Der Konzertbericht von Patrick Wurster
Zuvor hatte die Local-Fraktion um die Prog-Rocker Mareefield, die Stoner-Psychedelia-Truppe Electro Baby und die Gewinner des "New Bands Festivals" 2009, Sonic Avalanche, mit ihrem Indie-Pop die undankbare Aufgabe, das Publikum vor die Bühne und damit ins Nass zu locken.
Dann lädt eine erblondete Miss Platnum zur rumänischen Hochzeit: deftig-kalorienreiche Kost auf und wilde (Regen-)Tänze vor der Bühne. Wer keinen grünen Unterstand findet, spannt den bunten Schirm zu volksmusikalischen Südosteuropasounds verquirlt mit HipHop-Beats und R'n'B.
Flankiert von zwei Balkan-Sisters, Bass, Drums, Percussion und einem Brass-Trio bestehend aus Trompete, Tuba und Posaune trotzt die rumänische Berlinerin mit "Give Me The Food", dem Kate-Bush-Cover "Babooshka", "Mercedes Benz" oder "Why Did You Do It" bestens gelaunt dem Karlsruher Schmuddelwetter; zuerst im pinken Kleid mit schräg sitzendem Hütchen, dann im Türkisfarbenen samt weißem Umhang, aber immer schön schrill und goldbehängt.
Ein "Mercedes Dance" der E-Klasse
Der Style spielt bekanntlich auch beim Top-Act des Abends eine gewichtige Rolle und fast könnte man meinen, sie hätten sich abgesprochen: Jan Delay aka Jan Phillip Eißfeldt wie üblich im dunkelrosa Hemd, türkisangehauchtem Sakko zum weißem Hut, Krawatte und Sonnenbrille liefert dem "Fleischberg" - wie er die mittlerweile dicht gedrängte Ansammlung auf dem Mount Klotz getauft hat - samt seiner Kombo Disko No.1 einen "Mercedes Dance" der E-Klasse: e wie extrem-gut! Selbst der Regen hat sich mittlerweile verzogen und scheint begeistert innezuhalten, wenn der Hamburger am edelmetalverknauften Stock losnäselt und zeigt, dass er beim "Fest" um ein Vielfaches besser aufgehoben ist, als auf der Alternastage von "Rock am Ring".
Funk, Disco, Soul, Partytime - das Publikum feiert die Truppe, aus der sich im Laufe des Auftritts die Delaydies, seine drei Backgroundsängerinnen, lasziv in den Vordergrund shaken dürfen, von der ersten Nummer an. Er dankt's derbe mit flotten Sprüchen, den Hits "Türlich, türlich", "Large", "Feuer", "Oh Jonny" und "Klar". Kurzweilig ist der Gig auch wegen der Mitmach-Action wie dem Reise-Nach-Jerusalem-Spielchen "Freeze", unterlegt mit MC Hammers "Can't Touch This".
Auch fürs Beginner-Medley - jener Dreiertruppe mit der er als Eizi Eiz in den 90ern durchgestartet ist - bedient sich Jan Delay diverser Fremdkompositionen und lässt zu "Everybody" von den Backstreet Boys, Ushers "Yeah!" und "This Is How We Do It" von Montell Jordan die "Füchse" ausm Bau - bis das Hemd ein einziger Schweißfleck ist und er sein Sakko wieder überstreifen muss. Karlsruhe ist klargemacht.