Einen Grund für die positive Bilanz der Niederlassung und des gesamten Unternehmens sieht Thewes in der Arbeit des Leistungs- und Gesundheitsmanagments. Um Arztkosten zu regulieren, werden zum Beispiel die in Rechnung gestellten Leistungen mit der Gebührenordnung der Ärzte überprüft. Im vergangenen Jahr gingen bei der Abteilung "Computergestützte Rechnungsprüfung" fast eine Million Rechnungen ein. Seit April vergangenen Jahres werden auch alle eingereichten Rezepte elektronisch erfasst. Dadurch können nicht gelistete Medikamente von einer Erstattung ausgenommen werden.
"Schwarze Schafe" im Krankenbett
Durch medizinische Nachuntersuchungen solcher Patienten, die sich überwiegend an den Feiertagen im Krankenstand befinden, konnten bundesweit etwa sieben Millionen Euro eingespart werden. Im Bereich der Niederlassung Karlsruhe überprüfte die Allianz über 800 Versicherte. Die Erfolgsquote von 22 Prozent, so Thewes, rechtfertige dieses "nicht ganz sensible" Vorgehen. Seit Mai vergangenen Jahres begleitet im Bereich der Karlsruher Niederlassung ein so genannter "Gesundheitslotse" versicherte Krankenhauspatienten. Dieser soll sich frühzeitig um Anschlussheilbehandlungen oder auch um eine notwendige häusliche Pflege kümmern.
Thewes rechnet trotz der "unsicheren gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen" für das laufende Geschäftsjahr mit einem leichten Umsatzwachstum von etwa zwei Prozent. Die Bürger sieht er durch die derzeitige Diskussion um die Zukunft des Gesundheitswesens "hochgradig verunsichert". "Weder die Bürgerversicherung noch die Kopfpauschale werden die Probleme der gesetzlichen Krankenversicherung lösen." Ein Umbau des Gesundheitswesens müsse jedoch grundsätzlich erfolgen, so Thewes. Eine Aufhebung der lohnbezogenen Finanzierung der Krankenversicherung würde der Niederlassungsleiter begrüßen.
Allianz hat größte Niederlassung in Karlsruhe
Die neuen Kooperationen zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die vom Gesetzgeber geregelt wurden, hält der Leiter der Vertriebsdirektion München, Jürgen Kempen, für unnötig: "Jedem gesetzlich Krankenversicherten stand auch vorher der Weg zu einer privaten Zusatzversicherung offen." Die "Allianz Private" wird in Zukunft die Möglichkeit von Kooperationen mit den Gesetzlichen nur bedingt nutzen.
1999 hatte die "Allianz Private" einen umfassenden Unternehmensumbau gestartet. 31 Verwaltungsbetriebe wurden zu fünf Niederlassungen zusammengefasst. Mit fast 650.000 Kunden aus den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland besitzt Karlsruhe die größte Niederlassung.