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Karlsruhe: Anglerverein in Sorge

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Anglerverein in Sorge

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    Für Hans-Peter Kunzmann, seines Zeichens erster Vorstand des Anglervereins Hochstetten, ist die Sache klar: Zu viele Kormorane fressen zu viel Fisch aus dem Baggersee "Insel Rott" und dem Hochstettener Altrhein. Drei Monaten habe man sie jeden Morgen an den Gewässern des Vereins gezählt, mehr als 4.000 Sichtungen waren es am Ende. Bei einem halben Kilo Fisch, die der Vogel am Tag vertilgt, macht das für den beobachteten Zeitraum zwei Tonnen. Entschieden zu viel nach Meinung der Angler, die Fischbestände hätte in den letzten Jahren bereits dramatisch abgenommen. Früher habe man noch zwischen vier und fünf Tonnen im Jahr geangelt, heute sei es gerade noch ein Drittel. Zwar liege das nicht nur an den Kormoranen, doch gäben diese dem Fischbestand nun endgültig den Rest.

    Erbittert gegensätzliche Positionen zur Vergrämung

    Die einzige Lösung heißt für die Angler "Vergrämung". Gemeint ist damit der Abschuss einzelner Kormorane, wodurch dann wiederum viele der gefräßigen Vögel vertrieben werden sollen. Alles andere würde die Bestände der Vögel weiter steigen und die der Fische weiter sinken lassen. Man müsse auch mal "ein Zeichen setzten, dass der Natur- und Tierschutz nicht über der Wasseroberfläche aufhört", so Kunzmann. Für Carsten Weber, bei der Karlsruher Gruppe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) zuständig für das Thema Artenschutz, sind solche Argumente wenig glaubwürdig. "Die meisten Angler würden die Kormorane doch am liebsten wieder ausrotten, nur sagen das die wenigsten", glaubt er.

    Erst seit zehn Jahren brüte der Kormoran überhaupt wieder am Oberrhein, er gehöre zu den bedrohten Arten und das Schießen auf Vögel, ausgerechnet in einem EU-Vogelschutzgebiet sei nicht nur absurd, sondern störe besonders im Winter auch noch andere Vogelarten, die dadurch aufgeschreckt würden, empfindlich, so Weber. Außerdem steht er den Beteuerungen der Angler zum Naturschutz ohnehin kritisch gegenüber, schließlich hätten diese ja "nichts besseres zu tun, als ihre Würmer ins Wasser zu halten". Wer sich nach Meinung des NABU-Mitglieds für die Artenvielfalt in den hiesigen Gewässern einsetzen möchte, der solle sich für Maßnahmen wie Renaturierung und Sauberkeit der Gewässer stark machen, nicht aber für den Abschuss von Vögeln.

    Angler wollen für Abschussgenehmigung kämpfen

    Ein weiteres Indiz für die angeblich radikalen Absichten der Angler sieht Weber darin, dass die Vergrämung der Kormorane überhaupt keinen Einfluss auf deren Anzahl habe. Die geschossenen Tiere wanderten entweder neu zu oder Wintergäste aus nördlicheren Gefilden blieben im Frühling einfach hier, wenn es genug Nahrung gäbe. Seitens der Angler wehrt man sich gegen die Vorwürfe. "Wir sehen den Vogel nicht als Konkurrent. Unser Anliegen ist der Erhalt der Fischarten", versichert man und möchte den Kampf um die behördliche Genehmigung zur Vergrämung nicht aufgeben, wie der erste Vorsitzende jüngst bekräftigte: "Wir werden keine Ruhe geben, bevor nicht die berechtigten Interessen der Angler mit denen der Vogelschützer gleichgestellt werden."

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