"Das Bourne Ultimatum" ist quasi eine einzige Verfolgungsjagd voller Zweikämpfe und Ortswechsel. Doch diesmal stellt sich der Agent ohne Erinnerung endgültig den Rätseln seiner Vergangenheit. Im (vermeintlich) letzten Kapitel der Bourne-Reihe wird das Geheimnis um seine Person gelüftet: Jason Bourne und wir werden endlich erfahren, wie er Jason Bourne wurde, und wer er wirklich ist.
Der Kinotipp von Matthias Walz
Dem Regisseur Paul Greengrass (auch für "Die Bourne Verschwörung" verantwortlich) darf man zu einem furiosen, mit Adrenalin gefüllten und grandios inszenierten Action-Thriller gratulieren. Wer entspannt im Sessel sitzen möchte, kann dies zu Hause tun - "Das Bourne Ultimatum" lässt den Zuschauer wie seinen Protagonisten nicht zur Ruhe kommen.
Die Waterloo Station in London: Jason Bourne will endlich seine Identität erfahren... (Foto: pr) |
Vor fünf Jahren konnte man miterleben, wie Matt Damon als bewusstloser Mann aus dem Meer gezogen wurde ("Die Bourne Identität"). An sein früheres Leben hatte er keine Erinnerung. Er fand heraus, dass er ein Auftragsmörder der CIA mit der konstruierten Scheinidentität von Jason Bourne war.
...und trifft sich mit dem Journalisten Simon Ross (Foto: pr) |
Auf der Flucht vor der eigenen Organisation, die Killer auf ihn gehetzt hatte, wollte er untertauchen und ein neues Leben beginnen. Als seine Freundin Marie Kreutz (Franka Potente) getötet wurde ("Die Bourne Verschwörung"), tauchte er in die Agentenwelt des US-Geheimdienstes ein, um herauszufinden, wer den Mord an seiner Person beauftragt hatte. In "Das Bourne Ultimatum" will Jason Bourne endlich erfahren, wie alles begann.
In Paris macht ihm Maries Bruder Martin (Daniel Brühl) schwere Vorwürfe. Der immer noch unter Amnesie leidende Bourne reist nach London, um den Journalisten Simon Ross (Paddy Considine) zu treffen, der in einer Zeitung über den Fall "Jason Bourne" schreibt.
Im Gegensatz zu Pamela Landy hält Noah Vosen (r.) Bourne für gefährlich... (Foto: pr) |
Bourne hofft, Informationen über das CIA-Projekt "Blackbriar" zu erhalten, dessen Drahtzieher auch hinter dem ominösen Projekt "Treadstone" steckten und Bourne zur Killermaschine ausbildeten. Klar, dass Simon Ross längst beschattet wird.
CIA-Abteilungsleiter Noah Vosen (David Strathairn) will Bourne, den er immer noch für eine große Gefahr hält, eliminieren lassen und setzt dazu den letzten lebenden "Treadstone"-Attentäter Paz (Edgar Ramirez) auf ihn an. Zudem wird die Spionage-Expertin Pamela Landy (Joan Allen) in die Fahndung nach Jason Bourne eingeschaltet; sie setzt sich allerdings (inzwischen) für ihn ein. Und auch in der CIA-Agentin Nicky Parsons (Julia Stiles) findet er eine Verbündete.
Nicky Parsons hilft Bourne (Foto: pr) |
Höher, schneller, weiter! In diesem Fall bedeutet das höheres Tempo, schnellere Schnitte - und eine weitere Fortsetzung? Bournes Odyssee erstreckt sich über drei Kontinente. Die Reise geht von Moskau über Paris, London und Tanger bis zum fulminanten Showdown auf den Straßen von New York. Bourne wird von der ersten Filmminute an dauerhaft von feindlichen Agenten, Profikillern oder der Polizei bedroht. Das Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen, überträgt sich auf den Zuschauer. Und der sitzt Fingernägel kauend vor Leinwandbildern, die quasi im Sekundentakt ausgetauscht werden.
Dabei ist es wahrlich eine Herausforderung, die spektakulären Verfolgungsjagden, Faustschläge oder Schusswechsel visuell zu erfassen. Die einen mögen vielleicht die schnellgeschnittenen Bilderfetzen und die "Wackeloptik" des Films verfluchen, die anderen werden den schnellen Rhythmus, den Videoclip-Stil samt pulsierender Filmmusik von "Das Bourne Ultimatum" lieben.
Fakt ist, dass die rasanten Bilderfolgen, ruckartigen Zooms und Schwindel erregenden Handkamera-Aufnahmen auf der Rezipientenseite für Spannung und Nervösität sorgen. Noch extremer als in den ersten beiden Teilen der Bourne-Saga lässt "Das Bourne Ultimatum" seine Hightech-Muskeln spielen. Apropos Muskeln: Matt Damon ("Departed - Unter Feinden" (ka-news berichtete)) spielt die durchtrainierte Tötungsmaschine schnörkellos und überzeugend.
Jason Bourne ist immer auf der Flucht: Ob über den Dächern von Tanger... (Foto: pr) |
Der Hollywood-Mime verzieht in dem Action-Reißer kaum einmal eine Miene. Warum auch gute Miene zu bösem Spiel machen? Dafür ist seine Figur Jason Bourne zu desillusioniert von den Mechanismen des Geheimdienstes. In einer Welt der Spionage ist ein Menschenleben kaum etwas Wert.
...oder in den Straßen New Yorks. Aber er stellt sich den Rätseln... (Foto: pr) |
Neben dem Hauptdarsteller fährt "Das Bourne Ultimatum" einen qualitativ hochwertigen Stab an Schauspielern auf: Scott Glenn ("Das Schweigen der Lämmer"), David Strathairn ("L. A. Confidential") und Albert Finney ("Miller's Crossing") sind allesamt Charakterdarsteller, die dem Streifen zusätzliches Format geben.
...seiner Vergangenheit: Wer ist Jason Bourne wirklich? (Foto: pr) |
"Das Bourne Ultimatum" bietet actionreiche, intelligente und spannende Kino-Unterhaltung voller Ablenkungsmanöver und ist ein würdiger Abschluss der Triologie. Aber was heißt schon Abschluss? Die Schlussszene lässt die Tür für weitere Bourne-Abenteuer einen Spalt breit offen.
Bei seiner Hatz über den Globus sucht Jason Bourne auch auf den Karlsruher Filmleinwänden des Filmpalastes am ZKM, der Kurbel und dem Universum nach seiner wahren Identität.