Oberbürgermeister Wolfgang Gerstner und Michael Prinz zu Salm-Salm, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), übergeben der Bundeskanzlerin die stattliche Weißtanne auf dem Ehrenhof des Bundeskanzleramtes.
"Die über 15 Meter hohe und etwa 60 Jahre alte Tanne grüßt die Bundeshauptstadt im Namen der deutschen Waldbesitzer, der Stadt Baden-Baden und des Schwarzwaldes bis ins neue Jahr hinein", so die Forstkammer Baden-Württemberg in einer Pressemitteilung. Zwar kann sich seit Bestehen des neuen Kanzleramts in Berlin der jeweilige Kanzler jährlich über einen Weihnachtsbaum aus einer Schwarzwaldgemeinde freuen, doch kommt die große Tanne für die Bundeskanzlerin dieses Jahr erstmals aus Baden-Württemberg.
Weißtanne ist der Charakterbaum des Schwarzwalds
"Wir freuen uns, unserer Bundeskanzlerin eine der schönsten Weißtannen aus unserem Stadtwald als weihnachtlichen Gruß schicken zu können", so der OB bei der Fällaktion am Freitag, 20. November. Merkel und Gerstner sahen sich zuletzt während des NATO-Gipfels Anfang April in Baden-Baden, als sich die Bundeskanzlerin gemeinsam mit US-Präsident Barack Obama ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Eine zweite, etwas kleinere Baden-Badener Tanne schmückt Schloss Meseberg, das Gästehaus der Bundesregierung.
"Es ist kein Zufall, dass es sich ausgerechnet um eine Weißtanne handelt", erläutert der Geschäftsführer der Forstkammer Baden-Württemberg, Jerg Hilt. "Sie ist nicht nur der Urtyp des Weihnachtsbaumes, sondern hat für die hiesigen Waldbesitzer auch forstlich eine große Bedeutung. Baden-Württemberg ist bundesweit das Land mit den höchsten Weißtannenanteilen." Die Tanne sei die Charakterbaumart des Schwarzwaldes und habe schon in früheren Zeiten als "Holländertanne" für den Schiffbau Verwendung gefunden.
"Man sprach vom Grünen Gold des Schwarzwaldes", so Hilt weiter. "Das wiederum sorgte für einen gewissen Wohlstand in den Waldbesitzergemeinden. Heute sieht man sie als Zukunftsbaumart im Klimawandel, da sie auch mit wärmeren Temperaturen bei entsprechenden Niederschlägen gut zurechtkommt.
So ist die Tanne Schlüsselbaumart einer ökologischen Waldwirtschaft."
Weißtanne als Weihnachtsbaum schon lange abgelöst
Der Schwarzwald ist das Hauptverbreitungsgebiet der prächtigen Weißtannen, informiert die Forstkammer. In Deutschland hat sie einen Anteil von 1,5 Prozent und ist auf 10 Prozent ihres natürlichen Verbreitungsgebietes zurückgedrängt. Bereits Ivan Sergejewitsch Turgenjew beschrieb 1863 in seiner Erzählung „Gespenster“ die prächtigen Weißtannen im Baden-Badener Stadtwald. Damals war jeder zweite Baum eine Tanne, heute ist es etwa jeder sechste.
Neben allen ökologischen Werten hat die Tanne etwas ganz Besonders für die Menschen: Viele verbinden sie mit Weihnachten. Und auch hier zeigen sich die Wurzeln in der Region. Eine der ersten Quellen belegt, dass bereits 1539 im benachbarten Straßburg zu Weihnachten eine Tanne vor dem Münster aufgestellt wurde. Heute findet man kaum noch eine Weißtanne zu Weihnachten in deutschen Wohnzimmern. Schon lange ist sie abgelöst durch Fichten, Blaufichten, Nordmannstannen und Edeltannen.
Das Aufstellen der "großen Kanzlerinnentanne" machen mehrere Partner gemeinsam möglich: Die AGDW hat seit Jahren die Federführung der Aktion.
Die Forstkammer Baden-Württemberg, als Verband der kommunalen und privaten Waldbesitzer, hat in den vergangenen Jahren als organisatorisches Bindeglied stets einen der anderen beiden, etwas kleineren Weihnachtsbäume für die Kanzlerin aus ihren Mitgliedskommunen im Schwarzwald organisiert. Die Stadt Baden-Baden, als eine der mit Abstand größten Wald besitzenden Kommunen Deutschlands, ist Stifterin des Baumes.