Bundeskanzler Adenauer macht mit seiner Tochter Urlaub im Schwarzwald. Es ist die Zeit, in der politisch um Wiedergutmachungszahlungen für Israel gerungen wird. Israel benötigt das Geld, aber radikale zionistische Gruppierungen lehnen dies ab und planen ein Attentat auf ihn. Ein entsprechendes Sicherheitsaufgebot soll dies verhindern. Der israelische Geheimdienst entsendet Rosa Silbermann nach Deutschland. Sie kam in den 1930er Jahren aus Köln nach Israel und kennt die Bühlerhöhe aus ihrer Kindheit von Urlauben mit ihren in Auschwitz getöteten Eltern. Sie soll die Ehefrau eines Agenten spielen und den Kanzler unauffällig beschützen.
Erste Hausdame im Hotel ist die energische Sophie Reissacher, die kurz vor Kriegsende aus dem Elsass geflohen ist, weil sie mit einem deutschen Besatzer zusammen war. Sie strebt nach gesellschaftlichem Aufstieg und würde hierfür alles geben. Im nahegelegen Plättig-Hotel arbeitet die junge Agnes, die noch aus der französischen Besatzungszeit schlimme Erinnerungen mit sich trägt, die sie am Ende einholen.
Attentat in der Bühlerhöhe
Die (fiktive) Handlung, welche nur einen kurzen Zeitraum umfasst, geht zügig voran, dabei wechselt die Autorin immer wieder die Perspektive. Mal ist es Rosas Blick, die als Agentin ihre Aufgabe erledigt, dann treibt die Hausdame Sophie das Geschehen im Hotel voran oder Agnes, die in der Umgebung wohnt und das Areal bestens kennt. In Rückblenden erfährt der Leser das Lebensschicksal der drei Frauen. Bestens dabei eingefangen die Gedankenwelt und das Lebensgefühl der frühen 1950er Jahre - für die heutige Lebenswelt nur noch schwer nachvollziehbar.
Brigitte Glaser beherrscht das Schreiben und Erzählen. Das Buch hat Tempo und Spannung, kaum Längen. In der schwül-heißen Luft eines Sommergewitters kommt es dann zum Mordversuch auf den Kanzler und zu einem unvermuteten Handlungsumschwung. Ein Thriller, ein Frauenbuch, ein historischer Roman - auf jeden Fall beste Unterhaltung.
Brigitte Glaser: Bühlerhöhe, List Verlag Berlin 2016, 448 Seiten, 20 Euro