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Karlsruhe: Der Nebenbuhler in meinem Bett

Karlsruhe

Der Nebenbuhler in meinem Bett

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    An seiner Stelle schlüpft Enrico zusammen mit der halben Bürgerschaft in das riesige Bett der lebenslustigen Serafina. Mit diesem fulminanten Finale errang der buffo-erfahrene Regisseur Andreas Geier einhellige Zustimmung für eine musikalisch wie szenisch ansprechende Inszenierung von Donizettis kleinem Meisterwerk.

    Rossinis Buffa als Opernzirkus

    Ungleich schwerer hatte es dagegen Carl Philip von Maldeghem, der mit Rossinis "L'inganno felice" ("Der geglückte Betrug") den Doppelabend eröffnete. Denn der Einakter des Neunzehnjähigen stellt wegen der heiklen Mischung von ernsten und komischen Elementen besondere Anforderungen an das Aufführungsteam. Maldeghem setzte ganz auf die Märchenhaftigkeit des Stoffes und ließ drei kecke Mädchen als "Schutzengel" auftreten, die - ähnlich wie die drei Knaben in der "Zauberflöte" - immer wieder helfend in Handlung eingreifen. Man gewann jedoch schnell den Eindruck, dass hier des Guten zuviel getan wurde und ein überflüssiger Opernzirkus mit echtem Pony, Seifenblasen, Luftballons und Glitzerkram das Spiel um die unglückliche Herzogin Isabella überlagerte. Zudem wirkten die Sänger auf der extrem breiten Bühne von Heinz Balthes merkwürdig verloren, so dass der intime Charakter von Rossinis früher "Buffa farsa" unter diesen ungünstigen szenischen und räumlichen Bedingungen nicht zur Geltung kommen konnte.

    Musikalisch war der "Geglückte Betrug" trotzdem eine Entdeckung, weist die Partitur doch Arien und Ensembles auf, die den Vergleich mit späteren Opern Rossinis nicht zu scheuen brauchen. An erster Stelle sind hier Luiz Molz als Bergwerksführer Tarabotto und Christian Rieger als Handlanger Batone zu nennen, die in einem grandiosen "Spaghetti-Duell" die aberwitzige Deklamation Rossinis adäquat realisierten. Klangschön die empfindsamen Charaktere Susanne Cornelius als Herzogin Isabella und Peter Marsh als Bertrando, wobei der Tenor seiner Partie stellenweise einen zu heroischen Anstrich verlieh. Dae-Hee Shin komplettierte als sonorer Intrigant Ormondo das Besetzungsquintett.

    Ein Apotheker ist immer im Dienst

    Anders als Rossinis stilistisch uneinheitlicher Einakter ist Donizettis "Nachtglocke" eine temporeiche, volkstümliche Oper aus einem Guss. Das kleine Werk bietet zahlreiche Gelegenheiten für Situationskomik, Verkleidungsszenen und parodistische Effekte, die die Darsteller des Staatstheaters auch beherzt ergriffen. Aus dem homogenen Ensemble ragte Christof Fischesser als Don Pistacchio hervor, der die nervige Verkrampfheit des Apotkekers sängerisch wie schauspielerisch schön entfaltete. Glänzen konnte auch Tero Hannula als Enrico, der seinem Kontrahenten als baguettebewehrter Franzose, als heiserer Opernsänger und als hypochondrische Matrone schwer zusetzte. Jolanta Kuznik sang eine souverän-kecke Serafina, während Rosemara Ribeiro als geschmeidige Madama Rosa eine muntere Kleinstadtgesellschaft anführte.

    Überzeugend diesmal auch das Bühnenbild: In der Mitte der weit geöffneten Bühne hatte Heinz Balthes einen stilechten Apothekerladen aufbauen lassen, vor dem sich die (Kissen-)Schlachten um das Ehebett von Don Pistacchio weitgehend abspielten. Die Badische Staatskapelle unter der Leitung von Wolfgang Heinzel steigerte sich im Verlauf des Abends und überwand in Donizettis Einakter jene Zurückhaltung, die ihr bei Rossini noch anzumerken war. Trotz des szenisch nicht geglückten ersten Teils bietet der Karlsruher Doppelabend insgesamt eine reizvolle Begegnung mit wenig gespielten Kurzopern von Rossini und Donizetti.

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