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Karlsruhe: "Neubeginn?": Andreas Helmling zur Ettlinger Tor Skulptur

Karlsruhe

"Neubeginn?": Andreas Helmling zur Ettlinger Tor Skulptur

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    Andreas Helmling hat die Ettlinger Tor Skulptur entworfen.
    Andreas Helmling hat die Ettlinger Tor Skulptur entworfen. Foto: Bildhaueratelier Andreas Helmling

    Herr Helmling, Sie haben die "Ettlinger Tor Skulptur" vor 13 Jahren entworfen. In einfachen Worten: was stellt sie dar?

    Die Aufgabenstellung war 1998, für die Landesaustellung im Schloss, 150 Jahre Revolution in Baden ein großes Zeichen zu schaffen. Das Ettlinger Tor, welches die Revolution damals "miterlebt" hatte und kurz danach abgerissen wurde, sollte dazu neu entstehen. Dieses mal aber auseinandergerissen, um die Zerrissenheit der Menschen und Familien damals zu zeigen, ein Teil umgestürzt als Zeichen für Revolution, Umwälzungen. Es ist gleichzeitig ein weit geöffnetes Tor, um die postrevolutionäre Offenheit und Freiheit mit einem europablauen Kunstwerk zu feiern.

    Am Wochenende wurde die von Ihnen geschaffene Skulptur am Ettlinger Tor abgebaut. Was ist das für ein Gefühl?

    In der Presse wird geschrieben von "Vierteilung" (eine sehr derbe mittelalterliche Hinrichtungsart für Kindsmörder und staatsfeindliche Revolutionäre - und Künstler wie Jörg Ratgeb), von Beerdigungstimmung, Zerstörung und der Ungewissheit über den tatsächlichen Wiederaufbau beziehungsweise immer noch ungeklärten Zwischenaufbau, dass der Informationsaustausch mit der Stadt Karlsruhe und der Kasig nicht funktioniert hat. Was meinen Sie, wie sich der Künstler da fühlt? Und natürlich bedaure nicht nur ich, dass eine prägnante Großkulptur nun aus dem Stadtbild verschwindet, die damals auf Bitten des Badischen Landesmuseums und des Oberbürgermeisters der Stadt Karlsruhe zusammen mit zahlreichen Sponsoren entstanden ist.

    Der Karlsruher Oberbürgermeister Heinz Fenrich ist dafür, die Skulptur möglichst schnell wieder aufzubauen und hat als Standort das "Schwarzwaldkreuz" an der Karlsruher Südtangente ins Spiel gebracht. Was halten Sie von der Idee?

    Ich freue mich natürlich, dass es diese Bemühungen gibt, die Skulptur, die für viele ein Wahrzeichen von Karlsruhe geworden ist, weiterhin ins Stadtbild zu integrieren. Die Situation in direkter Verlängerung der Via triumphalis an einem wichtigen, zentralen Stadteingang zwischen Bahnhof und Südtangente Richtung Ettlingen ist für ein Ettlinger Tor sicherlich gut und passend. Es ist etwas schade, dass es hier weniger begehbar und lediglich noch besehbar sein wird. Grundsätzlich sind Kunstwerke wie Lebewesen. Sie können sich auch an anderen neuen Standorten behaupten, Raum greifen und Kraft und Selbstbehauptung ausstrahlen.

    Die Skulptur hat einen klaren örtlichen Bezug - laut der Kasig ist aber noch offen, ob sie nach Abschluss der Bauarbeiten zur Kombilösung wieder am Ettlinger Tor aufgebaut werden kann. Könnten Sie sich dauerhaft mit einem alternativen Ort anfreunden?

    Der eigentliche Standort der Ettlinger-Tor-Skulptur ist natürlich das Ettlinger Tor. Selbst die Kasig wirbt in ihrem Baustellenhaus K-Punkt und in jeder Publikation mit meiner Skulptur als Identifikationszeichen für den Standort.

    Eine russische Architektin schrieb mir heute: "Das Ettlinger Tor wurde demontiert. Ohne das Tor nun hat der Platz seine ästhetische Eleganz verloren. Es ist leer geworden - nichts spricht jetzt die emotionale Wahrnehmung an. Die Gestimmtheit des gebautes Raumes ist verloren, die Lichtakzente, die blaue Attika, - am Hintergrund: Marktpatz, Kirche, Pyramide, Barockschloss... - die Wechselwirkung zwischen uns und der Stadt."

    In Karlsruhe tut sich derzeit sehr viel - das Stadtbild wird sich nicht zuletzt wegen der Kombilösung sehr stark verändern. Juckt es Ihnen als Künstler da in den Fingern, hier wieder künstlerisch tätig zu werden?

    Den gestaltenden Künstler juckt es gewissermaßen immer, tätig zu sein. Es gibt infolgedessen auch einige Arbeiten von mir in der Region Karlsruhes, und wenn es die Stadt Karlruhe selbst einmal "juckt", mich um die Realisierung einer Gestaltung anzufragen, bin ich natürlich gerne mit meiner Kraft und Phantasie dabei. Zahlreiche Gemeinden in Deutschland arbeiten gerne und oft wiederholt mit mir zusammen.

    Im Moment gestalte ich gerade eine große Skulpturengruppe für ein Landesturnfest in Neckarsulm, wofür ich angesprochen wurde, nachdem ich letztes Jahr mit einer hervorragenden Karlsruher Landschaftarchitektin zusammen dort einen neuen Ortsplatz mit vier großen Skulpturen gestalten konnte.

    Fragen: Felix Neubüser

    Andreas Helmling wurde 1959 in Heidelberg geboren und lebt heute in der Pfalz. Seine Werke sind derzeit unter anderem im Vollack Forum I (Karlsruhe, Am Heegwald 26) und im Forum 32 "Licht und Wohnen" (Karlsruhe, Karlstraße 32) zu sehen. Weitere Informationen auf der Homepage des Künstlers unter www.helmling.info.

    Das Interview ist der Auftakt zu einer neuen ka-news-Serie "Zum Thema", bei der in loser Folge Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport zu einem aktuellen Thema zu Wort kommen.

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