Liebe Musik-Freunde,
da hat die zuständige Redaktion tatsächlich einen echten Bock geschossen: Es ist schon eine kleine Frechheit, welche sich das ARD-"Nachtmagazin" da geleistet hat, titulierten sie doch den Waldbronner Musiker Max Giesinger als Mannheimer - schlampig recherchiert oder einfach nur ignorant?! Da werden sich sicher einige Zeitgenossen echauffieren müssen, obwohl es doch eigentlich nur um die Musik gehen sollte ...
Max Giesinger begann als klassischer Straßenmusiker
Schon die erste Single "80 Millionen" zeigt an, wohin die Reise geht: melodienseliger, ausgeruhter Pop/Rock mit durchaus erfrischenden, manchmal netterweise lokalbezogenen Texten, auch Coldplay klopfen an die hymnische Tür - kein ganz schlechter Beginn, zudem mit aktuell Platz 37 der deutschen Verkaufsliste veredelt, da geht noch was ... die Songs "Barfuß und allein" und "Nicht so schnell" kann man in die gleiche Schatz-Truhe stecken.
Max begann seine Karriere als klassischer Straßenmusiker - dann kam "The Voice Of Germany", Giesinger boxte sich bis ins Halbfinale durch, dies (wohl auch) geschuldet seiner Bühnenpräsenz und starken Songs - und schlecht aussehen tut er auch nicht gerade, nicht wahr, Mädels?! Die erste LP "Laufen Lernen" agierte leider ein wenig abseits der Öffentlichkeit, nichtsdestotrotz eine gelungene Produktion.
Zurück zum neuen Album: "Roulette" ist eine gediegene Halb-Ballade, bestimmt von einer treibenden, epischen Melodie, dazu schöne Chöre - gelungen! Auch "Ins Blaue" gefällt, die akzentuierte Koop mit Gast-Sängerin Elif wirkt mit ihrer federleichten Melodie. "Für dich, für mich" besticht dann durch seine feinen Harmonien, "Vielleicht im nächsten Leben" kommt leider ein wenig schwachbrüstig daher. "Melancholiker" dagegen hat ungemein was mit seinem Kopfstimmen-Refrain, definitiv einer der besten Tracks des Albums. Am Ende pendelt das Album mit "Der Junge, der rennt" in Richtung geschmackvollen Indie-Pops aus.
Der Junge rennt auf jeden Fall in die richtige Richtung!
Giesingers neue Scheibe ist nicht nur beachtenswerterweise in die Top 20 der deutschen Charts eingestiegen, sie sorgt auch für ziemlich viel Wirbel in der Medienwelt, prominent unterstützt diesmal von einem Major-Label. Wenn man das Haar in der Suppe suchen will, so könnte man konstatieren, dass die überwiegend Midtempo-Songs ab und an ein wenig dahinplätschern, dafür gibt es aber auch echte Highlights zu vermelden.
Natürlich wird hier nicht die Musik neu erfunden, das ist gut produzierter, manchmal gleichtönender, aber nicht zu unterschätzender Middle Of The Road-Pop mit Befindlichkeits-Lyrics und Hooks, für die andere Barden töten würden. Giesinger hat seine ganz eigene Art, Musik zu machen, so voll gelungener Melodien und sensiblen Worten. Alles in allem ein geglücktes Stück Musik, das einfach zu Max Giesinger passt; es wird seine Käufer finden, keine Frage, und den Waldbronner in andere Sphären hieven - der Junge rennt auf jeden Fall in die richtige Richtung!
Ich wünsche Ihnen ein schönes und vor allem kulturelles Wochenende!
Ihr Toby Frei