Die Gruppe US5 fand am gestrigen Dienstagabend den Weg in die Fächerstadt und zeigte, dass auch über zehn Jahre nach dem Mega-Erfolg der Backstreet Boys das Thema Boybands (eine profitable) Zukunft hat. Bereits um 19 Uhr beginnt - präsentiert von ka-news - das fangerechte Konzert, doch die Treuesten säumten schon in der Frühe den Platz vor der Schwarzwaldhalle. "Ich bin seit der gestrigen Nacht hier und das lange Warten hat sich auf alle Fälle gelohnt", berichtet ein verschwitzter Fan in der ersten Reihe stolz. Und auch die mitgeschleppten Eltern - allen Teenies bis 14 Jahre wurde nur in Begleitung eines Erwachsenen Eintritt gewährt - haben bereits einen langen Vorbereitungsvormittag hinter sich: Plakate basteln, Kind an allen erdenklichen Stellen mit Liebesbotschaften bekritzeln und natürlich Kampfschreie üben.
(Young) Men In Black (Foto: ka-news) |
Begleitet von einem überdimensionalen Kreischkonzert und Digicam-Gewitter hüpft die deutsch-amerikanische Combo wie von einer Großpackung Duracell gespeist rund 90 Minuten ohne Pause über die Bühne und schmettert einen Song nach dem anderen. Bei zahlreichen "Richiiiiiiiiiiiiie"-, "Jaaaaaay"-, "Izzyyyy" und "Chriiiiiiiiis"-Schreien kann ein Laie gar nicht ausmachen, für welches Mitglied die etwa 2.200 Karlsruher Fanherzen am höchsten schlagen. Doch solange Mikel und Co. auf der Bühne ihre knackigen Sixpacks und zahlreichen Tattoos präsentieren, ist es egal, welches Mädchen ihre ganz private "Maria" ist. Fast schon zu heiß, liefern die 17 bis 24 Jahre alten Jungs hinter der Schattenwand sogar eine Stripeinlage, bevor sie ihren Zweitling "Just Because Of You" anstimmen.
Sanitäter mussten satte 55 Mal einschreiten
Kaum auf der Bühne wird die Luft in der Schwarzwaldhalle immer stickiger. Bereits bei den Vorgruppen wie "Big In America"-Teilnehmer Roger Moore öffnet die Security einige Türen Richtung Zoo, um Ohnmachts-Anfälle wie bei anderen US5-Konzerten zu verhindern. Doch auch in Karlsruhe zählen die freiwilligen Sanitäter insgesamt rund 55 Versorgungen. "Die meisten trinken viel zu wenig oder gar überhaupt nichts, um durchgehend in der ersten Reihe stehen zu bleiben. Dabei riskieren sie Kreislaufzusammenbrüche und Übelkeitsanfälle", weiß Johanniter-Einsatzleiterin Melanie Herrmann. So machen es an diesem Abend wohl nur die Muttis richtig, die sich abseits der Gefahrenzone mit ausreichend Trinken und Essen die Zeit vertreiben.
Hatten auf der Bühne ihre Fans fest im Griff: Jay und das Küken Richie (Foto: ka-news) |
Lou Pearlmans Goldjungs zeigen indessen Durchhaltevermögen und schwitzen sich beim Tanzen jegliche Flüssigkeit aus ihrem Körper. Hier ein Salto, da ein Rad und weiter geht's auch schon mit der nächsten Schrittfolge. Nur bei Balladen wie "Let It Go" und "Come Back To Me Baby" machen die gestriegelten Sänger auch mal Pause und verschnaufen auf Stühlen oder einer Treppe. "Es bedeutet uns sehr, sehr viel, dass ihr heute hier seid!", danken US5 immer wieder ihren Fans, denen sie schließlich ihren Sprung von Null auf die Pole-Position zu verdanken haben. Und genau diese sind es auch, die den gestrigen Abend schließlich zu einem ohrenbetäubenden Erlebnis machten, welches auch tags drauf immer noch den Schädel brummen lässt.