Immer weiter wollen, immer geduldig sein und immer ein Lächeln auf dem Gesicht haben – so sollte ein moderner Tramper sein, fanden die Teilnehmer des zweiten offiziellen "Tramperwettrennens". Sie warteten am Karlsruher Marktplatz auf die Bekanntgabe des genauen Ziels ihrer Reise. Ausgestattet waren die Reisenden mit riesigen Rucksäcken und den Anhalter-Utensilien schlechthin: Pappe und Stift, damit sie den potentiellen Fahrern auch gleich das Reiseziel mitteilen können.
Abenteuer und geistiger Austausch
Einige sind schon erfahrene Tramper, wie Dries aus Belgien, der im letzten halben Jahr geschätzte 50.000 Kilometer per Anhalter zurückgelegt hat.
Für ihn und viele andere Teilnehmer ist diese Art des Reisens die Beste, die es gibt: "Du weißt nicht wo du landest, wen du triffst und ob du es schaffst anzukommen – aber es macht Spaß". Megan dagegen ist Tramp-Neuling. Die Amerikanerin macht einige Monate Urlaub in Deutschland und wollte nun etwas ganz Verrücktes probieren: "Ich habe im Internet von der Meisterschaft erfahren, da dachte ich mir: Hört sich nach Spaß und Abenteuer an, da mache ich mit."
Abenteuer und Spaß, das wollten alle Teilnehmer - und kostenlos ist das Fahren per Anhalter noch dazu. Doch "Geld ist nicht die Frage beim trampen, sondern der geistige Austausch", erklärte Stefan, der vor 25 Jahren das erste Mal trampte. Trotzdem ist dies, wenn man den meisten Teilnehmern glauben will, der Grund, warum so viele damit beginnen, "den Daumen raushalten".
Patrick trampte regelmäßig von Dresden, wo er studierte, nach Karlsruhe, wo seine Familie lebt. "Von Dresden nach Karlsruhe in viereinhalb Stunden, das schlägt keine Deutsche Bahn", scherzt er. So konnte er als Student eine Menge Geld sparen.
Landkarte und Pappschild: Der Wettlauf beginnt
Um 10.30 Uhr war es dann soweit: Die Veranstalter Philipp Gruber, Ralf Platschowski und Thomas Weber teilten das Ziel des "Wettlaufs" mit: "Wir wollten auf jeden Fall wieder ins Ausland. In Liechtenstein ist die Landschaft super, es gibt einen See und Berge." Das war es also, das Ziel: ein Campingplatz in Triesen, Liechtenstein. Sofort wurde geplant, die Karten wurden ausgepackt: Wie kommt man dort am schnellsten hin? Die zehn Teams, bestehend jeweils aus zwei Trampern, verteilten sich.
Während die einen in Richtung Hauptbahnhof stürmten, setzten sich die anderen in den Zug bis zur "Weinbergstraße" an die Autobahnauffahrt.
Megan und Jona hatten sich bereits einen Plan zurecht gelegt: erstmal nach Straßburg oder Freiburg und von da aus nach Basel. Ob das klappen würde, wussten sie nicht. Nun musste sich positioniert werden: "Der richtige Platz ist wichtig. Die Autos müssen anhalten können, sonst braucht man sich gar nicht erst hinzustellen", erklärte Jona seiner Mitstreiterin, die bereits mit einem "Basel" Pappschild an der Autobahnauffahrt stand.
Mit dem Traktor zum Sieg
Gewonnen hat, wer die beste Zeit vorweisen konnte – das bedeutete aber nicht, dass dies das Team war, welches sich zuerst in Liechtenstein einfand. Die drei Veranstalter hatten sich noch einige Extras überlegt: Durch kleine Aufgaben konnte man eine Zeitgutschrift erhalten, Traktor fahren und andere Leute zum Mittrampen überzeugen sind nur zwei davon. Einen Notfall-Umschlag, mit Zugverbindungen und Telefonnummern gab es natürlich auch, der kostete allerdings einiges an Zeitstrafen. Am Ziel wurden dann die Zelte aufgeschlagen und eine gebührende Abschlussparty gefeiert. Am morgen hielten die Anhalter wieder den Daumen heraus – diesmal allerdings um wieder in ihre Heimat zu kommen.