Mit spürbarer Faszination widmet sich Merkle besonders dem Privatleben Carl Wilhelms und wartet dabei mit vielen Informationen auf, die so bisher noch nicht veröffentlicht wurden. Carl Wilhelm, unglücklich in der ihm aufgezwungenen Ehe, flüchtete zuerst in eine von vielen Erfolgen gekrönte militärische Karriere. Privat scheiterte er zweimal dabei, sein Glück mit einer Geliebten zu finden. Infolge nahm er sich sexuelle Freiheiten heraus wie kaum ein anderer Herrscher seiner Zeit. Über 20 "natürliche" (uneheliche) Kinder listet ein Anhang auf, zu denen er sich bekannte und die er alle und auch deren Mütter gut versorgte.
Der ka-news-Buch-Tipp von Martin Kuld
Für sein kleines von Kriegen gebeuteltes Land baute er eine leistungsfähige Verwaltung auf und sanierte die Finanzen. Er sorgte für eine nachhaltige Forstwirtschaft, förderte den Anbau von Tabak und Kartoffeln und unterstützte den Aufbau von Manufakturen. Zu seinen Verdiensten gehörte auch stets die Toleranz gegenüber Andersgläubigen.
Der Autor charakterisiert den Markgrafen als eine Persönlichkeit, die alles, was er anpackte, mit allen Fasern seines Wesens tat und Mittel und Wege fand seine Träume zu leben - als Regent, Offizier, Liebhaber von Theater, Frauen und Blumen. Der Leser wird nach der Lektüre dieser engagierten Biographie fasziniert und überzeugt zustimmen - ein Buch, das bisher gefehlt hat.
Hans Merkle, Carl-Wilhelm - Markgraf von Baden-Durlach und Gründer der Stadt Karlsruhe Eine Biografie, Verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher, 2012, 240 Seiten mit 41 zum Teil farbigen Abbildungen, 19,90 Euro