Nachdem die EU beschlossen hatte, eine europaweite Notrufnummer einzurichten, nämlich die 112, sah sich der Bundestag im März 2009 in der Pflicht diese Forderung umzusetzen. Nach Angaben der Pressesprecherin des Ministeriums für Arbeit und Soziales habe dies immense Vorteile für das Rettungssystem: das Wählen der 112 ist kostenlos, somit auch ohne Guthaben auf dem Handy erreichbar, und erfordert keine Kenntnis der örtlichen Vorwahl.
"Die Feuerwehr hat die Leitstellen im März in Kenntnis gesetzt und darüber informiert, dass sie ihre technischen Kapazitäten ausbauen müssen", so die Pressesprecherin. Gesagt, getan - das meint zumindest Jürgen Bordt, der organisatorische Leiter der Leitstellen. Neben den 40 ehrenamtlich tätigen Arbeitskräften, stünde ihnen jeder Zeit das aus 17 Leuten bestehende Hauptamtspersonal für Notfälle zur Verfügung.
"Das Problem sind dann kurzfristig auftretende Szenarien"
"Die Gefahr, dass in der Leitstelle ein Krankenfall liegen bleibt, besteht nicht", ist er sich sicher und schließt eine Überlastung der Leitungen von vorne herein aus. Die Rettungsfälle würden bereits im Vorfeld aussortiert und direkt an die Rettungsdienste weiter geleitet. Das allerdings sieht Jörg Biermann, der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, kritisch.
Es sei nicht möglich vorherzusehen, welche der Anrufe nun medizinisch und damit dringender seien. "Das Problem sind dann kurzfristig auftretende Szenarien", so Biermann.
Ein Sturm, ein Stromausfall - solche unvorhersehbaren Dinge würden schnell passieren und dann brauche es zunächst mehr als eine Viertelstunde bis das benötigte Personal nachziehe. Eine Viertelstunde - für einen Herzinfarkt-Patienten könne es dann schon zu spät sein.
"Es war ein nicht nachvollziehbarer Schritt"
Die 112 sei eindeutig die Notrufnummer der Feuerwehr. Nur 8.000 der jährlich eingehenden 108.000 Notrufe seien für die Feuerwehr bestimmt. Die Entscheidung des Bundes sei ein nicht nachvollziehbarer Schritt, findet Biermann. Gemeinsam hätten sie mit der Berufsfeuerwehr Karlsruhe beschlossen, die Forderung des Bundes nicht umzusetzen und die 19222 beizubehalten. Zudem hätten sie eine inoffizielle Abmachung mit dem Ministerium für Arbeit und Soziales getroffen.
Die 112 soll demnach wahrscheinlich künftig direkt zur Leitstelle der Rettungsdienste und nicht zu der der Feuerwehr führen. Ihr eigentliches Ziel sei aber, für jeden Notruf - Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst - entsprechend der Rettungssysteme der Schweiz und Österreichs eine eigene Notrufnummer einzurichten.