Fabienne Stocker hat berufstechnisch ja schon einiges erlebt, auch in der Zeit ihres Engagements beim Substage waren handverlesene Highlights dabei. Die Karlsruherin erinnert sich da besonders gerne an die genialen Queens Of The Stone Age, die ebenso genialen Helmet und die spannenden Portugal. The Man - um nur wenige, ausgesuchte Acts zu nennen, "es waren einfach zu viele, um alle aufzuzählen", so Stocker frei heraus.
Natürlich gibt es noch diverse andere Künstler, welche die 45-Jährige gerne ins Substage locken würde. Als da wären die energetischen TV On The Radio, die charismatische PJ Harvey ist auch so eine Kandidatin, ebenso die Post-Punk-Band Idles.
Schon früh ins Nachtleben eingetaucht
Beleuchten wir kurz die berufliche Vita der gebürtigen Landauerin: "Ich habe ab 1996 mein Studium durch die Arbeit als Veranstaltungsleiterin im Substage finanziert und bin nach dem Studium nach München zu einem Tour- und Konzertveranstalter". Ab 2014 sei sie aber wieder im Karlsruher Substage als Bookerin tätig gewesen.

Schön früh tauchte Stocker (auch) ins Karlsruher Nachtleben ein: "Während der Schulzeit habe ich im legendären Musicpool (Plattenladen) gearbeitet, im Kultclub Katakombe Gläser gesammelt, bedient und Musik aufgelegt, privat mit Frank Ehrmann und Vivien Avena unter dem Namen MTP Konzerte veranstaltet ( unter anderem Rollins Band, Green Day und Primus), bis ich dann final im Substage gelandet bin."

Stocker ist ein (lebens)erfahrener Mensch, sie hat schon was erlebt, das spürt man deutlich (auch im Gespräch). Nebenbei ist sie übrigens Keyboarderin/Sängerin der Band Canyon Day, die ihren Substage-Auftritt aufgrund der Corona-Pandemie kürzlich canceln musste - aber dann kurzfristig einen mittellangen Gig gestreamt hat.
Leben Sie gerne in der Fächerstadt?
Lebt Stocker (kulturell) eigentlich gerne in der Fächerstadt? "Definitiv, ich lebe sehr gerne in Karlsruhe. Bis auf die Tatsache, dass außer dem wunderbaren 'Feschd' größere Konzerte wegen der desolaten Hallensituation heuer nicht möglich sind, halte ich die kulturelle Situation gerade im Kleineren für lebhaft und sehr bereichernd." Ein klares Statement und Plädoyer für die badische Metropole!

Auf die Frage, welche anderen Karlsruher Kunst- und Kultureinrichtungen sie denn schätze , fällt der Mittvierzigerin die Antwort nicht schwer: " Alle! Ich möchte auf keine verzichten. sie sind alle wichtig für das kulturelle Leben in der Stadt."
Schon immer mit Musik verbunden
Die nächste Frage muss kommen: Warst du schon immer mit der Musik verbunden, gab's eine Initialzündung: "Ja, schon immer. Meine Mutter hat mir als Kleinkind in der Badewanne immer Beatles und Queen vorgesungen."

Apropos Erinnerungen: "Ich habe nur als kleines Kind einen Traumjob gehabt: Astronautin! Jetzt im fortgeschrittenen Alter wäre es eher Ornithologin", so Stocker augenzwinkernd," aber ich habe meinen Job in der Musikbranche immer gerne gemacht und noch nie bereut."
"Substage hat besondere Bedeutung für Karlsruhe"
"Das Substage hat meiner Meinung nach eine besondere Bedeutung für die Musikstadt Karlsruhe und die hiesige Kulturlandschaft. Manchen Acts kann man in der Fächerstadt ausschließlich und nur im Substage beiwohnen, der Musikclub im Kreativpark bedient und besetzt eine starke Nische, die auch gewöhnlich gut bis sehr gut vom Publikum frequentiert wird.

Was für Stocker ganz entscheidend und besonders ist beim Substage: "Der Spirit und das gesamte Team, welches diesen lebt und nach außen trägt!" Ein tolles und verdientes Kompliment an die gesamte Crew - auch und gerade in diesen besonderen Zeiten!
"Toujours Kultur" - den Karlsruhern ein Stück Kultur zurückgeben
Apropos besondere Zeiten: Hier gibt es auch positive Tendenzen. "Ein großer Lichtblick ist für mich, dass wir im Sommer dank städtischer Hilfe im Verbund des Kulturring e.V. ein gemeinsames Open Air auf dem Alten Schlachthof-Gelände zwischen Substage, Alter Hackerei und Fleischmarkthalle veranstalten", so Fabienne Stocker.

Unter dem Namen "Toujours Kultur!/Piazza del Cinema" verwirklicht man bis zum 19. September, zusammen mit anderen Institutionen wie beispielsweise Sau e.V., Kohi, Kinemathek, Werkraum, Jubez, Jazzclub und einigen mehr, ein interdisziplinäres Programm für Kinder und Erwachsene und für um die 100 Besucher.

Ziel sei es, den Karlsruhern eine Stück Kultur zurückzugeben. Das Programm von "Toujours Kultur!" umfasst Konzerte (über)regionaler Künstler aller Genres, Impro- und Straßentheater, Kleinkunst, Poetry und Science Slam, Stand-Up-Comedy, inklusive Theaterworkshops und Tanz, "während sich Piazza del Cinema ums Kinoprogramm kümmert".
Natürlich freue man sich, so Stocker final, weiterhin über Spenden für die angeschlagene Musik-Institution Substage. Der aktuelle Spendenstand sorge dafür, dass der Club bis mindestens November 2020 überleben könne.

Vita von Fabienne Stocker
1974 in Landau/Pfalz geboren 1995 Abitur am Goethe-Gymnasium Seit 1993 tätig als selbstständige Konzertveranstalterin gemeinsam mit Frank Ehrmann unter dem Namen Manic Turtle Productions (MTP 2005 Magister Artium an der Fridericana Karlsruhe in Literaturwissenschaft/ Philosophie/ Kunstgeschichte Von 1993 bis 2004 im Substage gearbeitet als Thekenkraft/ Veranstaltungsleiterin von 1993 bis 2004 Seit 2014: Booking und Veranstaltungsleitung im Substage, dort seit 2019 2. Vorstandsvorsitzende Seit 2015 Künstlerbetreuung Hauptbühne Das Fest Seit 2014 selbstständige Produktionsleiterin/Tourneeleitung unter anderem für Die Ärzte, Die Toten Hosen, Dropkick Murphys, Portugal.the Man