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Der ka-news-Kinotipp

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    "Die wichtigen Tore schieße ich nur, wenn du dabei bist", hat der "Boss", wie der torgefährliche Draufgänger von allen genannt wird, einmal zu ihm gesagt. Helmut Rahn ist nicht nur Matthias' Idol, er ist längst sein Ersatzvater geworden. Seinen leiblichen Papa hat Matthias noch nie gesehen. Doch das soll sich schon bald ändern: Zusammen mit seinem großen Bruder Bruno (Mirko Lang), seiner Schwester Ingrid (Birthe Wolter) und der Mutter Christa (Johanna Gastorf), die ihre drei Kinder elf Jahre lang alleine groß gezogen hat, wartet er auf einem Essener Bahnsteig auf einen Zug mit Spätheimkehrern.

    Unabdingbare Phase der digitalen Postproduktion

    Hier wäre wohl auch Toni Turek machtlos gewesen (Foto: pr)

    Ein Mann, der deutlich älter aussieht als er ist, entsteigt dem Zug, verwechselt erst mal seine Tochter mit seiner Frau und schenkt dem Ergebnis seines letzten Heimaturlaubs kaum Beachtung. Hurra, Richard Lubanski ist wieder da. "Endlich sind wir wieder eine richtige Familie", freut sich die Mutter - und ahnt gleichzeitig, dass es bis dahin noch mindestens so weit ist wie vom sibirischen Kriegsgefangenenlager bis zu der Kneipe in Essen-Katernberg, die seit Kriegsende für den Lebensunterhalt der Familie sorgt.

    Jahrelang träumte der Regisseur und Ex-Fußballer Sönke Wortmann davon, aus der Geschichte des "Wunders von Bern" einen großen Kinofilm zu machen. Nach langer Vorbereitung konnte dieser im Sommer 2002 in der Schweiz und vor allem im Ruhrgebiet gedreht werden. Danach begann die für einen historischen Film mittlerweile unabdingbare Phase der digitalen Postproduktion. Und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen: Grandiose Bilder, die unverfälschten 50er Jahre-Zeitgeist wiederspiegeln, dazu noch amüsante Randgeschichten, wie etwa jene um die Entstehung des Herberger-Spruchs "Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten": Die Hotelputzfrau hat dem Weltmeistermacher nach Wortmanns Dafürhalten diese Weisheiten gesteckt.

    Wenn schon Familiendrama, dann mit der gebotenen Sensibilität

    Müssen erst zueinander finden: Sohn und Vater Lubanski (Foto: pr)

    Doch spielt Wortmann unnötigerweise foul am Zuschauer und dafür gebührt im völlig zurecht die gelbe Karte: Viel zu schnell geht die Entwicklung von Vater Lubanski vonstatten. Denn wenn schon ein Familiendrama, dann aber auch bitte mit der nötigen Sorgfalt und Sensibilität. Für den Wandel des Kriegsheimkehrers, zu Anfang aus Unsicherheit noch der Tyrann des Familienfriedens, hin zur liebevollen Vaterfigur aus dem Bilderbuch, genügen eine ordentliche Ansprache von Mutter Lubanski und ein Gespräch mit dem Pfarrer um den Spätheimkehrer wieder auf den richtigen Weg zu lotsen.

    Und Matthias - zuvor noch vielfach arg gepeinigt - hat plötzlich ach so viel Verständnis für das fiese Verhalten seines Vaters. Hier hätte Wortmann besser noch die ein oder andere Schlüsselszene integriert, um mehr Glaubwürdigkeit zu erlangen. Dennoch: "Das Wunder von Bern" thematisiert einen herausragenden Moment deutscher Sportgeschichte und seit einigen Tagen hat sich ein kleines Kino-Wunder hinzugesellt - Volltreffer! In Karlsruhe ist Anstoß in der Schauburg sowie im Filmpalast am ZKM.

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