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Karlsruhe: "Angebot war persönlicher Affront"

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"Angebot war persönlicher Affront"

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    "Die Tarifkommission fragt bei eingegangenen Angeboten immer nach der Meinung der Basis, daher standen wir bereit. Aber über das Angebot der Arbeitgeber sagte sogar die Verhandlungsspitze: Das ist es nicht wert gelesen zu werden", so Michaela Kräutter, ver.di Gewerkschaftssekretärin für den Fachbereich Gemeinden.

    Arbeitszeitverlängerung statt neuer Stellen

    Blankes Entsetzen, das sei die einhellige Stimmung der Karlsruher Mitglieder über das indiskutable Angebot der Arbeitgeber gewesen, so Kräutter. "Wir haben von Beginn an klar gemacht, dass wir mindesten drei Prozent mehr Lohn und Gehalt wollen . Alles darunter ist inakzeptabel." Die Arbeitgeberseite bot neben einer Einmalzahlung bis zu bestimmten Gehaltsklassen eine Lohnsteigerung von 0,9 Prozent ab Januar 2003 und eine weitere Steigerung ab Oktober 2003 um 1,2 Prozent. "Nicht nur, dass das Angebot ausschließlich für die alten Bundesländer gilt. Als Ausgleich für die Lohnsteigerung soll die Arbeitszeit um eine Stunde auf 39 Wochenstunden erhöht werden." Für Michaela Kräutter ein absolut unverständlicher Schritt: "Da gibt es eine Reihe von Kommissionen zur Senkung der Arbeitslosigkeit und dann soll die Arbeitszeit verlängert werden, statt die zusätzliche Arbeit mit neuen Arbeitskräften zu bewältigen."

    Müllmänner zahlen mehr als Wirtschaftsunternehmen

    Der nächste Verhandlungsschritt: Schlichtungsgespräche zwischen den Parteien. "Ich frage mich natürlich, wie ein Schlichter einen Kompromiss erarbeiten will. Unsere Forderungen stehen fest, entweder die Arbeitgeber bewegen sich auf uns zu, oder ein Streik ist unausweichlich," so Kräutter. Dass ver.di bei der Urabstimmung über die Streik-Fage die geforderte Dreiviertelmehrheit bekommt, davon ist Michaela Kräutter fest überzeugt. "Viele unserer Karlsruher Mitglieder sahen die gestrigen Tarifverhandlungen als persönlichen Affront. Sie wollen das Gerede von den leeren Kassen nicht mehr hören, denn sie verstehen nicht, warum eine verkorkste Steuerpolitik auf ihrem Rücken ausgetragen werden soll." Immerhin müsse mancher Müllmann höhere Steuern zahlen als Wirtschaftunternehmen", empört sich Kräutter. Zudem hinkten seit rund zehn Jahren die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst anderen Bereichen hinterher. "Bei allen Tarifverhandlungen in diesem Jahr lagen die Forderungen bei 6,5 Prozent. Letztendlich einigten sich Gewerkschaft und Arbeitgeber dann auf drei Prozent." Diesen Umweg, so Kräutter, wollte ver.di den Arbeitgebern des öffentlichen Dienstes ersparen und ging daher von Beginn an mit einer Forderung von drei Prozent in die Verhandlung.

    Bürger zeigen Verständnis

    Die Zeichen stehen folglich auf Streik. Ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald ist bereit, die Beschäftigten sind es nach Gewerkschaftsaussage schon lange und auch die Bevölkerung sei sensibilisiert. "Es tut uns zwar leid, wenn die Bevölkerung unter den Folgen der Streiks leidet, aber das lässt sich eben nicht vermeiden." Doch die durchaus positiven Stimmen nach den Warnstreiks von Seiten der Bevölkerung zeigen Michaela Kräutter, dass auch die Karlsruher im Falle des Falles hinter den Streiks stehen würden.

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