Während in Stuttgart der gescheiterte "Trump-Tower" die Wiederwahl des amtierenden Oberbürgermeisters zeitweilig in Frage stellte, entpuppen sich die 1997 vorgestellten Stadionpläne des KSC mittlerweile als "Altlast", die sogar den Spielbetrieb des an der Spitze der zweiten Bundesliga agierenden Traditionsvereins in Frage stellen. Der jetzt eingeläutete Rückzug des KSC aus einer gemeinsamen Betreibergesellschaft zum Bau einer neuen Fußballarena im Wildpark mit geschätzten Kosten in Höhe von rund 55 Millionen Euro hat ganz offensichtlich mit alten Verträgen zu tun.
Keine entscheidende Stellungnahme zu wichtigen Fragen
Die Verantwortlichen üben sich mit Stellungnahmen in Zurückhaltung. Der seit knapp vier Jahren amtierende KSC-Präsident Hubert H. Raase wirkte am vergangenen Mittwoch in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz auch eher zerknirscht, denn freudestrahlend. Auch einer der damals maßgeblichen Akteure, der Kaiserslauterner Architekt Folker Fiebiger, ist nicht zur entscheidenden Stellungnahme bereit. Das sei "eine Sache unter drei...", lässt er anfragende Journalisten vieldeutig wissen.
Im März herrschte bei den Verantwortlichen noch viel Zuversicht (Foto: ka-news) |
Der KSC, der seit Jahren um eine modernisierte Spielstätte ringt und dabei neben Fiebigers Entwurf aus dem Jahr 1997 auch kurzzeitig ein Modell des Stardesigners Luigi Colani präsentierte, erlebte in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch so etwas wie "Goldene Zeiten". Die Mannschaft spielte noch in der ersten Bundesliga, hatte ein Wörtchen mitzureden bei den UEFA-Cup-Rängen. Und beauftragte in dieser wirtschaftlich florierenden Phase besagten Lauterner’ Architekten.
87 Millionen Euro schwere Pläne überraschten Öffentlichkeit
Mehr als 30 Meter hohe Bürotürme, Studentenwohnheime, Einzelhandel und auch Hotels mit insgesamt 50.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche: mit 170 Millionen Mark (knapp 87 Millionen Euro) schweren Plänen zum Umbau des 1955 eingeweihten Wildparkstadions überraschten die Verantwortlichen des KSC Anfang 1997 die Öffentlichkeit - und lösten unter den Architekten des Kammerbezirks Aufschreie aus.
1997 lagen Pläne für dieses Stadion auf dem Tisch (Archivfoto: pr) |
Von den einstigen hochfliegenden Plänen "Wildpark 2000", erstellt noch mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2006, wollte jedoch schon bald - auch angesichts der finanziellen Misere und dem Abstieg aus der ersten Liga - niemand mehr etwas wissen. Außer Fiebiger: er drohte dem Präsidium des KSC schon im Jahr 2000 mit Regressforderungen. Der Sportstättenspezialist, der auch das festungsartige Fritz-Walter-Stadion am Betzenberg in Kaiserslautern baute, soll angeblich bereits für die Erstellung des Modells mit 500.000 Mark (etwa 255.000 Euro) entlohnt worden sein.
Verschiedene Aussagen sprechen von weitergehender Abfindung
Inzwischen kursieren Aussagen, dass anstelle der gerichtlich angedrohten Auseinandersetzung des Jahres 2000 mit einem Streitwert von damals 3,7 Millionen Mark (etwa 1,9 Millionen Euro) Fiebiger - unter dem damals neuen KSC-Präsidenten Detlef Dietrich - eine weitergehende Abfindung in Höhe von 800.000 Mark (410.000 Euro) gezahlt worden sei. Das Karlsruher Anzeigenblatt "Kurier" berichtete nun am Donnerstag davon, dass vor wenigen Wochen - noch vor dem Zweitliga-Spitzenspiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und den Kickern der Blau-Weißen - auf der KSC-Geschäftsstelle ein Pfälzer Architekt im Wildpark vorstellig geworden sein soll.
Bei dem Besucher soll es sich laut "Kurier" um Folker Fiebiger gehandelt haben, Chef des gleichnamigen in Kaiserslautern ansässigen Büros "Fiebiger GmbH Architekten und Ingenieure". Das folgende Gespräch soll, so wird nun gemutmaßt, den Rückzug des KSC aus der gemeinsamen Stadionbetreibergesellschaft bewogen haben. Sportstättenarchitekt Fiebiger, der schon in China Auszeichnungen einheimsen konnte, hätte bei Umsetzung der Stadionpläne des Jahres 1997 im Idealfall mit einem Gesamthonorar zwischen fünf und sechs Millionen Euro rechnen können. Das errechnet sich nach Angaben eines Sprechers des Kammerbezirks Karlsruhe der Architektenkammer aus dem damals errechneten Gesamtinvestitionsvolumen.
"Altlasten der Vergangenheit wie Mühlsteine..."
Welcher Art ein Dienstleistungs- oder Werkvertrag sein könne, der auch nach Jahren noch zu Regressforderungen in einer mutmaßlichen Höhe von, so KSC-Insider, zwei bis drei Millionen Euro Anlass gebe, ist auch für den Sprecher der Architektenkammer nicht erklärbar. Üblicherweise würden entsprechende Forderungen in der Regel nach fünf Jahren der Verjährung anheim fallen. Der amtierende KSC-Präsident Raase jedenfalls sprach am Mittwoch von "Altlasten der Vergangenheit, die wie Mühlsteine an uns hängen" und die das jetzt erneut angegangene Projekt eines Stadionneubaus hätten scheitern lassen. Vorerst jedenfalls: denn bei der Stadtverwaltung Karlsruhe besteht offensichtlich ein "Plan B". Dort hatte man offenbar schon seit einiger Zeit ein Scheitern der Pläne einkalkuliert und vorgesorgt. Weiteres dazu wird man in Kürze noch erfahren. ka-news will am Ball bleiben...