Vor allem in den jüngeren Generationen ist es mittlerweile eher ungewöhnlich, nicht mit dem Backpack auf Reisen gewesen zu sein, als umgekehrt. Während das Reisen früher noch ein Luxus war, den sich nicht alle Deutschen leisten konnten, gehört es mittlerweile für den Mittelstand zum guten Ton. Immer mehr Menschen verreisen regelmäßig, oft sogar für längere Zeit und bereits in jungem Alter. Viele Abiturienten nehmen sich nach ihrem Abschluss eine Auszeit, um alleine oder mit Freunden die Welt zu erkunden, und zahlreiche Studierende entscheiden sich jedes Jahr für ein Auslandssemester – über 30.000, um genau zu sein. Tendenz steigend.
Reisen ist ein Trend mit Trends
Doch nicht nur das Reisen selbst ist mittlerweile ein regelrechter Trend, sondern jedes Jahr gibt es sogar noch eigene Reisetrends. Derzeit ziehen beispielsweise immer mehr Menschen ohne Begleitung als Alleinreisende los, auch vermehrt Frauen. Einen weiteren Boom verzeichnet eine Entwicklung namens „Digital Detox“, sprich das Reisen ohne digitale Medien wie den Laptop oder das Smartphone.
Zuletzt steht der Sinn aktuell nach „Low Budget“. Während vor allem jüngere Reisende vor oder während dem Studium schlichtweg nicht genug Geld haben, um im Luxushotel zu residieren, wollen das viele andere auch gar nicht (mehr), obwohl ihre finanziellen Ressourcen ausreichen würden. Viele Reisende legen jetzt Wert auf Minimalismus. Sie sparen an jeder Stelle – vor allem bei der Unterkunft. Sich ein Zimmer mit Fremden zu teilen? Das wäre vor wenigen Jahren für die meisten Deutschen noch unvorstellbar gewesen.
Hostels machen das Reisen zu einem sozialen Event
Mittlerweile gehört dieses Konzept, welches schon früher in Jugendherbergen gepflegt wurde, zum ganz normalen Alltag im modernen Tourismus und hat den wohlklingenden Namen „Hostel“ erhalten. Hier residieren die Reisenden zum kleinen Preis im Mehrbettzimmer – mit Bekannten oder eben Fremden. Je nachdem, wie groß die Reisegruppe und das Budget ist. Ein- und Zweibettzimmer sind nämlich zwar in den meisten Einrichtungen auch vorhanden, jedoch deutlich teurer und interessanterweise von den meisten Besuchern gar nicht erwünscht.
Das Geld ist nämlich nicht der einzige Grund, weshalb sich Hostels in den vergangenen Jahren steigender Beliebtheit erfreuen. Wer hier mit der richtigen Einstellung an die Sache geht, findet schließlich mehr als nur ein günstiges Bett. Hostels sind ein sozialer Treffpunkt für Reisende aus der ganzen Welt. Wer gemeinsam im gleichen Raum schläft, dieselbe Dusche benutzt und zusammen frühstückt, kommt zwangsweise miteinander ins Gespräch. Im Hostel lassen sich daher in Rekordzeit neue internationale Freundschaften knüpfen und vor allem Alleinreisende finden schnell Anschluss beziehungsweise eine Begleitung für den Pub Crawl am Abend. Solche Unternehmung werden häufig sogar direkt vom Hostel organisiert, sodass es nicht nur Unterkunft, sondern zugleich auch soziales Event und Animation in einem ist.
Luxushostels als Kombination aus Hostel und Luxushotel
Lange Zeit waren Hostels aus Kostengründen vor allem bei jüngeren Reisenden beliebt, mittlerweile wählen aber aufgrund der genannten Vorzüge auch immer mehr ältere Touristen oder ganze Familien diese Alternative zum Hotel. Diese wünschen sich oft dennoch ein Minimum an Privatsphäre oder Luxus wie ein eigenes Bad oder ein Drei-Gänge-Menü am Abend. Aus diesem Grund haben sich mittlerweile zahlreiche „Luxushostels“ etabliert, welche genau diese Kombination aus kostengünstiger Unterkunft und Luxus bieten – und einem klassischen Luxushotel somit namhafte Konkurrenz machen.
Dass ein Hostel tatsächlich mit einem (Luxus-) Hotel mithalten kann, hat die New York Times erst kürzlich mit einem ungewöhnlichen Experiment in Venedig bewiesen, berichtet die Wallstreet Online: Das a&o Venedig Mestre der weit verbreiteten Kette a&o Hotels und Hostels wurde als günstige Übernachtungsalternative in den direkten Vergleich mit dem Luxushotel Palazzo Venart gesetzt. Das Ergebnis fiel durchweg positiv aus. Demnach seien die Betten im Hostel komfortabel, die Fernseher auf dem neuesten Stand der Technik, das Badezimmer hygienisch sowie bestens ausgerüstet und insgesamt herrsche ein niedriger Lärmpegel, so das Fazit der Testerin. Überzeugt hatte sie zudem das schlichte, aber moderne Design im „industrial-chic“ und die große Lobby für Freizeitbeschäftigungen wie das Spielen, Essen, Flirten oder auch Trinken von Wein und Bier mit Bekannten und Fremden aus aller Welt – und all das für gerade einmal zwölf bis 33,30 Euro pro Nacht, je nach Zimmerkategorie.
Fazit: Hostels bleiben Geschmacksache – aber der Geschmack ändert sich
Somit gelten Hostels als eines der wichtigsten Trendfelder für die Zukunft in der Hotellerie und mittlerweile sind auch innerhalb dieses Trends wieder neue Wellen zu beobachten. So entwickeln sich in Berlin derzeit beispielsweise immer mehr Mini-Hostels sowie Poshtels als Kombination aus Hostel und Boutique. Prinzipiell sind der Kreativität dabei keine Grenzen gesetzt, solange die Angebote den Geschmack der Reisenden treffen. Denn Hostels sind und bleiben Geschmacksache und sicherlich nicht für jedermann geeignet. So ist beispielsweise nicht zu erwarten, dass Geschäftsreisende zukünftig eher im Hostel als im Luxushotel residieren – Ausnahmen bestätigen die Regel.
Dennoch kann zumindest in den letzten Jahren deutlich beobachtet werden, dass sich der Geschmack der Mehrheit vor allem bei den jüngeren Generationen in Richtung Hostel entwickelt. Ob und wann sich das wieder ändert, bleibt zum Stand heute noch abzuwarten. Wer es jedoch selbst noch nie ausprobiert hat, sollte die Gunst der Stunde nutzen und bei seiner nächsten Reise mindestens eine Nacht im Mehrbettzimmer eines (Luxus-) Hostels residieren, um sich selbst von den zahlreichen Vorteilen der Hotelalternative zu überzeugen. Viel Spaß!