Kurz zur Szenerie: Sechs unterschiedliche Charaktere im Alter von 60 bis 80 Jahren (so genannte Best Ager) treffen sich beim Speeddating einer Kontaktbörse, jeder mit ganz divergierenden Vorstellungen von Beziehung und (körperlicher) Liebe im Seniorenalter. Ob verwitwet, geschieden oder jahrelanger Single, jede und jeder bringt ihre ganz eigenen Hoffnungen und Sehnsüchte mit. Soweit die Konstellation.
Es entspinnt sich ein amüsant-berührender, aber auch liebevoller Liebesreigen (unter der Regie von Tristan Vogt), in dem die Protagonisten die Untiefen ihrer Seele offenbaren. Kreutz und Krahl zeigen hier ihr ganze schauspielerische Klasse und tragen das Figurenstück mühelos über unterhaltsame 70 Minuten. Wir haben mit der Darstellerin Friederike Krahl gesprochen.
Liebe Frau Krahl, was ist das Besondere an "Speeddating für Senioren"?
Die Form: Menschen und Figuren agieren zusammen. Puppenköpfe und Menschenkörper verschmelzen im Spiel zu einer Einheit. Die Inszenierung switcht vom Schauspiel zum Objekttheater zum Figurentheater.

Das Setting: Ein Speed-Dating macht es möglich, zu zweit sechs Figuren in neun Szenen aufeinander prallen zu lassen. Drei Frauen und drei Männer suchen einen Partner fürs Bett, für die Romantik, fürs Leben, wollen vor allem nicht einsam sein. Der schwarze Humor: Jeder kehrt seine beste Seite nach außen und verrät sich doch schon in den ersten Sekunden. Dabei sind Missverständnisse und Pannen nicht zu vermeiden. Das ist tragisch, aber vor allem komisch. Und sehr anrührend, denn aus dem Dating werden wirkliche Begegnungen.
Was macht Sebastian Kreutz als Bühnenpartner aus?
Ich stehe erstmals bei einem Abendstück mit Sebastian auf der Bühne. Ich schätze seine Energie, seine Professionalität, seine Spielfreude, sein großes Talent. Und seine Offenheit für den "magischen Moment". Der Zufall, eine Panne, eine Idee, die Stimmung des Publikums, alles ist ein Spielangebot. Das macht jede Vorstellung einzigartig. Es fühlt sich an wie zusammen tanzen.
Erkennt man sich in manchen Situationen wieder?
Oja! Schon die erste Szene, in der kein Wort fällt - weil keiner eins herauskriegt! Dabei wird umso heftiger gedacht - nur in die völlig falsche Richtung…Wir haben mit dem Text viel ausprobiert, improvisiert. Die Figuren sind so lebendig und lebensnah, weil die Lebenserfahrung ihrer Spieler in sie eingeflossen ist. - Auch wenn ich noch nie bei einem Speeddating war!
Was ist spannender: Figuren- oder reines Schauspiel? Oder ist das nicht vergleichbar?
Was soll ich sagen - ich mache seit 30 Jahren Figurentheater. Es ist eine sehr moderne Theaterform, verbunden mit der bildenden Kunst, der Performance, dem Tanz, und eben dem Schauspiel. Die Grenzen sind da fließend. Das ist in unserer Inszenierung gut zu sehen. Beim Figurentheater gibt es vielgestaltige "Mit-Spieler". Die Bandbreite geht weit über die klassischen Figurenarten hinaus. Man kann mit allem spielen, was Materie ist und in einen Theater-Raum passt. Und immer spielt die Fantasie des Zuschauers mit.
Liebe Frau Krahl, vielen Dank für das Gespräch!

Alles in allem ist das Spiel ein überzeugendes Statement in Sachen Liebe/Erotik im Alter und ein liebevoller, aber auch schonungsloser Blick auf gesellschaftlich ambitionierte Senioren. "Speeddating für Senioren" ist ein wirklich schönes Stück und ein kurzweiliges Abendvergnügen. Ende August geht es dann richtig los mit zwei Terminen im marotte Figurentheater. Man darf sich freuen!
Termin: Samstag, 28. August (20 Uhr) und Sonntag, 29. August (18 Uhr), marotte Figurentheater (Kaiserallee 11), Karlsruhe