Der DVD-Tipp von Patrick Wurster
Zu Anfang des Hightech-Zukunftsmärchens ist auch niemand mehr da, mit dem er sich unterhalten könnte (mal abgesehen von seinem Freund, der Kakerlake): Die Menschheit hat ihren zugemüllten Planeten verlassen, aber vergessen, den letzten Roboter auszuschalten. Und der rostige, vom vielen Schuften gezeichnete Wall-E (kurz für Waste Allocation Load Lifter Earth-Class) tut weiterhin, worauf er programmiert ist.
So reflektiert Regisseur Andrew Stanton - wie es sich für guten Science Fiction gehört - nach dem obligatorischen Vorfilm ("Presto", der ein widerspenstiges Showkaninchen in den Lichtkegel stellt) über 98 Minuten das Hier und Jetzt, während er seine beiden Blechgesellen nahezu ausschließlich unter Zuhilfenahme von Körpersprache und den Soundeffekten von Ben Burtt emotionalisiert, der ja schon R2-D2 in der "Star Wars"-Saga das Piepsen (und Darth Vader das Atmen) gelehrt hat. Was bei "Cars" nicht richtig zünden wollte, läuft auf einmal wie geschmiert.
Dabei ist "Wall-E" noch weniger Kinderfilm als Pixar-Vorgänger "Ratatouille", der zwischen den Zeilen eine kluge Parabel auf Toleranz, Loyalität, Läuterung, Risikobereitschaft und Durchhaltevermögen vorträgt. Was hier noch stimmig als echte Familienunterhaltung verpackt war, könnte die Kleinen jetzt aufgrund seines hohen Niveaus ebenso mitunter langweilen wie die Großen, die sich wiederum an plump vorgetragener Konsum- und Kulturkritik stören: Unmündige, technikhörige Menschen, die nur noch Soft und Fast in sich hineinstopfen, unfähig ihren Gehapparat zu benutzen, werden im Zielgruppenspagat derart naiv dargestellt, dass die Botschaft an Wirkung einbüßt.
Während die einen mit ordentlich Schauwert (und einem in Dreck versinkenden Putzroboter) bei Laune gehalten werden, der in Sachen detailverliebter, realitätsgetreuer Animation (die Menschen wirken dabei mit ihrer Comicartigkeit jedoch wie Fremdkörper) einmal mehr neue Maßstäbe setzt, dürfen sich die anderen an den zahlreichen Sci-Fi-Reminiszenzen erfreuen.
Allen voran zitiert Stanton Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum"; von der ersten halben, nahezu dialoglosen Stunde über die Hal-Verwandschaft auf der Kommandobrücke des Raumschiffs Axiom, der neuen Heimat der planetenlosen Menschen, bis hin zum Ertönen von Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra". Und wenn die beiden schließlich Händen halten, festigt sich der Eindruck beim "Oscar"-Nominee: Pixars in jeder Hinsicht erwachsenste Liebeserklärung ans Trickfilmgenre.
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