Dort zimmern Up To Vegas gerade ihr Rock'n'Roll-Set zu Ende, als KT Tunstall um halb acht auf der Hauptbühne beginnt, in die Saiten zu greifen. Schotten sind als geizig bekannt, hier geizt aber eine ebensolche (mit chinesischen Vorfahren) nicht mit Talent.
Der Konzertbericht von Tobias Frei und Patrick Wurster
Mal elektrisch verstärkt, mal akustisch (und solo wie beim feinen Bangles-Cover "Walk Like An Egyptian") gibt es von Anfang an keinen Zweifel an der Klasse der Sängerin, die auch schon zu "New Pop"-Ehren kam. Ihr mit rauer Stimme vorgebrachter "Prada"-Hit "Suddenly I See" beschließt dann einen überaus soliden Gig, dem Hügel hat's gefallen.
Mal elektrisch verstärkt, mal akustisch, immer schön: KT Tunstall (Foto: ka-news) |
Der bebt zum ersten Mal so richtig, als gegen 21.30 Uhr die Brote die Bühne betreten. Die drei Dynamos des deutschen Raps sind bester Laune und wie schon so viele vor ihnen erstmal vom monumentalen Bild des Mount Klotz beeindruckt. Beeindruckt ist auch die "Fest"-Meute angesichts des Hitreichtums des Trios, die mit "Emanuela" und "Bettina" auch gleich mal die Fährte legen, der es zu folgen gilt. Obwohl nur inoffizielle Headliner - den "Fest"-Samstag abschließen durften Who Made Who mit ihrer Gratwanderung zwischen Pop, Clubsound und Rock - machen Fettes Brot klar, wen es hier am glücklicherweise halbwegs trockenen Samstagabend zu schlagen gilt.
Die inoffiziellen Headliner: Fettes Brot interpretieren 16 Jahre Bandgeschichte aufs Neue (Foto: ka-news) |
Wortgewandt und schlagfertig, wie es sich halt für echte Hamburger Jungs gehört, lassen die drei einen Gassenhauer nach dem anderen vom norddeutschem Stapel. Auch Hit-Singles wie "The Grosser" dürfen "An Tagen wie diesen" nicht fehlen - bei einem Auftritt, der Doktor Renz (Martin Vandreier), König Boris (Boris Lauterbach) und Schiffmeister (Björn Warns) als Entertainer erster Klasse ausweist. Mit einer tighten achtköpfigen Band im Rücken interpretieren die Brote die mittlerweile 16 Jahre Bandgeschichte aufs Neue - und so muss die zuletzt gestellte und Krokokeller-erprobte "Jein"-Frage ganz kräftig mit "Ja" beantwortet werden, wenn es darum geht, ob Fettes Brot den Hauptbühnen-Samstag als Sieger verlassen.
Eingesperrt auf der Zeltbühne: Mal Élevé und Carlito, Vorsänger der Irie Révoltés (Foto: ka-news) |
Auf der Zeltbühne ist die Sache noch klarer: "Haut les bras, les rebelles sont là", wirbeln die neun Köpfe der Irie Révoltés eingesperrt auf wenigen Quadratmetern über die für ihren Radius viel zu kleine Bühne. Die Heidelberger Band um die Brüder Mal Élevé und Carlito sind längst Großes gewohnt; ein Auftritt beim Kölner "Summer-Jam" ist für sie nichts mehr all zu Besonderes. Die schweißtreibende Reggae-Ragga- Dancehall-Show mit linkem Anspruchsdenken, französischem Gesang und Gast-MC Chaoze One fährt auch dem "Fest"-Publikum gehörig in die Beine, das ums gesamte Zelt herum die Flure dicht macht. Aber ein starker Auftritt auf der Zeltbühne ist traditionell eine Duftnote. Mit der Option auf mehr. Sie hätten die Chance heute schon genutzt. In wenigen Monaten erscheint ihr drittes Album. Und dann wird nicht nur deutscher Gesang eine weitaus bedeutendere Rolle spielen.