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Karlsruhe: Die Kunst der Schnäppchenjäger

Karlsruhe

Die Kunst der Schnäppchenjäger

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    ka-news: Frau Haupt, Ihre Galerie hat sich mit dem Umzug sehr verändert. Am alten Standort in der Lachnerstraße konnten die Künstler eine große Fabriketage von 90 Quadratmeter bespielen, die neuen Galerieräume sind kleinteilig und erinnern an konventionelle Büro- oder Wohnräume. Aus welchem Grund sind Sie hierher umgezogen?

    Margit Haupt: In der Lachnerstraße gab es zum einen so massiven Ärger mit der Eigentümergemeinschaft, dass für mich dort ein vernünftiges Arbeiten nicht mehr möglich war. Gleichartige Räume, die finanzierbar gewesen wären, habe ich nicht gefunden und mir war von vorne herein klar, dass ich Kompromisse eingehen musste. Der Reiz lag für mich dann in der totalen Veränderung. Das Problem des großen Galerieraumes lag auch darin, dass viele junge Künstler meinten, sie müssten den Raum konzeptuell und seriell bestücken, davon wollte ich weg. In den neuen Räumen werden sich die Ausstellungen wieder mehr auf kleinformatige Bilder konzentrieren. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht mit musealen Großraumkonzeptionen mithalten kann. Außerdem sind Großformate und grosse Installation in Karlsruhe nicht zu verkaufen.

    ka-news: Gibt es in Karlsruhe keinen Markt für solche Arbeiten?

    Margit Haupt: Nein, überhaupt nicht, weil es hier keine großen Sammler gibt. Es ist auch eine wirtschaftliche Frage, ob man sich einen großen Ausstellungsraum leisten möchte und kann.

    ka-news: Fehlen in Karlsruhe die Sammler? Kunst gibt es hier schließlich genug.

    Margit Haupt: In Karlsruhe hat sich eine für Galerien schlechte Tradition breit gemacht, denn die Sammler, von denen es hier schon einige gibt, rühmen sich, direkt in den Ateliers zu kaufen. Das kann man überall hören: Ich habe wieder ein Schnäppchen gemacht, ich habe direkt aus dem Atelier heraus gekauft. Es gibt in Karlsruhe viel Geld, aber es wird überwiegend direkt beim Künstler eingekauft. Diese Situation macht es den Galerien sehr schwer, wirtschaftlich zu arbeiten.

    ka-news: Es sind nicht nur Privatsammler, die sich ihrer guten Kontakte zu den Produzenten rühmen. Auch öffentliche Institutionen wie zum Beispiel die Städtische Galerie oder das Landratsamt kaufen gerne direkt in den Ateliers ein. Fehlt denn in Karlsruhe das Verständnis für die Rolle der Galerien innerhalb des Kunstbetriebs?

    Margit Haupt: Ja, dieses Verständnis fehlt völlig. Der Verband Karlsruher Galerien hat mehrfach das Gespräch mit der Stadt gesucht, doch dort steht man auf dem Standpunkt, Galerien seien Wirtschaftsunternehmen und müssten selbst sehen, wie sie über die Runden kommen. Es gibt in der Stadt kein Verständnis dafür, dass es für Karlsruhe wichtig ist, die Galerien in die Diskussion einzubeziehen, beispielsweise zum Thema Stadtmarketing.

    ka-news: Wie könnte Ihrer Meinung nach eine solche konzertierte Aktion aussehen?

    Margit Haupt: Das kann nicht im Hauruck-Verfahren geschehen. Eine kulturelle Atmosphäre muss stetig aufgebaut werden, man muss sich treffen, austauschen und im kleinen Kreis Gesprächsrunden bilden, zu denen auch Künstler hinzugezogen werden sollten. Wir brauchen keine Podiumsdiskussionen, bei denen jeder seine Befindlichkeiten äußert. Die Stadt sollte gemeinsam mit den großen Institutionen und Galerien ernsthaft an einem langfristigen kulturellen Konzept arbeiten. Aber dafür sehe ich in Karlsruhe keinen Ansatzpunkt.

    ka-news: Weshalb wird der Verband Karlsruher Galerien nicht selbst aktiv sondern wartet auf eine Einladung durch die Stadt?

    Margit Haupt: Wir hatten im Verband schon einmal die Idee entwickelt, dass die Stadt den Galerien ein Gebäude zur Verfügung stellt, sei es als Galerienhaus oder als Raum für Wechselausstellungen, der von den Galerien bespielt wird, um das Potential der Galerien zu bündeln und so zu stärken. Aber das funktioniert natürlich nur, wenn unsere Position als Galerien auch verstanden wird: Wir sind die Vermittler zwischen Künstler und Markt, und das ist gerade in Karlsruhe mit seiner Akademie und der Hochschule für Gestaltung wichtig.

    ka-news: Galerien haben durch ihre Präsenz auf internationalen Messen einen Werbe- und Wirtschaftseffekt, nicht nur für sich selbst und die von ihnen vertretenen Künstler, sondern auch für die Stadt. Auf Messen wird sehr genau registriert, in welchen Städten Galerien ansässig sind und wo es folglich eine interessante Kunstszene gibt. Andererseits ist die Teilnahme an einer Messe mit sehr hohen Kosten verbunden. Sind Sie regelmäßig auf Messen präsent? Gibt es von Seiten der Wirtschaftsförderung Unterstützung?

    Margit Haupt: Ich war zweimal auf den Messen in Frankfurt und einmal in Köln. Solange man am Anfang von den Veranstaltern als Newcomer eingestuft wird und günstige Konditionen erhält, ist das auch finanziell sehr interessant. Als ich allerdings das dritte Mal an der Frankfurter Messe teilnehmen wollte hieß es, ich sei ja nun renommiert und werde in die höhere Preisklasse eingestuft. Damit hatte sich meine Teilnahme erledigt. Vor zwei Jahren hatte ich mit zwei anderen Karlsruher Galeristinnen die Stadt wegen eines Zuschusses für unsere Beteiligung an der Art Cologne angesprochen, die Stadt war jedoch nicht bereit, uns zu unterstützen. Später haben wir noch einmal ein Konzept in dieser Richtung nachgeschoben, aber das Amt für Wirtschaftsförderung lehnte ab.

    ka-news: Wäre das nicht ein Thema für das Kulturfrühstück, das auf Initiative von Bürgermeister Ullrich Eidenmüller jeden letzten Freitag im Monat im Café Weinbrenner stattfindet?

    Margit Haupt: Der Rahmen ist mir dort zu weit gesteckt und zu unverbindlich. Die Stadt müsste erst einmal die Bereitschaft zeigen, das Thema Kultur konzentriert anzugehen. Für mich ist immer noch nicht klar, was die Stadt konkret erreichen möchte, wohin die Zielrichtung geht. Jeder weiß, dass in Karlsruhe etwas passieren muss, aber ich sehe nicht den ernsthaften Versuch, konkret etwas zu bewegen. Es muss mehr passieren, als dass man sich nur trifft und unverbindlich darüber spricht.

    Es gibt viel zu tun, reden wir darüber (Foto: ka-news)

    ka-news:

    Es gibt viel zu tun, reden wir darüber?

    Margit Haupt: Ja, und wenn etwas geschieht, dann ohne die notwendige Transparenz. Die Skulptur am Ettlinger Tor wurde beispielsweise ohne Ausschreibung und ohne Wettbewerb dort aufgestellt. Und die Stadt ist nicht bereit darüber nachzudenken, wie so etwas in Zukunft vermieden werden kann, sie behandeln das Thema einfach nicht. Sie könnten zum Thema Kunst im öffentlichen Raum ja auch den Rat von Fachleuten einholen, beispielsweise den der Galeristen.

    ka-news: Die Skulptur am Ettlinger Tor wurde von einem Karlsruher Unternehmen gesponsert und durchgesetzt. Nun gibt es aktuell eine Sponsoring-Initiative des Kulturreferats mit dem Ziel, den Kontakt zwischen Kunst und Wirtschaft zu fördern. Wie sehen Sie diese Initiative?

    Margit Haupt: Gegen Sponsoring ist nichts einzuwenden, solange die Möglichkeit besteht, sich über Inhalte und gestalterische Fragen auseinanderzusetzen. Wenn es zu keiner transparenten Auseinandersetzung kommt wie im Fall Ettlinger Tor, würde ich das sofort ablehnen.

    ka-news: Warum haben die Karlsruher Galeristen nicht im Vorfeld gegen die Skulptur am Ettlinger Tor interveniert?

    Margit Haupt: Weil wir nichts von dem Projekt wussten.

    ka-news: Dann scheint aber die Verbindung der Karlsruher Galerien zu den Entscheidungsträgern nicht sehr gut zu sein.

    Margit Haupt: Wir haben in Karlsruhe tatsächlich eine Situation, in der man sich eher als fünftes Rad am Wagen fühlt. Und ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch als Verband auf politischer Ebene keine Akzeptanz fänden, selbst wenn wir aktiver wären. Außerdem darf man den Verband nicht als homogene Gruppe sehen, dort spielen auch unterschiedliche Erfahrungen und Interessen eine Rolle. Es gibt in Karlsruhe schon deshalb keine mächtige Galerieszene, die ihre Interessen mutiger vertritt, weil es nicht sehr viele Galerien gibt. Die Arbeit als Galerist ist so zeitaufwändig, dass man auf politischer Ebene nicht permanent präsent sein kann. Vor allem, wenn von Seiten der Stadt nicht signalisiert wird, dass man an einer konkreten Zusammenarbeit interessiert ist. Die Galerien zeigen allein schon dadurch enormes Engagement, dass sie an diesem Standort durchhalten.

    ka-news: Das ZKM hat der Stadt Karlsruhe ja zweifellos einen Impuls gegeben. Merken Sie das als Galeristin?

    Margit Haupt: Nein, es gibt keine direkten Auswirkungen, ich habe seit der Eröffnung des ZKM nicht mehr Besucher oder Käufer.

    ka-news: Nach welchen Kriterien stellen Sie Ihr Programm zusammen und wählen die Künstler aus?

    Margit Haupt: Ich bin nicht festgelegt auf ein bestimmtes Programm, ein Künstler muss mich mit seinen Arbeiten überzeugen. Wenn ich auf ihn aufmerksam geworden bin, verfolge ich seine Arbeit ein bis zwei Jahre, besuche ihn im Atelier und beobachte, wie er sich entwickelt. Das, womit sich ein Künstler kontinuierlich beschäftigt, möchte ich wiederentdecken in seinen Zeichnungen, in seiner Malerei, auch in seinen Fotografien. Und sie müssen in ihrem Metier etwas Spezielles leisten und nicht die zwanzigste Version dessen reproduzieren, was schon bekannt ist. Meine Aufgabe ist es, dieses Spezielle herauszufiltern.

    Die Ausstellung mit Arbeiten von Peter Ackermann ist in der Galerie Margit Haupt, Stephanienstraße 42-44 noch bis zum 29. März zu sehen, Mittwoch bis Freitag von 15-18 Uhr und Samstag von 11-14 Uhr.

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