Werkstattbesuch im Schloss

Richtig idyllisch liegt das rote Backsteingebäude im Karlsruher Hardtwald. In unmittelbarer Nähe zur Majolika beherbergt es die Restaurierungswerkstätten des Landesmuseums, das einen kurzen Fußmarsch entfernt ist. Auch im Gebäude sind die Mitarbeiter der Werkstätten recht entspannt zu Gange. Knapp drei Monate vor der Ausstellungseröffnung kommt noch niemand ins Schwitzen.
"Die ersten Leihgaben sind schon da und werden momentan für den Ausstellungskatalog fotografiert", berichtet Christoph Adler, Holzrestaurator und Werkstattleiter beim Landesmuseum. Erst drei Wochen vor der Ausstellung holen die Restauratoren den Großteil der Leihgaben bei ihren Besitzern ab."Es ist schwierig, die ganzen Objekt in den Depots zu lagern, da wir sowieso nicht so viel Platz haben", bedauert er.
Die gesamte Sammlung des Museums umfasst weit mehr Objekte, als in den Ausstellungen zu sehen sind. Die meisten befinden sich in vier Außendepots. Die Stücke dort tauchen gelegentlich in Sonderausstellungen auf oder werden an andere Museen ausgeliehen. Die Depots selbst sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. "Ein Museum ist dazu da, um Geschichte zu bewahren und zu präsentieren. Dazu gehören auch die Depots, wo die Objekte gesammelt werden", erläutert Adler.
Die Werkstätten bringen Exponate auf Vordermann
400 Exponate wird die Ausstellung "Baden! 900 Jahre - Geschichte eines Landes" insgesamt umfassen. Rund die Hälfte davon sind aus Papier, darunter Landkarten, Fotos, Briefe und Grafiken. Restaurieren müssen die Werkstattmitarbeiter nur wenige Objekte - höchstens kurz reinigen. Sechs Werkstätten für Papier, Keramik, Skulptur und Gemälde, Metall und Kunsthandwerk, Textil und Möbel und Holzobjekte hat das Museum.
Wo es immer jede Menge zu tun gibt, ist die Metallwerkstatt. Hier hat Detlef Sippel das Sagen. Seit 25 Jahren steht er in Diensten des Landesmuseums und fertigt neben Halterungen für Exponate vor allem Kopien von Objekten aus Kunststoff an. Diese gehen dann an andere Museen, die sie in ihrer Sammlung präsentieren möchten. Die Restauratoren verstehen ihr Handwerk: "Auf den ersten Blick unterscheidet man das Original nicht von der Kopie. Erst wenn man diese in die Hand nimmt, merkt man, dass sie leichter ist", erklärt Sippel.
Doch mittlerweile verbringen Sippel und seine Restauratoren-Kollegen mehr Zeit damit, bei den Vorbereitungen der rund 20 Ausstellungen im Jahr mitanzupacken. Die Ausstellungsstücke müssen zusammengetragen, Exponate ab- und umgehängt oder als Leihgabe für andere Häuser entsprechend eingepackt werden. Der Umgang mit historischen Objekten erfordert eben eine fachmännische Handhabung.
Traumberuf Buchbinder
Anders als andere Museen verfügt das Badische Landesmuseum auch über eine eigene Buchbinderei. Dort türmen sich momentan die frisch gebundenen Bücher. Das sind Fachzeitschriften, die die Buchbinderin Petra Müller zu Büchern für die hauseigene Bibliothek zusammenfasst. Zudem repariert sie Exemplare aus dem Bestand und fertigt Passepartout-Rahmungen und Objektbeschriftungen für Ausstellungen an.
Von der großen Landesausstellung bemerkt sie noch nichts. "Drei Tage vor der Eröffnung wird es hektisch", berichtet Müller. Dann werden die letzten Rahmen und die Objektschilder gebraucht - und das schnell. Doch das ist für Petra Müller kein Problem. "Ich hab hier meinen Traumjob gefunden", sagt sie über ihren abwechslungsreichen Berufsalltag.
Für den 900. Geburtstag hat sich das Landesmuseum über die Landesausstellung hinaus ein umfangreiches Programm ausgedacht. Bereits vor deren Eröffnung bietet dieses verschiedene Veranstaltungen, in denen sich Interessierte mit Aspekten der Geschichte Badens beschäftigen und auseinandersetzen können. Einen Überblick und nähere Informationen gibt es im Internet.