Da hatten Torsten Daume und Mario Dugandzic vor dem Spiel vor der hohen Intensität der Gäste aus Kirchheim gewarnt. Nun mussten sie gemeinsam mit dem Publikum zusehen, wie die BG gleich in den ersten Minuten des Spiels mit einem 0:10-Lauf unter die Räder kam und Martin Samarco und Michael Stockton früh Ballverluste produzierten.
Daume nahm die fällige Auszeit, brachte Jonathan Moore für den in die Starting Five gerutschten Matthias Hurst, und ausgerechnet Moore gelangen mit einem Distanzwurf gleich danach die ersten drei Punkte der BG. Aber nach diesem Start war absehbar, dass die Chancen der Karlsruher auf den vierten Sieg in Folge verschwindend gering sein würden.
Zu abgezockt agierten die Kirchheimer in der Europahalle: Samarco gelang in den ersten zehn Minuten kein einziger Punkt, weil er konzentriert verteidigt wurde, und in der Defensive sahen die Hausherren gegen Smith, Uskoski und Menck oft gar nicht gut aus. Nach dem ersten Viertel hatte sich an dem herausgespielten Vorsprung von zehn Punkten gar nichts geändert. Die BG lag mit 17:27 hinten.
Das zweite Viertel begann für den Karlsruher Anhang genauso ernüchternd wie der erste: Die erste gelungene Aktion hatten wieder die Gäste mit einem Dreier von Cedric Brooks. Zwar konnte Samarco nach einem intelligenten Zuspiel von Stockton endlich seine ersten Punkte markieren, doch Smith fand mit dem nächsten Dreier die bestechende Antwort.
Kurz darauf schickte er den nächsten Dreier hinterher und wieder war nach einem 2:9-Lauf eine Auszeit der BG fällig. Für die Kirchheimer sah es so gut aus, dass Ignjatovic seine beiden Topscorer Uskoski und Smith für einige Minuten auf die Bank beordern konnte, ohne Gefahr zu laufen, das Spiel aus der Hand zu geben.
Beide wurden erst kurz vor der Halbzeit wieder auf das Parkett geschickt, als die BG sich zwischenzeitlich auf 37:47 herangearbeitet hatte. Dann gelang der Mannschaft von Torsten Daume erstaunlicherweise ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Fans: Erst konnte Stockton Smith den Ball abnehmen und Samarco zum 39:47 bedienen.
Erste BG-Führung im dritten Viertel
Dann war die Verteidigungsarbeit des Teams endlich einmal so gut, dass die Gäste innerhalb der 24 Sekunden nicht zum Abschluss kamen. Mit der letzten Offensivaktion in diesem Spielabschnitt konnte Rouven Roessler dann auf 42:47 verkürzen. Aber acht von elf Dreiern in der ersten Halbzeit auf Seiten der Knights sprachen Bände: Die BG war in ihrer Defensivarbeit den eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden und lag dementsprechend verdient zurück.
Dass das Spiel dann zwischenzeitlich doch noch einmal spannend wurde, war einem 9:0-Lauf der BG von 52:61 auf den Ausgleich anderthalb Minuten vor Schluss des dritten Viertels geschuldet. Das Publikum tobte, und die Mannschaft zeigte nun den lange vermissten Siegeswillen. Justin Howard stach in dieser Phase hervor: Erst gelang ihm ein Block, dann die nächsten zwei Punkte in der Offensive, ehe er 20 Sekunden vor Ende des Viertels noch zwei Freiwürfe zum 65:62 verwandelte.
Das Spiel kippte trotzdem nicht. Smith fasste sich erneut ein Herz und versenkte den letzten Distanzwurf zum 65:65. Vor dem letzten Viertel hatten die Zuschauer nun den erhofften und erwarteten Thriller.
Samarco erneut punktbester Spieler
Man darf sagen: In den letzten zehn Minuten hielt es die Wenigsten auf den Sitzen und jeder, der sich über die EFA-Tankstellen ein Ticket gesichert hatte, dürfte sein Kommen nicht bereut haben. Samarco beendete das Spiel nach schleppendem Start noch mit 30 (!) Punkten. Justin Howard sorgte mit insgesamt 15 Rebounds für die Hoheit an den Brettern (am Ende waren es zehn Rebounds mehr für die BG), und durch seine 10 (!) Offensivrebounds immer wieder für zweite Chancen zu punkten.
Und hatte Michael Stockton mit seinen sieben Assists gerade in den ersten Vierteln die BG überhaupt im Spiel gehalten, bescherte im letzten Viertel Domonic Jones den Karlsruhern Glücksgefühle. In den letzten zehn Minuten brach die BG den Widerstand der Gäste nachhaltig: Zwar ließ man in der Defensive 24 Punkte zu, aber in der Offensive war man mit 32 Punkten einfach nicht mehr zu stoppen.
Vor allen Dingen gelang es im letzten Viertel die absurd gute Dreierquote der Gäste nach unten zu korrigieren: Der einzige Distanzwurf glückte Radi Tomasevic kurz vor Ende zum 95:89. Doch da waren die ca. 40 mitgereisten Kirchheimer Fans schon im Europahallenrund kaum noch zu vernehmen.
"Das nächste Spiel ist immer das schwerste"
Frenkie Ignjatovic sprach später in der Pressekonferenz von einem verdienten Sieg der BG und stellte fest, dass sein Team mit dem guten Start offensichtlich ein wenig zu überheblich geworden sei. Auch Torsten Daume fand einige Kritikpunkte, war im Großen und Ganzen aber vor allen Dingen mit der Mannschaftsleistung zufrieden.
Es spricht für ihn, dass er in der euphorisierten Stimmung mahnend den Finger hob: "Das nächste Spiel ist immer das schwerste. Wir haben nun zwei Auswärtsspiele vor der Brust. Auch, wenn wir für einen Abend auf Platz 12 der Tabelle gerutscht sind, haben wir uns in Zurückhaltung zu üben."
Trotz dieses großartigen Abends in der Europahalle war ihm sicherlich klar, dass die Begegnungen in Jena und Nürnberg sehr schnell wieder für schwierigere Zeiten sorgen können.
Punkte BG Karlsruhe: Samarco 30/2, Howard 23, Roessler 14/1, Jones 14, Moore 12/2, Stockton 2, Rüeck 2.
Punkte VfL Kirchheim Knights: Smith 21/5, Uskoski 13/3, Tomasevic 13/1, Brooks 10/2, Menck 10/1, Bekteshi 8/1, Griffin 8, Adeberg 6.