Startseite
Icon Pfeil nach unten
Archiv
Icon Pfeil nach unten

Hamburg: Papst verärgert über Kritik aus Deutschland

Hamburg

Papst verärgert über Kritik aus Deutschland

    • |
    • |
    Kanzlerin Angela Merkel hat eine Klarstellung des Papstes zur Holocaust-Leugnung gefordert: Der Vatikan hält das für unnötig.
    Kanzlerin Angela Merkel hat eine Klarstellung des Papstes zur Holocaust-Leugnung gefordert: Der Vatikan hält das für unnötig.

    Das sagte der CDU-Politiker Georg Brunnhuber der «Financial Times Deutschland» nach einem persönlichen Gespräch mit Benedikt XVI. gestern in Rom. «Es herrscht der Eindruck, dass alle antikatholischen Ressentiments, die in Deutschland schlummern, jetzt an die Oberfläche kommen.»

    Merkel hatte den Papst am Dienstag zu einer Klarstellung aufgefordert, dass eine Leugnung des Holocaust nicht geduldet werde. Im Vatikan sei man verwundert über die Debatte, sagte Brunnhuber, der im Rahmen einer Generalaudienz mit dem Papst gesprochen hatte. «Hier unterstellt niemand dem Papst, dass er antisemitische Äußerungen duldet.»

    Mit ihrer Mahnung löste die protestantische CDU-Vorsitzende Widerspruch in den eigenen Reihen aus. «Viele CDU-Mitglieder halten die Einlassungen der Kanzlerin nicht für richtig», sagte Brunnhuber, der Vorsitzender der baden-württembergischen Landesgruppe in der Unionsfraktion ist. «Öffentliche Aufforderungen an den Heiligen Vater führen garantiert ins Leere.»

    Nach dem zunehmendem Protest hatte der Vatikan am Mittwoch den britischen Bischof Richard Williamson zum Widerruf seiner Holocaust-Äußerungen aufgefordert. Um als katholischer Bischof vollständig rehabilitiert zu werden, «muss Williamson in unmissverständlicher Weise öffentlich von seinen Erklärungen zur Shoah Abstand nehmen», teilte der Heilige Stuhl am Mittwoch in Rom mit.

    Am Dienstag hatte Merkel (CDU) vom Papst eine eindeutige Klarstellung zur Holocaust-Leugnung gefordert. Der Jüdische Weltkongress (WJC) und der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßten die Aufforderung des Vatikans an Williamson. «Dies war das Signal, auf das die jüdische Welt gewartet hat», hieß es in einer Erklärung des WJC.

    Nach Darstellung des Vatikans hat Papst Benedikt XVI. von der Holocaust-Leugnung Williamsons nichts gewusst. Wie schon am 28. Januar vom Kirchenoberhaupt bekräftigt, seien «die Äußerungen von Monsignore Williamson absolut inakzeptabel und werden vom Papst abgelehnt», hieß es. Am Vormittag hatte sich der Papst auf seiner wöchentlichen Generalaudienz nicht zum Fall Williamson geäußert, der den millionenfachen Mord an den Juden durch Nazi-Deutschland leugnet.

    Am 24. Januar hatte Benedikt die Rücknahme der Exkommunizierung von Williamson und drei weiteren Bischöfen der ultrakonservativen und antisemitischen Piusbruderschaft bekanntgegeben. Dies löste einen Sturm der Entrüstung aus - vor allem in Deutschland und bei Juden in aller Welt.

    Die Teilrehabilitierung der Traditionalisten, so der Vatikan, habe die vier Bischöfe von einer «schweren Strafe nach kanonischem Recht befreit», ihnen aber nicht ihre Funktionen innerhalb der Kirche zurückgegeben. «Um eine vollständige Rehabilitierung zu erlangen, ist eine eindeutige Anerkennung des II. Vatikanischen Konzils und der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikts XVI. selbst unabdinglich», forderte der Vatikan. Bisher hätten die Traditionalisten kein Recht, ihr Bischofsamt auszuführen. Auch die kirchenrechtliche Position der Piusbruderschaft, die nicht anerkannt wird von der katholischen Kirche, habe sich in keinster Weise geändert durch die Rücknahme der Exkommunikationen.

    Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßte den Schritt des Vatikans. SPD-Chef Franz Müntefering forderte in der «Berliner Zeitung» (Donnerstag) Rom auf, die Teil-Rehabilitierung von Williamson rückgängig zu machen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier stellte sich hinter Merkel. Auf eine entsprechende Frage in der Bundespressekonferenz in Berlin sagte sein Sprecher: «Er unterstützt die Position.» Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte, Merkel habe inzwischen auch mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch (Freiburg), telefoniert. Zu Einzelheiten des Gespräch nahm Wilhelm nicht Stellung.

    Zollitsch betonte in einer eigenen Erklärung, die Aufforderung des Vatikans an Williamson gebe Klarheit, «dass für Leugner des Holocaust kein Platz in der katholischen Kirche ist». Ein klarer Widerruf der Äußerungen Williamsons sei notwendig. «Er muss aber durch zusätzliche Klärungen ergänzt werden», betonte Zollitsch.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden