Wärme, die aus dem Boden kommt und in Energie umgewandelt werden kann - alternative Energien wie Geothermie liegen zu Recht im Trend, auch in der Region um Karlsruhe. Für die Geothermie Anlage in der 22.000 Einwohner-Kommune Waghäusel plant das Unternehmen Deutsche Erdwärme (DEW) die Inbetriebnahme bereits im Jahr 2025, wie DEW-Pressesprecher Ron Zippelius im Gespräch mit ka-news.de erklärt.
Die Deutsche Erdwärme ist nach eigenen Angaben der größte Entwickler und Betreiber von Geothermie-Kraftwerken in Deutschland. In der Republik sind insgesamt bereits rund 40 Anlagen, allerdings nicht von der DEW geplant oder gebaut, in Betrieb und 30 weitere in Planung.
Geothermie-Anlage in Waghäusel soll rund 10.000 Haushalte mit Energie versorgen
In Oberhausen-Rheinhausen, unweit von Waghäusel gelegen, wurden zwar Messungen durchgeführt, doch die dünne Datenlage bezüglich der Geologie komme die Doppelgemeinde als Projektstandort nicht in Frage, hieß es. Zudem hatte dort eine Befragung ergeben, dass sich fast 70 Prozent der Haushalte leicht bis sehr skeptisch gegenüber Geothermie äußerten.
Im Waghäuseler Industriegebiet "Unterspeyererfeld", das sich überwiegend im Besitz der Stadt befindet, soll jedoch künftig aus einer Tiefe von etwa 3.500 Metern 160 Grad heißes Wasser gefördert werden.
"Davon könnten rund 10.000 Haushalte mit Strom und Wärme versorgt oder bei jährlich 8.000 Betriebsstunden 33 Gigawattstunden Strom produziert werden. Diese nachhaltige Energie würde pro Jahr mehr als 27 Millionen Liter Heizöl einsparen", so Herbert Pohl, Firmengründer und Geschäftsführer des Karlsruher Unternehmens. Dies gelte natürlich nur, wenn die Wärme auch abgenommen werde. "Mit Betriebszahlen kann man erst aufwarten, wenn die Anlage läuft", informiert die Pressestelle.
Bürger protestieren: "Keine Tiefengeothermie in Graben-Neudorf und Waghäusel"
In der Region stößt das Projekt jedoch teilweise auf Widerstand. So hat sich bereits eine Bürgerinitiative "Keine Tiefengeothermie in Graben-Neudorf und Waghäusel" gebildet. Viele Fragen seien offen, die Bürger in der Region würden unzureichend informiert. Man erinnert an Probleme in Südbaden, in der Pfalz oder im Elsass, wo es nach Probebohrungen zu seismischen Erdbewegungen kam.
In Waghäusel führt die Verwaltung die Vorteile mit dem Gütesiegel einer CO2-freien und klimaneutralen Stadt ins Feld. Zudem kämen Einnahmen durch den Grundstücksverkauf sowie der jährlichen Grundsteuer in den Stadtsäckel. Hierbei wäre der mögliche Aufbau eines kommunalen Wärmenetzes zur Nutzung in den Haushalten Aufgabe der Stadt, während die Gründung einer Energiegenossenschaft aus der Mitte der Bevölkerung erfolgen müsse, hieß es aus dem Rathaus.

Oberbürgermeister Walter Heiler (SPD) hält es für sinnvoll, dass man im Zuge der Energiewende auf alternative Energieformen setzt und sagt: "Wir sollten Vertrauen in unsere Demokratie und den Rechtsstaat haben, zumal umfangreiche Prüfungen und eine gute Öffentlichkeitsarbeit vorausgehen."
Beim Unternehmen selbst wiederum heißt es, dass die geplanten Standorte und die Geologie mit den besonderen Vorteilen des Oberrheingrabens sehr gut für ein solches Kraftwerk geeignet wäre. "Das heiße Wasser wird aus dem vorhandenen Buntsandstein in der Tiefe und nicht wie andernorts aus dem Grundgebirge, entnommen", erklärt Ulrich Lotz von der DEW. Man habe bereits vor zwei Jahren eine umfangreiche Bodenuntersuchung mit 3D-Seismik angegangen.
In Dettenheim wird nach einem Bohrgrundstück gesucht
Auch in Dettenheim soll eine Anlage gebaut werden. Die DEW habe Interesse an einem Grundstück bekundet, so Bürgermeisterin Ute Göbelbecker (Freie Wähler). Durch Corona sei der Austausch und ein breiter Diskurs im Moment schwierig, zudem sei man noch ganz am Anfang. In einer öffentlichen Gemeinderatssitzung sei das Thema schon zur Sprache gekommen, wobei das Plenum, auch im Zeichen des Klimawandels, grundsätzlich offen für Alternativen sei.
"Ich wünsche mir einen offenen Austausch und eine gute Informationspolitik der Karlsruher Experten", sagt Ute Göbelbecker. Dies sieht Neureuts Ortsvorsteher Achim Weinbrecht nicht anders. "Wir sind noch lange nicht soweit. Die Firma ist zunächst auf der Suche nach einem Gelände." Die DEW habe die bergrechtliche Aufsuchungserlaubnis, um seismische Messungen durchzuführen.
Politisch gesehen habe man sich in Neureut nicht negativ zum Thema geäußert, es wurde auch nichts von vornherein abgelehnt. Entscheidend sei auch, ob es sich um ein städtisches oder privates Gelände handelt. Letztlich würde der Gemeinderat in Karlsruhe entscheiden. "Natürlich muss eine umfassende Bürgerinformation vorausgehen", betonte Weinbrecht.
2025 soll die Anlage in Waghäusel in Betrieb gehen
In Waghäusel soll indes schon bald - nachdem die Verhandlungen mit der Stadt abgeschlossen sind - auf dem Gelände unweit der L560 und Bahntrasse ein Bohrplatz errichtet werden. Mit dem Bau des Kraftwerks, so der DEW-Plan, soll im Jahre 2023 begonnen werden, mit der Inbetriebnahme sei 2025 zu rechnen.

Im Umkreis von fünf Kilometern um die Anlage werde eine seismische Überwachung, die Daten aufzeichnet, eingerichtet. Diese könne aufgrund einer Ampelsteuerung das gesamte System schon bei kleinsten Störungen im geringen Bereich abschalten. Bekanntlich war in Landau bereits 2007 ein Geothermiekraftwerk mit einer Leistung von drei Megawatt als erstes Kraftwerk im Hoffnungsgebiet Oberrheinischer Tiefgraben in Betrieb gegangen.
Die Investitionskosten beliefen sich auf 21 Millionen Euro. Nach seismischen Aktivitäten 2009, den Bodenerhebungen 2013 und 2014 und dem daraus entstandenen Unmut der Bevölkerung in der Region, wurde die Anlage zunächst stillgelegt. Obwohl man eine dritte Bohrung anstrebt, ist die Zukunft des Landauer Kraftwerks weiter ungewiss.
Wie sicher sind die Bohrungen wirklich?
In Südbaden und im Elsass hatte es in der Vergangenheit nach Probebohrungen leichte Erdbeben gegeben, was Protesten in der Bevölkerung zur Folge hatte. In Graben-Neudorf fand im September 2020 in der Pestalozzi-Halle bereits eine erste, öffentliche Info-Veranstaltung mit Firmenleitung, Gutachtern, Bohrtechnikern sowie Experten für Natur- und Umweltschutz, statt.
Über die Homepage der Gemeinde werden Anregungen von Bürgern zur Weiterleitung an das Karlsruher Unternehmen angenommen, wie Bürgermeister Christian Eheim (SPD) mitteilte. Zum Thema Geothermie-Kraftwerk in der Gemeinde hatte er mehr Bürgerbeteiligung gefordert.