Aufgewachsen im pfälzischen Maximiliansau, besucht Andreas Preißler zunächst das Europa-Gymnasium in Wörth am Rhein, wechselt 1994 auf die Realschule in Kandel und zieht zwei Jahre später nach Karlsruhe. Dort ist er ab 1996 Schüler der Carl-Engler-Schule. An dem Technischen Gymnasium in der Südweststadt macht er 1999 seinen Abschluss. Anschließend absolviert er seinen Zivildienst bei der Katholischen Sozialstation Karlsruhe: "Es hat super viel Spaß gemacht mit den alten Leuten zu arbeiten", meint er rückblickend. Gleichzeitig ist die Jugendsubkultur eine Herzensangelegenheit für ihn - wegen ihrer "Individualität, den Menschen mit ihren verschiedenen Charakteren und den Einflüsse aus der Musik und der Kunst. Das hält jung. Im Gegensatz zu einem Bürohengst oder Politiker habe ich mehr Bezug zur Jugend."
Nach dem kaufmännischen Berufskolleg an der Walter-Eucken-Schule macht er sich mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder 1998 selbständig und gründet das Skateboard-Klamotten-Label Equal Athletics, das im Jahr 2000 bei 2.600 Bewerbern den "ISPO Brandnew Sportwear Award" einheimst. "Das weltweite Feedback hat uns motiviert", sagt Andreas Preißler. Michael, Kaufmann im Einzelhandel und der jüngere der Preißler-Brüder, macht die Designs, Andreas ist der "Vertriebsmensch", zuständig fürs Marketing. Seit März 2002 haben sich beide mit dem Skateboard-Laden Titus ein "zweites Standbein" aufgebaut. Und nun findet vom 20. bis 22. Juli bereits die vierte Ausgabe des "Fest Cup" statt.
Den "Fest Cup" als Rahmenprogramm des Musikfestivals "Das Fest" zu bezeichnen, wäre zu kurz gesprungen. Der Sportpark der Günther-Klotz-Anlage ist für drei Tage Anziehungspunkt für Skateboardfahrer aus allen Himmelsrichtungen und Publikumsmagnet gleichermaßen: Andreas Preißler rechnet mit zirka hundert Teilnehmern und Tausenden von Zuschauern, die durch den Eingang am Kühlen Krug strömen, um professionelle Vertskater und Amateure des Club of Skaters zu sehen. Letztere treten in Karlsruhe an, um in der Königsdisizplin ihren "offizielle Deutschen Meister Skateboard Halfpipe" zu ermitteln. Zudem gibt's die Titus Karlsruhe Miniramp und auch die Fingerboardszene wird in der Fächerstadt zu Gast sein, um ihre Akrobatik auf den "Mini-Boards" zum Besten zu geben. Und BMX-Fahrer können große Sprünge (in die Luft) machen - bei den MTB/BMX Dirt Events.
Als "stressigen Spaß" bezeichnet Andreas Preißler seine Arbeit beim "Fest Cup": Ein Jahr im Voraus wird das Ereignis geplant. Der Aufbau beginnt dann am Montag vor dem "Fest Cup"-Start. Dann kann man nur hoffen, dass das Wetter mitmacht. Die Arbeit endet Mitte bis Ende der Woche nach dem Event. Das Programm geht täglich von morgens 10 Uhr bis nachts. Andreas Preißler ist zuständig für die gesamte Organisation: Catering, Aufbauteam, Security, Pressenachbereitung - da bleibt kaum Zeit, um sich die Konzerte der Beatsteaks oder der Fantastischen Vier anzuhören. Zumal abends ja noch die von ihm initiierte Sub Urban Fashion Show stattfindet. "Aber man bekommt Routine und die Unterstützung des Stadtjugendausschuss ist herzlich, positiv.
" Kopfzerbrechen bereitet ihm die Finanzierung des "Fest Cup": "Wir haben jedes Jahr viel zu wenig Geld, nicht nur zu wenig. Man braucht viel Ideologie und eine gute Philosophie."
Entspannen kann sich der Bruce Willis-Fan mit seiner Freundin, bei Veranstaltungen im Gotec, auf Konzerten, bei der Gartenarbeit ("Tomaten hochziehen") oder beim Kochen (Lieblingsessen Spaghetti Bolognese). Wenn Andreas Preißler nicht Teil der Skateboardbranche wäre, würde er wohl etwas im Musik(video)bereich machen. Der "Veranstaltungsmensch" ist auf jeden Fall "super froh, wie alles gelaufen ist. Ich habe aus meinem Leben das gemacht, was ich machen wollte.
" Mit Zielstrebigkeit, Ausdauer, Idealismus, Kompetenz und Glück komme man zum Ziel, zählt der sympathische, erfolgreiche Jungunternehmer auf. "Aber ohne unsere Eltern hätten mein Bruder und ich das alles nicht erreicht. Wir haben die coolsten Eltern auf der Welt."
Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
Ehrgeizig, zielstrebig, lebensfroh.
Was ist Ihre größte Stärke?
Ausdauer.
Was ist Ihre größte Schwäche?
Ungeduld.
Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
Ich habe meinen Traum zum Beruf gemacht. Ich habe nicht daran gedacht, aber daran geglaubt.
Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
Eine Familie gründen. Die beruflichen Aspekte ergeben sich, wenn man zielstrebig ist. Ich möchte die Jugendsubkultur fördern, "salonfähig" machen.
Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
Ungeduld.
Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
Skateboard.
Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
Den amerikanischen Präsidenten George W. Bush.
Welcher Mensch beeindruckt Sie?
Jemand, der sein Ziel verfolgt und dabei seine Ideale nicht verliert, sich nicht verbiegen lässt.
Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
Musik: Air (die frühen Sachen, besonders das Album "Moon Safari") Film: "Fahrenheit 9/11" von Michael Moore.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
Ein Kochbuch von Tim Mälzer.
Sie werden als Tier geboren. Als welches?
Als Katze. Katzen sind zutraulich, wollen "ihr eigenes Ding machen" und sind Einzelgänger.
Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
Ich wollte mit keiner Frau tauschen.
Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
Ich finde Karlsruhe einerseits zwar zu provinziell, aber mir gefällt andererseits auch, dass es eine kleine, gemütliche, überschaubare Stadt mit vielfältigem Angebot ist. Das Schloss und den Schlosspark finde ich reizvoll.
Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
Es herrscht zu viel Inkompetenz in der Stadtverwaltung, im Stadtmarketing. Auch die Endlosdikussion um den Schlachthof beispielsweise... ich würde mehr handeln als diskutieren und dabei die Subkultur mehr fördern, versuchen das typische Beamtenbild der Stadt zu verändern. Außerdem würde ich die "Karlsruhe-Schilder" abbauen.
Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
Karlsruhe: das Team vom Karlsruher Kulturhaus Gotec. Deutschland: der ehemalige Außenminister Joschka Fischer.
Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
Davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern, würden mich das hiesige Spießbürgertum, das konservative Denken und die Steuerpolitik. Einwanderungsgründe wären die schöne Landschaft und die Übersichtlichkeit des Landes.
Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
Die jungen Kreativen, die Jugendsubkultur.
Wie und wo möchten Sie sterben?
Mit meiner Freundin Caro zusammen an der Küste sitzend - mit Blick auf das Meer.
Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
Da sollte man lieber andere Leute fragen. Vorzuwerfen habe ich mir nichts.