich äußerte sich auch Frank Stroh, Pressesprecher der IG Metall Bezirksleitung: "Auch wenn die Verhandlungen knochenhart geführt wurden, ist es gelungen die Verlagerung nach China zu verhindern und neue Perspektiven für das Siemens-Werk in Bruchsal zu erschließen."

    China bleibt das Land der unbegrenzten Wachstumsraten

    Siemens-Pressesprecher Peter Gottal verwies auf die große Bedeutung Deutschland für den Weltkonzern: "Ein großer Teil unsere Entwicklungsarbeit wird in Deutschland geleistet. Darüber hinaus erwirtschaften wir mehr als die Hälfte unseres weltweiten Umsatzes in Europa." Die harten Einschnitte in Bruchsal waren seines Erachtens unerlässlich: "Um rentabel in Bruchsal arbeiten zu können, mussten wir die Kosten für die kommenden fünf Jahre um 60 Millionen Euro senken. Echte Einsparungen waren nur bei den Lohnkosten möglich." In welchen Bereichen die Fertigung in Bruchsal erweitert oder ergänzt werden kann, konnte er zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen: "Möglicherweise wird es bei den Sprachvermittlungssystemen zu Synergien kommen."

    Selbstverständlich aber bleibt China als Absatzmarkt und Produktionsstandort für Siemens von größtem Interesse. Gegenwärtig hat der Konzern in China rund 30.000 Mitarbeiter, die jährlich einen Umsatz von vier Milliarden Euro erwirtschaften. "Natürlich sind die Wachstumsraten in China wesentlich größer als in Deutschland", bestätigt Gottal, "aber denken Sie an Volkswagen: Die produzieren seit 30 Jahren in China und kämen trotzdem nicht auf die Idee, ihr Werk in Wolfsburg zu schließen." Ob das für die Zukunft des Bruchsaler Siemens-Werkes spricht, ist fraglich. Als reiner Produktionsstandort ohne Entwicklungsabteilung sind die Aussichten, langfristig im internationalen Wettbewerb zu bestehen, gering.

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