Es sind bekannte Gesichter, die da auf der Fest-Hauptbühne stehen: Klaas Heufer-Umlauf ist sowieso der bunte Hund des (Privat-)Fernsehens, Mark Tavassol, der Ex-Bassist/Gitarrist der immer noch wunderbaren Band Wir sind Helden. Nach der Programm-Ansage geht es dann aber eher verhalten los.
Gloria bewegen sich auf den bewährten Pfaden gelungenen Deutsch-Pops, da gibt es selten Ausreißer nach oben. Aber: Das ist ein grundsolider Gig, den die Band da abliefert, schöne, simple und melodiöse Pop-Songs - nicht mehr, aber auch nicht weniger! Kann man auch gut zuhause hören!
Klaas hat natürlich wie immer den Schalk im Nacken und lockert das Ganze mit launigen (aber auch dezidiert politischen) Kommentaren auf. Heufer-Umlauf ist ein höflicher, (immer noch) junger Mann, aber ist diese Bühne nicht noch ein bisschen zu groß für den gebürtigen Oldenburger? Hmm ... der Frontmann ist natürlich stimmlich limitiert, schlägt sich aber durchaus achtbar.
Der Gloria-Sound überzeugt mich weitestgehend, manchmal ein bisschen zu glatt, aber das passt schon. Die (gute) Band überrascht mich dahingehend auch ein Stück weit. Zwischendurch ein kleiner Shuffle-Pop, und natürlich schauen die musikalischen Influencer Tomte und Kettcar rein stilistisch vorbei - da sind am Fest-Samstag immer wieder mal veritable Kleinode dabei.

Klaas schwärmt (und "schleimt" ein bisschen ) derweil vom Fest, das werden die Macher um Martin Wacker gern gehört haben. Die finale Frage (mit Augenzwinkern) nach einem sehr ordentlichen Gig aber bleibt: Wo ist Joko? Das Ende des Auftritts wird vom klassischen "Rocky"-Theme begleitet - kultig! Jungs, ihr könnt mit neuem Material gerne wiederkommen!
Materia ist ein großartiger Rapper, fürwahr
Marteria ist ein großartiger Rapper vor dem Hip-Hop-Herrn, dazu Model und guter Fußballer - vor allem ist er aber vielschichtiger Künstler. Seine Show beginnt, und man bleibt mit offenem Mund erstmal entrückt stehen: Was für ein Hammer rollt denn da an? Eine megafette Sause kündigt sich an! Um es vorwegzunehmen: Es wird eine epische Rap-Show, die auch Nicht-Fans mitreißt, das ist pure Energie da auf und vor der Bühne!
Die Stimmung ist gleich regelrecht überbordend, ganz ehrlich: Die Hügel-Atmosphäre bekommt einfach jeden (Künstler). Wirklich jeden! Da gibt es kein emotionales Entrinnen - Bouncen ist angesagt in der Klotze! Und während Long Distance Calling auf der Feldbühne ihr (großartiges) Tagwerk verrichten, reißt Marteria am Hügel regelrecht die Hütte ab!
Was beeindruckt, sind die sehr persönlichen Lyrics von Marteria! Der vor Energie geradezu berstende Künstler ist ein echter Missionar des deutschen Rap und ballert smoothe, aber auch rhythmische vertrackte Tracks raus. Mit "Verstrahlt" wird dann der erste echte Klassiker platziert, auch "Lila Wolken", das großartige "Marteria Girl" und "Scotty beam mich hoch" kommen supergut.
Freaky, funky und experimentell
Dann kommt Marterias Alter Ego und Kunstfigur Marsimoto zum Einsatz, der Gutes, aber auch Verstörendes performt, das ist die hohe Schule - freaky, funky und experimentell. Aber dann: Es wird regelrecht ravig, eine riesige Party steigt in der "Klotze". Es ist unfassbar, so was hat man beim Fest selten gesehen. Legendäre Momente voller Intensität! Was auf der Hauptbühne passiert, geht definitiv in die an Highlights nicht arme Fest-Geschichte ein! Ein Wahnsinn! Wer nicht dabei war, kann das später mal nicht seinen Enkeln erzählen. Mit Augenzwinkern!

Man kann in Worten kaum ausdrücken, was sich da am späten Samstagabend in der "Klotze" abspielt. Nur soviel: Marteria verbringt die letzten Momente eines epochalen Konzerts halbnackt mitten im Getümmel vor der Bühne. Hat man sowas schon gesehen? Sorry, dass ich mich hier so in Superlativen ergehe, es war einfach ein perfektes Geschehen! Der Autor ist ja inmitten tosenden Regens in die Günther-Klotz-Anlage geradelt, wird aber im Laufe dieses Abends musikalisch mehr als entschädigt. Danke, Marteria!
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