Noch in Unkenntnis dieser neuerlichen Stellungnahme des Landesoberhaupts, dafür aber in Kenntnis eines nicht nur beim Stadtoberhaupt "für reichlich Irritationen" sorgenden Artikels aus "Der Sonntag", ergriff Oberbürgermeister Heinz Fenrich als erster das Wort und brachte eine weitere lebhafte Diskussion um den Stadionumbau ins Rollen. Fenrich hatte zuvor aufgrund des seiner Meinung nach zum Teil mit falschen Informationen ausgestatteten Artikels bestimmte Teile des Gesellschaftervertrags nochmals überarbeiten lassen, und damit lediglich die "abgespeckte Variante" zur Abstimmung ins Plenum gebracht. "Um dem Risiko zu begegnen, weil die Finanzierung noch nicht gesichert ist", wie Fenrich es nannte. Als indirekten Auslöser stellte Fenrich eine Passage innerhalb des Sonntagszeitung-Artikels in Frage, wonach die Stadt Dresden den Regionalligisten Dynamo Dresden bei der Finanzierung des 43 Millionen Euro teuren Stadionumbaus mit einer Bürgschaft über 40,7 Millionen Euro unterstütze.
Fenrich: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht."
Kritik übte der OB auch an den KSC-Verantwortlichen und an deren Finanzberater Berthold Wipfler, der mit seinen innerhalb des Artikels in der Sonntagszeitung geäußerten Ansichten die Gemeinderäte verstimmte und irritierte. Nicht zuletzt, deshalb, weil Wipfler und der Karlsruher SC der Stadt bisher kein solides Finanzierungskonzept vorlegen konnten. Die Äußerungen zielten vielmehr darauf ab, sich auf die Finanzierungsmöglichkeiten Stadt zu verlassen, interpretierten einige Gemeinderäte die jüngsten Stellungnahmen Wipflers.
Deshalb nahmen einige Gemeinderäte Wipflers Äußerung, dass bei einer etwaigen Absetzung des Tagesordnungspunktes der KSC die Besitzgesellschaft zunächst auch alleine gründen könne, als überheblichen Affront wahr. Fenrich gab sich überzeugt und unterstrich noch einmal das von vorne herein für ihn Feststehende: "Eine kommunale Bürgschaft über 15 Millionen Euro, wie vom KSC gewünscht, werden wir nicht einbringen." Trotzdem habe die Stadt bei dem bisher Umgesetzten auf dem Weg Richtung Stadionumbau kräftig mitgearbeitet. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, jetzt ist der KSC gefragt", schloss der OB seine Ausführungen.
Die einstige (Drei)Einigkeit zwischen dem KSC und der Stadt über den Umbau des Wildparkstadions scheint verflogen: ein Bild aus besseren Tagen im März 2006 (v.l.: Sportbürgermeister Harald Denecken, KSC-Präsident Hubert Raase, OB Heinz Fenrich) (Foto: ka-news) |
Heilgeist: "Der KSC sitzt da wie ein Buddha."
Doch der sagt nichts, jedenfalls nach Meinung der FDP/Aufbruch-Fraktion. "Der KSC schweigt und schweigt...", kommentierte Fraktionschef Michael Obert die abwartende Haltung des Vereins, die Klaus Heilgeist (CDU) pointierte: "Der KSC schweigt nicht nur, er sitzt auch noch da wie ein Buddha und wartet auf einen milden Finanzregen." Die Gemeinderäte hätten es lieber gesehen, wenn ein Verantwortlicher des Vereins auf der Zuschauertribüne gesessen wäre. "Wenn hier Angelegenheiten einer Firma oder eines Vereins verhandelt werden, dann sitzen dort normalerweise deren Vertreter", machte Rita Fromm (FDP/Aufbruch) ihrem Unmut Luft.
Schlug moderatere Töne gegenüber dem KSC an: Ingo Wellenreuther (Foto: ka-news) |
Aufgrund der jüngsten Entwicklungen hielt auch CDU-Gemeinderat Ingo Wellenreuther kritischen Kurs gegenüber den KSC-Verantwortlichen, schlug jedoch vergleichsweise moderate Töne hinsichtlich der Finanzierungssituation an: Der KSC könne zwar von der Stadt nicht erwarten, dass sie "über Gebühr" Sicherheiten oder Zuschüsse bereitstelle. Trotzdem müsse die Stadt darüber nachdenken inwieweit sie etwaig eingesparte Aufwendungen dem KSC zur Verfügung stelle, die ohne Umbau sowieso anfallen würden. Als Beispiele nannte Wellenreuther die für kurzfristige Sofortmaßnahmen bereitgehaltenen Gelder, oder die ohne Umbau anfallenden jährlichen Unterhaltskosten. Dazu gehörten auch die Gelder, die in jedem Falle für eine Generalsanierung der Flutlichtanlage, der Rasenheizung und Renovierung der Gegentribüne bereitgehalten werden müssten. Grob zusammengerechnet käme man dabei auf einen zweistelligen Millionenbetrag, den die Stadt im Falle eines Umbaus einsparen und dem KSC zur Verfügung stellen könnte, rechnete Wellenreuther vor.
Fischer: "Der KSC hat einfach kein Geld."
Das Karlsruher Stadtoberhaupt hakte ein: Die Stadt sei bereit, die für sofort notwendige Renovierungsarbeiten eingesparten drei Millionen im Falle eines Komplettumbaus "plus Abgeltungen in der Höhe x" dem KSC zur Verfügung zu stellen. Doch die wirtschaftliche Verantwortung liege weiterhin beim Verein, der die Frage der grundsätzlichen Finanzierung mit konkreten "Wunschvorstellungen" nun beantworten müsse. "Jetzt liegt der Ball beim KSC, der muss ihn nun spielen." Erst danach könne über die Höhe weiterer Zuwendungen nachgedacht werden.
Schon nach der Saison 2006/2007 soll der Umbau des Wildparks beginnen (Foto: ka-news) |
Das sah auch die SPD-Fraktion so. Da aber ein stabiles Finanzierungskonzept nach Meinung Heinrich Mauls "mit einer schlicht konservativen Kreditfinanzierung" aufgrund mangelnder Sicherheiten für die Blau-Weißen nicht möglich sei, suchte der SPD-Gemeinderat wie die Vertreter der Grünen und der KAL nach probaten Mittel für den "noch weiten Weg" in Richtung Stadionumbau. Dabei hallte wieder der Ruf nach einem finanzkräftigen Investor durch das Plenum, zumal es doch ein "Trauerspiel" und für die Wirtschaftskraft Karlsruhes geradezu "beschämend" sei, dass sich kein geeigneter Mäzen für das Projekt Stadionumbau finden ließe.
Für den Fall, dass andere zu diskutierende Alternativen ebenfalls ausfielen, sollte die Stadt "in letzter Konsequenz" auch darüber nachdenken, ob sie den Umbau nicht doch in Eigenregie durchführen wolle. Damit war sich Maul mit den Vertreter von KAL, den Grünen und der ÖDP einig, vorausgesetzt der Verein könne die kostendeckende Miete dazu erbringen. Doch selbst diese Vorstellung schien bei der gestrigen Gemeinderatssitzung in weite Ferne gerückt. "Der KSC hat einfach kein Geld" - eine klare und ernüchternde Feststellung, die Eberhard Fischer (KAL) stellvertretend für alle Beteiligten aussprach.