Herr Stublic, wie haben Sie von den Schlosslichtspielen erfahren?
Aus verschiedenen Quellen - durch meine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik bin ich regelmäßig in Karlsruhe. Zuletzt war ich künstlerisch mit einem Projekt im Landesmuseum am Schloss aktiv - zusammen mit dem Szenographen Paul-Harang habe ich mit "Karl Wilhelms Traum" mit der Geschichte des Karlsruher Schlosses auseinandergesetzt.
Was hat Sie bewogen, an den Schlosslichtspielen teilzunehmen?
Das Schloss und die Stadtgeschichte interessieren mich sehr - ich wollte mich mit dem Themenkomplex nochmal in einem größeren Format auseinandersetzen. Da ich Karlsruhe sehr gut kenne, regelmäßig dort bin und über die Jahre hinweg öfters und zum Beispiel auch im ZKM ausgestellt habe, freute ich mich natürlich über diese Möglichkeit.
War es die erste Show in dieser Art?
Nein, das nicht, aber die größte Show in dieser Dimension. Seit 2006 arbeite ich an Video-Projekten an wechselnden Architekturen im öffentlichen Raum in unterschiedlichen Dimensionen - viele davon im Ausland.
Wie sind Sie auf die Fassade gekommen – wie haben Sie die Veranstalter überzeugt?
Meine gute Verbindung nach Karlsruhe und zum ZKM haben sicherlich positiven Einfluss gehabt – es geht nicht immer um maximale Internationalität, sondern auch um Kenntnis des Ortes. Ich habe initiativ ein Konzept präsentiert und wollte mit meiner Arbeit den Aspekt der Aufführung (des Schlosses) durch Kunst verstärken - im Entwurf wurde diese Auseinandersetzung deutlich und er hat gefallen.
Ich will in meiner Arbeit das Entertainment selbst als ein Aspekt der Aufführung nutzen und trotzdem erkenntlich im Bereich der Kunst bleiben. Das ist ein schmaler Grad, da Kunst im öffentlichen Raum immer leicht von der Showseite dominiert werden kann.
Doch die Zeiten ändern sich bereits wieder. Die Zuschauer werden zunehmend "medien-gebildeter" und daher kritischer, was Inhalte oder oft fehlende Inhalte anbelangt. Ein Mitveranstalter wie das ZKM hingegen hat bereits den nötigen kritischen Blick und dort waren wir wohl auf einer Linie.
Wie lange haben Sie an Ihrer Show gearbeitet? Wie kompliziert war es, die Show für die Schlossfassade zu konzipieren?
Das gliedert sich in die zwei Bereiche Konzeption und Gestaltung, sowie Produktion. Gedanklich habe ich mich sehr lange mit der Arbeit auseinandergesetzt - 2014 konnte ich bereits erste Ideen entwickeln und dann weiterführen.
Damit war die konzeptionelle Vorarbeit größtenteils 2015 abgeschlossen – als ich dann 2016 die Möglichkeit zur Produktion erhielt, galt es natürlich noch mal frisch ans Werk zu gehen – dank der Vorarbeit, war der relativ kurze Vorlauf im Frühjahr 2016 genug Zeit, ein gewachsenes Werk bis in den August hin zu produzieren.
Idealerweise sitzt man an einer Produktion dieser Größenordnung ein 3/4 Jahr. Da ich hauptsächlich in 3D arbeite ist die Arbeit ganz auf die räumliche Anordnung des Schlosses maßgeschneidert und die Komplexität und Schwierigkeit lag darin zu verstehen, wie man am besten auf dieser Fassade Inhalte darstellen kann.
Was steckt hinter der Show, was wollen Sie damit aussagen – was ist die "message"?
Meine Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Schlosses und was es heute darstellen kann. Theatralische Bezüge gibt es zu barocken Aufführung, zu denen - in gewisser weise das Schloss selbst gehört - und der vergangenen Machtstrukturen, bis hin zur heutigen vielfachen Nutzung als Touristenattraktion, historischer Stadtmittelpunkt, Erholungsort (Schlossanlage) und jetzt aktuell: Aufführungsort. Es ist somit ein vielschichtiger Blick auf das Schloss in all diesen Facetten.
Ein wichtiger Aspekt stellt die Dramaturgie der Aufführung dar, welche sich nicht ausschließlich mit der lichten, schönen Seite des Karlsruher Schlosses begnügt, sondern über das Bühnenhafte das volle Format mit mystischen, unerklärten, dunklen Elementen enthält.
Die Arbeit ist damit auch ein Ausflug in die Geschichte der Bühnenwelt. Moderne Elemente, die wir heutzutage im Show- und Eventbereich haben, mischen sich mit Fragmenten des Schlosses und antikisierten Skulpturen. Auf einer metaphorischen Ebene werden alt und neu, erstarrte Form und bewegtes Videobild, auf dem Schloss als Hauptdarsteller, zusammengebracht
Die Show "palaced_stage" von Alxeander Stublic ist noch am Samstag, 17. September, um 22 Uhr sowie von Sonntag bis Mittwoch, 18. September bis 21. September, jeweils um 21.30 Uhr auf der Fassade des Karlsruher Schlosses zu sehen. Das ganze Programm der Schlosslichtspiele gibt es hier (Link führt auf externe Seite)
Wer ist Alexander Stublic?

Mechanismen der Wahrnehmung sind seit Jahren das Hauptthema des Medienkünstlers Alexander Stublic. Besonders in ortsspezifischen Auseinandersetzungen mit Architektur kommen zeitgebundene Medien, wie Licht, Video und Ton zum Einsatz, um urbane Räume anders erlebbar zu machen. Dabei verändern sich permanent Fragen und Methoden der Intervention. Mit neuen Techniken und 3D- Objekten und VR stellt er in seinen jüngsten Arbeiten das Eindringen von Simulation in das Reale in den Vordergrund. Er absolvierte seine Studien in Medientheorie, Philosophie und Medienkunst an der HfG-Karlsruhe. Neben Ausstellungen im ZKM Karlsruhe, Kunsthalle Baden-Baden, Kunsthalle Mannheim, folgen internationale Festival-Teilnahmen, wie dem Steirischen Herbst, Filmfestival Seoul, viper, transmediale. In den vergangenen Jahren konnten Kunstprojekte im öffentlichen Raum, wie die Bespielung des Uniqa Towers in Wien oder der Licht-Kunst Stelen bei Osram in München oder der Galeria de Arte Digital in São Paulo realisiert werden. Seit 2008 lehrt Alexander Stublic an der HfM Karlsruhe und der HfG Karlsruhe und an der HbK-Saar, wo er eine einjährige Gastprofessur für Medienkunst und Design innehatte. Er lebt und arbeitet in Berlin.