Der DVD-Tipp von Patrick Wurster
Nach seinem Moderatorenjob bei der Tittenparade "Tutti Frutti" wagte sich Hugo Egon Balder gemeinsam mit Jacky Dreksler ans Unterfangen, "Saturday Night Live" auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. In Wigald Boning, Olli Dittrich, Esther Schweins, Mirko Nontschew, Tanja Schuhmann und Stefan Jürgens fand er seine Stammmannschaft, die das bis dato eher unbekannte Unterhaltungsformat hierzulande mit famosem Erfolg und jeder Menge Nonsense etablieren konnte. Als achter Komiker darf nach Aussteigerin Sabine Aulmann und Einsteiger Tommy Krappweis 1997 Mark Weigel ran und ersetzt Jürgens als Anchorman beim zu "GNN - Gute Nacht News" umbenannten Nachrichtenblock.
Der wiederum baut seinen mehr denn je umjohlten Ranseier-Nachruf zur Solonummer aus, dazu gibt's Schweins als Feldbusch im Sextalk mit Verona und Schuhmann im "Piep"-Quiz als Buster mit aufgeblasenem Dolly-Dekollete, zum "A, Bäh oder Zäh"-Pausenfüller kommt der gewohnte Späselraß des um die gleichfalls frivol-verdrehten "Senen einer Zehe" erweiterten "Kentucky schreit ficken". Harry Klein und Stephan Derrick treffen auf ihre trantütigen Ebenbilder Fritz Wepper und Horst Tappert, der "Spocht" verspottet diesmal mit Vorliebe Franzi van Almsick und Mario Basler, "Zwei Stühle, eine Meinung" Reinhold Messner und Adolf Hitler, während die letzten Folgen der genialen Parodie "Schreinemakers ihre Schwester TV" laufen, sich die "Far Out"-Boys Pain und Splatter am extremen Fernbediening, Tramping, Bilding, Silvestering, Versteckspieling, Reise-nach-Jerusaleming und zum absoluten Höhepunkt Extrem-Samstag-Nachting versuchen, Ex-Bruder Gottfried vor sich hinmonologisiert ("Da gucken se, ne?") und der "Märchen-Man" dank Inge Meysels Zauberkugel nochmals einen Kurzauftritt absolviert.
Als Gäste grüßen wieder Branchenschwergewichte wie Hella von Sinnen, Dieter Pfaff und Ottfried Fischer; außerdem dabei sind in "Das Beste aus Staffel 5" Klaus Eberhartinger, Jan Josef Liefers, Richy Müller, Hans Meiser, Thomas Ohrner, Lutz Reichert, Michael Lesch, Armin Rhode, Peter Lohmeyer, Lilo Wanders, Jörg Knör, Rufus Beck, Uwe Ochenknecht, DJ Bobo, Jenny Elvers, Mark Keller, Christoph Waltz und Dieter Bohlen, der mit Blue System ("Anything") als einziger auch musikalisch ran darf sowie praktisch alle aufstrebenden und schon wichtigen deutschen Comedians dieser Zeit von Ingo Appelt, Rüdiger Hoffmann, Gaby Köster, Roberto Capitoni, Markus Maria Profitlich bis Atze Schröder, die vielfach ihre Karrieren als "Samstag Nacht"-Dauerbrenner zündeten.
In den letzten beiden Jahren der Show hatte es immer wieder Gerüchte über den Ausstieg dieses oder jenes Ensemblemitglieds gegeben, womit die Mannschaft auch öfters in ihren Nummern kokettiert; und trotz aufgepepptem Vorspann und frischer Studiokulisse sind im Rückblick durchaus Abnutzungserscheinungen auszumachen. Doch als Jürgens am 23. Mai 1998 zum Finale Grande in der 30. Folge ein einziges Mal als erfolgreichster Engel aller Zeiten in Ranseiers Rolle schlüpft, Die Doofen "Time To Say Goodbye" anstimmen und Simone Thomalla nach der Zeugnisvergabe durch Piet Klocke die obligatorischen Verabschiedungsworte spricht, geht nach fünf Jahren eine Erfolgsgeschichte zu Ende, ohne die unsere heutige Fernsehlandschaft wohl längst nicht so viel Spaß verstehen würde.
www.myspace.com/turbinemediagroup www.samstagnacht-dvd.de