(ps/mda)

Ein wenig abseits, im Technischen Rathaus (Platanenstraße 7), hatte es jahrzehntelang seinen festen Platz: das Grundbuchamt Rastatt. Dass die Stadt Rastatt überhaupt ein eigenes Grundbuchamt hat, ist einer Sonderregelung im badischen Rechtsgebiet zu verdanken. Denn normalerweise sind Amtsgerichte für Grundbuchämter zuständig. In Baden jedoch wurden nach alter Tradition die Grundbuchämter von den Gemeinden eingerichtet. So auch in Rastatt.

Kein Sonderstatus mehr

Mit diesem Sonderstatus ist es aber nun vorbei, teilt die Stadt Rastatt in einer Pressemitteilung mit. Denn mit der Umsetzung der sogenannten Notariats- und Grundbuchreform werden auch in Baden-Württemberg die Grundbuchämter von Amtsgerichten geführt. Von ursprünglich 672 Grundbuchämtern wird es nur noch 13 geben. Das Grundbuch für den Landgerichtsbezirk Baden-Baden wird dann zentral vom Amtsgericht Achern geführt. Die Reform soll bis zum 31. Dezember 2017 abgeschlossen sein. In Rastatt ist es schon früher so weit. Dort heißt es bereits im Januar 2013: Abschied nehmen vom Grundbuchamt.

Hans-Jürgen Frank war Kundenbereichsleiter des Grundbuchamts. Ihm wird das Grundbuchamt fehlen, denn 40 Jahre begleitete er die Grundbücher von Rastatt und den Ortsteilen Niederbühl, Ottersdorf, Plittersdorf, Rauental und Wintersdorf - ein Stück Stadtgeschichte. "Grundbücher geben Auskunft über alle Rechtsverhältnisse, die ein Grundstück betreffen", erklärt Frank. Alle Grundbücher seit 1900 wurden im Rastatter Grundbuchamt geführt, daher lagert hier auch ein riesiger Aktenberg. Noch ältere Exemplare befinden sich im Stadtarchiv. Heute gibt es das elektronische Grundbuch: Seit 2003 wurden die Akten nach und nach digitalisiert. Hans-Jürgen Frank beziffert den Stand der Digitalisierung auf rund 70 Prozent.

Alle Grundbücher und Grundakten aus dem Rastatter Grundbuchamt kommen nun ins Zentralarchiv nach Kornwestheim. Rund 27.000 Grundakten haben sich im Laufe der Zeit in Rastatt angesammelt. 17.000 beziehen sich dabei auf die Kernstadt, die restlichen 10.000 verteilen sich auf die Ortsteile.

Hans-Jürgen Frank ist froh, dass zumindest ein "kleiner Rest Grundbuchamt" in Rastatt verbleibt. "Am häufigsten kamen Bürger vorbei, um das Grundbuch einzusehen oder Kopien ihrer Einträge zu erhalten", erklärt er. Damit die Bürger weiterhin diesen vielfach genutzten Service in Anspruch nehmen können, hat die Stadt Rastatt im Bürgerbüro (Herrenstraße 15) eine elektronische Grundbucheinsichtsstelle eingerichtet. Hier können Bürger allerdings tatsächlich nur ihre Einträge einsehen und Abschriften erhalten. Änderungen, neue Einträge oder sonstige Bearbeitungen im Grundbuch finden künftig in Achern statt.

Grundbuchamt in Durlach schließt am 1. April

Die neue Grundbucheinsichtsstelle ist zwar schon eingerichtet, einsatzbereit ist sie aber erst, wenn von der Grundbuchdatenzentrale in Stuttgart die Zugangsdaten für die Teilnahme am elektronischen Abrufverfahren zur Verfügung gestellt worden sind. Hier kam es wegen der Vielzahl an Anträgen zur Verzögerung. Wer zwischenzeitlich einen Grundbuchauszug benötigt, wendet sich vorerst direkt an das Amtsgericht Achern, Grundbuchamt, Rathausplatz 4, 77855 Achern, Tel. 07841/6733402.

Auch in Karlsruhe wird sich künftig etwas ändern. Derzeit gibt es noch zwei Grundbuchämter in Karlsruhe - eines in Durlach in der Amalienbadstraße und eines in der Helmholtzstraße. Vor sieben Jahren gab es mit Neureut sogar drei Grundbuchämter. Dort gibt es seither aber nur noch eine Grundbucheinsichtsstelle. Künftig wird es auch in Karlsruhe keine Grundbuchämter mehr geben. Das Amt in Durlach wird zum 1. April geschlossen. Hier soll künftig auch eine Grundbucheinsichtstelle eingerichtet werden. Für weiter Auskünfte ist dann das Amt in Maulbronn zuständig. Das Grunbuchamt in Karlsruhe wird voraussichtlich im Jahr 2015 geschlossen. Auch hier wird dann vermutlich eine Grundbucheinsichtsstelle eingerichtet.