ka-news: Wie sind Sie persönlich zum Ballett gekommen?
Gabriele Stüber: Schon als kleines Kind war es mein größter Wunsch zum Ballett zu gehen. Und als meine damalige Lehrerin meinte, dass ich begabt sei, habe ich es einfach durchgezogen: Ich nahm Ballettunterricht am Badischen Staatstheater und irgendwann meinte der Direktor zu meinen Eltern, ich solle das doch zu meinem Beruf machen. Also bin ich nach der Mittleren Reife an die Staatsoper nach München, wo ich meine Prüfung abgelegt habe und mich nebenher im pädagogischen Bereich weitergebildet habe. Seit 20 Jahren unterrichte ich jetzt Ballett und organisiere alle drei bis vier Jahre Ballettabende für meine Schülerinnen.
ka-news:
Was waren Ihre Kriterien, nach denen Sie "Coppélia" für den diesjährigen Ballettabend ausgesucht haben?
Stüber: Ich finde "Coppélia" ist ein wunderschönes Stück mit ebenso schöner Musik von Leo Délibes. Zudem können hier neben den Profis auch viele Kleine in süßen Rollen untergebracht werden. Ich muss die zu spielenden Stücke schließlich auch nach Schwierigkeitsgrad und dem Stand meiner Schülerinnen aussuchen. Der Nachwuchs sollte langsam nachgezogen werden - das finde ich wichtig. Bei "La Fille mal gardée", das 1999 aufgeführt wurde, hatte ich beispielsweise Schülerinnen, die von ihrem fünften bis 18. Lebensjahr bei mir trainierten. Als die dann aufgrund von Studium oder Ähnlichem nicht mehr zur Verfügung standen, wählte ich das etwas leichtere Stück "Der Nussknacker" für 2003 aus.
ka-news: Wie viele Schülerinnen unterrichten Sie eigentlich?
Stüber: Ich trainiere 150 Elevinnen. Die Balletttänzerinnen für "Coppélia" sind dabei zwischen vier und 19 Jahren alt.
Swandila besticht durch Grazie trotz Eifersucht (Foto: pr) |
ka-news:
Wir reden die ganze Zeit von "-innen" - unterrichten Sie denn auch männliche Schüler?
Stüber: Ich habe nur drei Jungs, was ich sehr bedauere. Also, dass es nur drei sind, nicht dass es Jungs sind. Diese drei machen auch bei "Coppélia" mit. In anderen Ländern wie zum Beispiel Amerika, England oder Frankreich ist das übrigens ganz anders. Da nehmen mehr Jungs Ballettunterricht, beinahe so wie sie in Deutschland in Fußballclubs gehen. Ich denke, hier hängt das mit dem Klischee "Ballett-Tänzer gleich schwul" zusammen. Aber dem ist definitiv nicht so - das hat absolut nichts miteinander zu tun.
ka-news: Und wie sieht es mit dem Andrang weiblicher Schülerinnen aus?
Stüber: Bei denen ist es wie eh und je: Auch heutzutage besteht bei Vier- bis Sechsjährigen der Wunsch, Ballerina zu werden. Aber auch Jugendliche kommen in meine Schule, um Balletttanz zu erlernen. Es ist schwer, eine durchschnittliche Zahl pro Jahr zu nennen, aber der Zulauf ist wirklich gut.
ka-news:
Ist es nicht schwer, gerade den jungen Kindern die fürs Ballett notwendige Disziplin beizubringen?
Stüber: Oh ja. Vor allem durch das ich sag mal coole Leben heute mit HipHop und elektronischer Musik - da ist Disziplin nicht mehr so angesagt. Da kann mein Beruf schon mal anstrengend werden! Aber man muss eben den richtigen Mittelweg finden - eine Gradwanderung. Meine Kleinen sagen manchmal ich schreie lieb. Natürlich bin ich ein lieber Mensch, aber im Training muss ich eben auch streng sein. Nur so erreicht man sein Ziel. Und meine Elevinnen haben das verstanden.
Yasu Jung und Ekaiz Espino proben für die Glockenweihe (Foto: pr) |
ka-news:
Das klingt trotzdem stressig. Wie koordiniert man denn die Proben für eine Großveranstaltung wie "Coppélia"?
Stüber: "Coppélia" ist ein Stück aus drei Akten, in denen auch unterschiedliche Tänzer eingesetzt werden. Es ist also eine Sache der Organisation: Es wird jeden Tag im Wechsel mit zwölf Schülerinnen pro Akt trainiert: zwei Stunden der erste Akt, dann zwei Stunden der zweite Akt und so weiter. Das Ganze ist wie ein Puzzle, das man dann zum Handlungsballett zusammenfügt. Es gibt eine festgelegte Musik, und auch manche Szenen können je nach Technikstand der Schülerinnen übernommen werden. Für die anderen müssen noch Choreographien entwickelt werden. Der Aufwand lässt sich dabei nur schwer in Worte fassen - genauso wie die Anzahl der Trainingseinheiten. Alleine die Hauptsolisten proben bis auf Sonntags fast täglich.
ka-news: Woher bekommen Sie die Kostüme für die 150 Tänzerinnen?
Stüber: Die entwerfe ich selbst. Ich hole mir Rohlinge aus Amerika, England und Italien und verschönere sie dann nach meinen Vorstellungen. "Coppélia" spielt zum Beispiel in Ungarn. Dementsprechend folkloristisch sind dieses Mal die Kostüme. Sie sind natürlich anders, als wenn ich "Dornröschen" aufführen würde.
Noch sind es Trockenübungen: Swandila (Yasu Jung), Franz (Saskia Bonning) und Coppélia (Laura Cramer) (Foto: pr) |
ka-news:
Um was geht es in dem Stück eigentlich genau?
Stüber: Die Handlung des Stücks lässt sich nur äußerst schwer beschreiben: Die Geschichte der Puppe Coppélia spiegelt die zeitgenössische Faszination an Maschinen und mechanischen Puppen wider, sowie den romantischen Wunsch diese lebendig werden zu lassen. Jedoch setzt sich das Ballett auch kritisch mit diesem Wunsch auseinander, wenn die forsche Swanilda ihrem genarrten Geliebten die Augen öffnet und am Ende die Menschlichkeit die Oberhand behält.
Coppélia - das Mädchen mit den Glasaugen (Foto: pr) |
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Was kann man sich als Zuschauer von einem "Coppélia"-Besuch erwarten?
Stüber: Es ist ein fröhliches Handlungsballett mit vielen bunten Kostümen. Ein Highlight der Aufführung ist beispielsweise auch die Glockenweihe im dritten Akt, wenn die zwei Solisten ihr Grand Pas De Deux vorführen. Hierfür hat uns der Ballettdirektor aus Pforzheim extra einen Tänzer aus seinem Ensemble zur Verfügung gestellt, wofür ich sehr dankbar bin. Abgesehen davon empfinde ich das Stück aber von Anfang bis Ende beschwingend. Auf der Bühne ist immer etwas los und man schläft sicher nicht ein. Ein facettenreiches Stück, das sowohl pantomimen- als auch komödienreich ist. Ich denke, dass "Coppélia" das Publikum verzaubern wird. Selbst Leute, die mit Klassik nichts zu tun haben, werden Gefallen daran finden. Und das soll es auch vermitteln - sehr viel Spaß. Für die Zuschauer und die Akteure.
Die beiden Solisten führen im dritten Akt ihr Grand Pas De Deux vor (Foto: pr) |
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Und was wünschen Sie sich für die beiden Aufführungen?
Stüber: Ich freue mich, wenn viele Leute kommen - sowohl für mich, als auch für meine Schülerinnen. Seit Monaten werden andere Sachen zurückgestellt, um für "Coppélia" zu proben. Ziel ist es, dass die Leute sagen: "Super, das war schön!" Im Endeffekt ist der Applaus mein Lohn.
Karten für die beiden "Coppélia"-Vorstellungen - präsentiert von ka-news - am Samstag, 25. November, um 18 Uhr und am Sonntag, 26. November, um 16 Uhr zu Preisen von sechs bis 22 Euro sind im Vorverkauf erhältlich bei Mader Handarbeiten, Zunftstraße 2, in Durlach oder beim "Kurier", Amalienstraße 49 in Karlsruhe.