Schon das Wörterbuch gibt Auskunft…
Schlägt man einmal im Duden nach, erfährt man: Frottee ist ein gewebter Kleiderstoff und hat eine raue, gekräuselte Oberfläche. Hergestellt wird er aus Frotteegarn, einem mehrfach gezwirnten Effektgarn mit Schlingen. Sucht man nach Frottierstoff, lautet die Auskunft anders: Frottier ist ein Baumwollgewebe mit einseitigen oder beidseitigen Schlingen. Wegen seiner hohen Saugfähigkeit wird es vor allem für Handtücher, Waschlappen oder Bademäntel verwendet. Zusammengefasst: Frottee ist ein Kleiderstoff aus Effektgarn. Frottier ist ein saugfähiges Schlingengewebe aus Baumwolle. Was bedeutet das nun genau?
Frottee ist flach und Frottier ist dreidimensional
Frottee ist ein Flachgewebe. Um es herzustellen, braucht man ein Zweifaden-System. Das sind Kette und Schuss. Die Schlingen entstehen beim Verzwirnen der Garne. Es gibt diese Schlingen also schon, bevor überhaupt ein Gewebe entsteht. Sie befinden sich im Garn. Das ist der Unterschied zu Frottier. Denn das Garn für Frottier ist glatt und weich. Es weist keine Schlingen auf. Diese entstehen erst durch die Webtechnik. Dafür kommt ein drittes Fadensystem ins Spiel, aus dem diese Schlingen hergestellt werden. Der dritte Faden heißt Polfaden. Er gibt dem Frottier ein dreidimensionales Volumen. Im Frottier wird also mehr Material verarbeitet als in Frottee. Außerdem erhält Frottier durch den Polfaden eine Höhe. Es ist kein Flachgewebe.
Frottier und Baumwolle
Frottier ist laut Duden ein Baumwollgewebe. Das ist die traditionelle und ursprüngliche Frottier-Variante. Im England des 19. Jahrhunderts boomte die Textilindustrie. Auch der Baumwoll-Anbau boomte damals. Die britische Textilindustrie brachte zu dieser Zeit die ersten maschinell gefertigten Frottierhandtücher aus Baumwolle auf den Markt. Der Vorteil: Baumwolle kann Feuchtigkeit sehr gut aufnehmen. Die winzigen Naturfasern saugen Feuchtigkeit aus der Umgebung auf. Sie speichern bis zu zwei Drittel ihres Eigengewichts an Wasser. Nach und nach geben sie es dann an die Außenluft ab. Heutzutage besteht Frottier aber nicht zwingend bloß aus Baumwolle. Es gibt auch Mischgewebe mit hohem Baumwollanteil und anderen saugfähigen Materialien wie Bambus-Viskose oder Leinen.
Warum ist Frottier so saugfähig?
Frottier lässt sich mit einem Teppich vergleichen. Auch ein Teppich ist ein dreidimensionales Gewebe. Er hat Höhe, damit unsere Füße eine weiche Unterlage bekommen. Hat das Gewebe eine Höhe, ist mehr Material pro Fläche verarbeitet. Bei Frottier entsteht das durch die Schlingen. Zusätzlich bestehen sie aus saugfähigen Fasern wie Baumwolle. Diese Kombination ist unschlagbar, wenn es um Textilien wie Handtücher und Bademäntel geht. Es verteilen sich über die Fläche sehr viel mehr saugfähige Fasern als bei einem flachen Gewebe. Frottierhandtücher nehmen deshalb aus objektiven physikalischen Gründen sehr viel mehr Feuchtigkeit auf als alle anderen Handtuchgewebe. Wie gut diese Qualität im Einzelfall ist, hängt vom genauen Material und der Verarbeitung ab. Frottee als flaches Gewebe wird nie für Handtücher oder Bademäntel eingesetzt. Aus Frottee wird flauschige, kuschelige Bekleidung hergestellt.