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Bruchsal: Radeln gegen Krebs: Bruchsaler tourt durch die USA

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Radeln gegen Krebs: Bruchsaler tourt durch die USA

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    Manfred Grimme mit seinem Fahrrad - am 9. Januar startet er in die USA.
    Manfred Grimme mit seinem Fahrrad - am 9. Januar startet er in die USA. Foto: (Privat)

    Alles begann mit einem dicken Knie. Als sich Manfred Grimme Rat bei den Fachärzten im Krankenhaus holen wollte, zeigten sich diese zunächst ratlos. Doch bald folgte die unerwartete Diagnose: Morbus Waldenström - eine sehr seltene, unheilbare Form der Leukämie.

    Einmal pro 100.000 Einwohner tritt diese Erkrankung im Jahr auf. Die durchschnittliche Überlebenszeit beträgt zirka sieben Jahre. "Die Diagnose bekam ich vor sieben Jahren", erzählt Grimme. "Mein Immunsystem wurde immer schlechter - ich habe alles getan, um die Krankheit vor mir herzuschieben, sie zu verdrängen." Der Bruchsaler wollte sich nicht mit der schlechten Perspektive abfinden und unternahm zahlreiche Reisen mit seiner Frau. Mit dem Wohnmobil ging es zum Beispiel durch Nordamerika.

    2009 folgte dann der Zusammenbruch: Grimme schaffte es nicht mehr, die eigene Treppe im Haus hinauf zu gehen, sogar für eine Chemo-Therapie war er zwischenzeitlich zu schwach. Auf seiner Leber hatten sich Tumore gebildet - ein weiteres Zeichen der schleichenden Krankheit. Sieben Wochen mit Krankenhaus-Aufenthalt und Ungewissheit über die Zukunft folgten. "Ich stand auf der Kippe", sagt Grimme heute. Er nahm sich schließlich ein Jahr Auszeit von seinem Beruf als Lehrer. In dieser Zeit fasste er einen Entschluss: "Ich wollte mir Ziele setzen. An Grenzen gehen und sich selbst überwinden ist das Einzige, was einem bei solch einem Schicksal bleibt", berichtet der Bruchsaler im Gespräch mit ka-news.

    Anderen Patienten Mut machen

    Bei einer Routinekontrolle im Mai diesen Jahres fiel Grimmes Blick auf einen Flyer der Deutschen Leukämie Hilfe (DLH). Beim Blättern fiel ihm die Ankündigung eines Patientenkongresses in Hamburg auf, bei dem ein Vortrag über Morbus Waldenström auf dem Programm stand. Kurzerhand machte sich das Ehepaar auf den Weg nach Norddeutschland und nahm an der Tagung teil. "Ich lernte das erste mal andere Betroffene kennen - viele, die erst kürzlich von ihrer Krankheit erfahren und schreckliche Angst hatten." Auf der Heimfahrt dachte Grimme über das in Hamburg Erlebte nach - gab es keinen Weg, den Erkrankten Mut zu machen und ihnen neue Hoffnung zu geben?

    Der Geografie- und Deutschlehrer nahm sich vor, die DLH durch ein Projekt unmittelbar zu unterstützen. Die Idee: Eine dreimonatige Fahrradtour quer durch die Vereinigten Staaten von Amerika - von der Ostküste bis zur Westküste, von Orlando nach San Francisco. "Ich möchte wissen, wo meine Grenzen sind", erklärt Grimme seine Motivation. Ein Schlüsselereignis für diese Unternehmung geschah vor 34 Jahren: 1978 habe er im Urlaub auf Island einen Abenteurer kennengelernt, der stets mit Fahrrad unterwegs war und nach der Schule nichts anderes getan habe, als aller Herren Länder zu bereisen. Bei der Planung des Projekts fiel Grimme der Name des jungen Mannes wieder ein und er las im Internet, dass Heinz Stücke mit 70 Jahren und ohne Krankenversicherung immer noch mit dem gleichen Fahrrad wie damals um die Welt fährt und mittlerweile im Guinnes Buch der Rekorde steht. "Wenn er das schafft, dann schaffe ich das auch - selbst mit meiner Krankheit", lächelt Grimme heute.

    Die Tour sollte unter der Schirmherrschaft der DLH stehen, aber nicht gesponsort werden - das war dem Bruchsaler wichtig. Für das Projekt legte er einen eigenen Blog im Internet an, der heute schon, vor Tourantritt, einige Leser hat. Diese sollen künftig die Möglichkeit haben, beispielsweise pro gefahrenem Kilometer oder pro Etappe einen kleinen Betrag für den Verein zu spenden. Medikamente habe er immer dabei und alle Fahrradwerkstätten entlang der Route habe er sich schon herausgeschrieben, so Grimme. Am 9. Januar 2013 wird Grimme seine große Reise antreten. Besonders freut er sich darauf, die Golden Gate Bridge in San Francisco zu überqueren, Las Vegas zu besuchen und den Petrified Forrest, mit seinen berühmten versteinerten Bäumen, in Arizona zu erkunden.

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