"Absteigen, bitte", sagen die Kontrolleure zum ersten unerschrockenen Radfahrer, welcher ihnen gar direkt in Arme fährt. Es ist kurz vor 11 Uhr, zwischen Baustelle und Zeltaufbau für das Hoffnungs-Festival ist der Marktplatz noch geschäftiger als sonst. Dazwischen schlängeln sich Lieferwagen und LKWs.

"Wir beobachten, die Zahl der Verstöße nimmt ab"
Auch Bürgermeister Albert Käuflein schaut sich die Arbeit der Einsatzleute an. Die Radverkehrskontrollen gehören für ihn längst zum Alltag: Seit 2024 gab es bereits 50 Einsätze dieser Art, bei denen rund 700 Verstöße festgestellt wurden. Mit Blick auf die ersten ertappten Radler sagt er: "Ich will gar nicht schadenfroh sein – aber genau deshalb sind wir heute hier."

Doch die Frage ist - macht auf solch einem vollen Marktplatz die Kontrolle überhaupt Sinn? Der Bürgermeister stellt gegenüber ka-news.de klar: "Gerade deshalb ist sie sinnvoll. Großveranstaltungen gehören in unserem Zentrum zum Alltag - und gerade dann ist Radfahren besonders gefährlich."

Fluchtversuch unter den Augen des Bürgermeisters
Nichtsdestotrotz dauert es nicht lange und eine ältere Dame rollt auf dem Rad vorbei. Der Bürgermeister verzieht das Gesicht. Ein KOD-Mitarbeiter versucht sie anzuhalten, doch sie will sich nicht stoppen lassen. Erst als ein zweiter Kontrolleur und ein Polizist eingreifen, kommt sie zum stehen. "So etwas verstehe ich wirklich nicht", sagt Käuflein kopfschüttelnd. Einsicht? Fehlanzeige. Die Dame schimpft lautstark.

"Viele sehen sich im Recht" – Gewalt gegen Kontrolleure nehme zu
Käuflein bleibt ernst: "Wenn man einen Fehler macht, sollte man dazu stehen – das ist leider nicht mehr selbstverständlich." Besonders erschreckend: Die Zahl der Angriffe auf KOD-Mitarbeiter steige. Allein in diesem Monat seien zwei Mitarbeiter bei Kontrollen verletzt worden – einer wurde mit einem Fahrrad beworfen, ein anderer von einem E-Roller umgefahren. "Das muss man sich mal vorstellen", sagt er sichtlich betroffen.

Ein KOD-Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, bestätigt die Entwicklung: "Die Aggressionen nehmen zu – besonders von Radfahrern." Viele hätten kein Bewusstsein für Verkehrsregeln, fühlten sich im Recht. "Routinekontrollen eskalieren dann schnell."
"Ich wusste nichts von der Fußgängerzone"
Als nächstes wird ein junger Mann auf einem E-Roller gestoppt. Auch er darf hier nicht fahren. "Hier ist eine Fußgängerzone?", fragt er überrascht. Täglich sehe er Fahrräder, Roller und sogar Autos über den Marktplatz. Dass das verboten ist, sei ihm nicht klar gewesen. Dennoch zeigt er gegenüber den Kontrolleuren Verständnis und nimmt das 25 Euro Bußgeld hin.

Und zum Schluss zeigt sich tatsächlich: Die meisten Radfahrer schieben. Die Kontrollen scheinen ihre gewünschte Wirkung zu erzielen.
