"Die Zitatdichte in der Kunst hat zugenommen - immer mehr Künstler greifen auf die Werke anderer zurück", erläutert Kurator Andreas Beitin den Hintergrund der Ausstellung. Mehr an Bedeutung gewinne dabei auch zunehmend die Werbung. "Mit ihren Werken reflektieren sie unsere Lebenswelt und fordern den Betrachter dadurch gleichzeitig auf, sich damit auseinander zu setzen."
Begriff "Hirschfaktor" stammt aus der Wissenschaft
Der Begriff des Hirsch-Faktors wird hier aus der Wissenschaft entlehnt: benannt nach dem amerikanischen Physiker Jorge Hirsch, wird der Faktor aus der Schnittmenge der Anzahl der Publikationen eines Wissenschaftlers und der Menge der daraus verwendeten Zitate errechnet. Der Hirsch-Faktor gibt damit den "Wert" des Wissenschaftlers wieder.
Ironie und Humor spielen bei der Interpretation der zusammengetragenen Stücke genauso eine Rolle wie Spannung und Ernsthaftigkeit. Auf Fußnoten, an welche Vorgänger die einzelnen Werke angelehnt sind, wird verzichtet. Kurator Beitin vertritt den Standpunkt, dass "auch nicht große Kunstkenner das ein oder andere 'Zitat' erkennen werden". Manche seien dabei mal schneller zu enträtseln als andere, so Beitin. Aber genau das mache auch den Reiz der Ausstellung aus, findet er.
"Kelly-Bag" und Pop-Art
Zu Entdecken gibt es im Museum für Neuen Kunst etwa Inszenierungen wie die nachempfundene Kelly-Bag, die auf weißem Kunstfell in Szene gesetzt ist. Besonders stolz ist Andreas Beitin auf die zwei Leihgaben berühmter Acryl-Malereien von Pop-Art-Künstler Andy Warhol. Er interpretierte die bekannten Portraits von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich dem Großen.
Die Ausstellung ist vom 22. Oktober 2011 bis 29. November im Museum für Neue Kunst des ZKM geöffnet.
Künstler (Auswahl): Rodolfo Aricò, Gabriele Arruzzo, Paolo Baratella, Bruno di Bello, Gianni Bertini, Corrado Bonomi, Rafal Bujnowski, Ross Chisholm, Clegg & Guttmann, Enrico David, Dejanov / Heger, Sven Drühl, Chiara Dynys, Hans-Peter Feldmann, Tano Festa, Sylvie Fleury, Francesco Maria Garbelli, Karl Gerstner, Asta Gröting, Uwe Henneken, Georg Herold, Stephan Huber, Emilio Isgro, Stefan Kern, Imi Knoebel, Alicja Kwade, Sherrie Levine, Michel Majerus, Allan McCollum, Mathieu Mercier, Gerold Miller, François Morellet, Maurizio Nannucci, Manuel Ocampo, Andy Ouchi, Giulio Paolini, Daniel Pflumm, Bernhard Prinz, Tobias Rehberger, Hans Peter Reuter, Salvo, Wilhelm Sasnal, Jörg Sasse, Rob Scholte, Elaine Sturtevant, Vincent Szarek, Emilio Tadini, Rosemarie Trockel, Danh Vo, Andy Warhol, Christopher Williams, Johannes Wohnseifer, Joseph Zehrer, Peter Zimmermann, Heimo Zobernig, Beat Zoderer.
Zeitgleich zu "Hirschfaktor - Die Kunst des Zitierens" startet die Ausstellungsreihe "Sensor. Zeitraum für junge Positionen", die in kurzen Abständen Werke junger Künstler aus den mit dem ZKM kooperierenden Sammlungen zeigt.